Die Anhänger von Viktoria Köln konnten ziemlich lange in ihren Träumen schwelgen, die – wie üblich in dieser Stadt – groß waren. „V Siege bis Europa“, stand vor dem Anpfiff des Pokalduells gegen Eintracht Frankfurt auf einem Transparent vor der Fantribüne des Drittligavereins; das Spiel mit dem Buchstaben „V“, das auch die römische Fünf darstellen kann, gehört hier zur Folklore. Am Ende verloren die Kölner durch eine frühes Tor von Ellyes Skhiri und einen sehr späten Treffer durch Ansgar Knauff etwas unglücklich 0:2 gegen den Favoriten vom Main, dessen Anhänger im Gegensatz zu den Kölnern weiter vom Gewinn des DFB-Pokals träumen können.
Eintracht-Trainer Dino Toppmöller hatte seine Mannschaft im Vergleich zum 3:3 gegen Borussia Dortmund gründlich umgebaut. Mario Götze und Kevin Trapp fehlten aufgrund von Beschwerden im Rücken, für den Torhüter spielte Ersatzkeeper Jens Krahl. Zudem waren Makoto Hasebe, Niels Nkounou, Jessic Ngankam und Jens Petter Hauge neu in der Startelf. Oumar Marmoush, der beim 3:3 gegen Dortmund alle drei Tore geschossen hatte, erhielt unterdessen eine Pause.
In dieser neuen Formation konnten die Frankfurter ihren Offensivspektakeln gegen Helsinki (6:0) und Dortmund (3:3) kein neues Kapitel hinzufügen. Zu Beginn kontrollierten sie das Spiel mit eigenem Ballbesitz, auf der Suche nach Lücken, und das schien auch ganz gut zu funktionieren. Nach ersten vielversprechenden, aber noch unvollendeten Angriffsversuchen führte schließlich eine Ecke zur frühen Führung. Fares Chaibi schlug den Ball in den Strafraum, Robin Koch verlängerte zum langen Pfosten, wo Ellyes Skhiri zum 0:1 traf (14.).
Nicht nachlassen
Es war ein typisches Skhiri-Tor, das der Tunesier in ähnlicher Form immer wieder erzielt, das die Eintracht allerdings dazu zu verführen schien, erstmal etwas weniger intensiv arbeiten. In der Folge ereignete sich nicht mehr viel in den Strafräumen. Jedenfalls bis zu dem Weckruf in der 32. Minute, als David Philipp auf den Weg zur ersten großen Möglichkeit der Viktoria in ein Sprintduell mit Koch geschickt wurde. Torhüter Krahl bugsierte den anschließenden Schuss über die Latte, doch es folgte umgehend eine noch bessere Torchance. Denn die anschließende Ecke landete auf dem Kopf des freistehenden Moritz Fritz, abermals musste Krahl den Ausgleich verhindern.
Spätestens jetzt sollte den nicht mehr ganz so scharf spielenden Frankfurtern klar geworden sein, dass sie nicht nachlassen dürfen gegen diesen Gegner, der sich hier in der jüngeren Vergangenheit mehrfach denkwürdige Pokalduelle mit Bundesligaklubs geliefert hat. Vor zwei Jahren verloren sie ein kleines Drama gegen die TSG Hoffenheim nur knapp 2:3 nach Verlängerung, und im laufenden Wettbewerb besiegten sie den SV Werder Bremen ebenfalls nach einem Rückstand 3:2. Dabei hatte sich der Sportpark Höhenberg in der ersten Runde gegen den Bundesligaklub von der Weser atmosphärisch in der Hand der Gäste befunden.
Das war auch an diesem Abend der Fall, denn dieses Stadion ist für Fans mit Faible fürs Traditionelle nicht nur deshalb interessant, weil es auf der gesamten Gegengerade ausschließlich Stehplätze gibt. Diese attraktiven Plätze werden bei Spielen wie diesen komplett den Gästefans zur Verfügung gestellt, und natürlich war die Partie mit 8343 Zuschauern ausverkauft. Es wurde ausgiebig gesungen, gefeiert und auch eine Menge Pyrotechnik gezündet, aber die intensive Unterstützung schien den Frankfurter Spielern immer weniger zu helfen. In der ersten Viertelstunde hatten sie sich noch mehrmals gut in den Strafraum der Kölner hineinkombiniert, nun wirkten sie zunehmend einfallslos.
Vielleicht legten aber auch die Rheinländer mehr und mehr ihren Respekt ab, jedenfalls war das Spiel nach der Pause insgesamt recht ausgeglichen, was Frankfurts Trainer Toppmöller nicht gefallen konnte. Nach gut einer Stunde schickte er dann Knauff, Dina Ebimbe sowie Marmoush für Ngankam, Tuta und Hauge in die Partie, die aber die nächste Kölner Chance auch nicht verhindern konnten. Nach einem Freistoß in den Strafraum kam Christoph Greger aus zwölf Metern zum Abschluss, Skhiri stand im Weg und verhinderte den Ausgleich (66.).
Die Viktoria riskierte nun immer mehr, was den Frankfurtern mehrere gute Kontersituationen bescherte, die aber immer wieder aufgrund von Ungenauigkeiten vergeudet wurden. Die größte Gefahr entstand noch durch einen Marmoush-Freistoß aus 18 Metern, den der Kölner Torhöter Ben Voll jedoch hielt (86.). Am Ende blieb die Defensive stabil, und in der 90. Minute vollendete Knauff einen Konter zum 0:2, der das Spiel entschied.
Die Frankfurter Fans konnten damit einen Sieg feiern, der gewiss nicht mehr lange erinnert werden wird, und für den Drittligaverein aus dem Kölner Osten war schon der Auftritt in dieser zweiten Runde ein beachtlicher Erfolg, der auch wirtschaftlich wichtig ist.