Das war knapp. Auf den allerletzten Drücker hat sich die Eintracht für die Gruppenphase der Conference League qualifiziert. Nachdem sich die Frankfurter Mannschaft von Trainer Dino Toppmöller schon vor einer Woche im Hinspiel bei Lewski Sofia schwergetan hatte und nicht über ein 1:1 hinausgekommen war, musste sie sich auch im Play-off-Rückspiel am Donnerstagabend mächtig strecken, um die Bulgaren mit zwei Toren entscheidend zu treffen.
Schütze des wegweisenden 1:0 war Einwechselspieler Jessic Ngankam, der beherzt und entschlossen in der 79. Minute einschoss. Auf den Rängen der mit 46.000 nicht vollends gefüllten Arena – der Unterrang der Nordwesttribüne blieb wegen früherer Fanverfehlungen auf Anordnung der Europäischen Fußball-Union (UEFA) leer – war die Freude über die späte Führung groß. Und sie steigerte sich noch einmal, als Ellyes Skhiri fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit auf 2:0 für die Eintracht erhöhte. Die Blicke der Fans, vor allem aber der Frankfurter Spieler und Verantwortlichen richten sich an diesem Freitag nach Monaco, wo von 14.30 Uhr an die Gruppengegner ausgelost werden. Start der Gruppenphase ist am 21. September.
Für den streikenden Randal Kolo Muani hat sich seine Arbeitsverweigerung bislang nicht negativ auf seine Nationalmannschaftskarriere ausgewirkt. Am Donnerstag, als seine Frankfurter Kollegen sich für die Gruppenphase der Conference League qualifizierten, berief Nationaltrainer Didier Deschamps den Eintracht-Angreifer in den Kader für die kommenden Länderspiele des WM-Zweiten. Der 24-Jährige gehört zum Aufgebot für das Europameisterschafts-Qualifikationsspiel gegen Irland am 7. September und das Testmatch gegen Deutschland fünf Tage später.
„Ich kenne Kolo gut, er ist ein sehr respektvoller Mensch“, sagte Deschamps, der die Mechanismen des Marktes kennt. „Das sind Situationen, die vorkommen können, wenn der Marktschluss näher rückt.“ Deschamps betonte gleichwohl, dass er „nicht alle Elemente“ habe, um die Situation beurteilen zu können.
Die Ausgangslage der Eintracht gegen Sofia war klar: Gegen Lewski musste ein Sieg her – egal wie. „Wir wollen versuchen, das Spiel so schnell wie möglich zu entscheiden“, sagte Sportvorstand Markus Krösche kurz vor dem Anpfiff. Da war viel Wunschdenken dabei, denn obwohl die Eintracht sofort das Kommando übernahm und die Bulgaren in deren Hälfte drängte, fehlte der Mannschaft der letzte Punch. Gefahr jedenfalls ging von den vielen Angriffsbemühungen nicht aus. Und als es trotzdem einmal gelang, in der 25. Minute in den Strafraum einzudringen, war es regelwidrig. Sturmspitze Omar Marmoush, der das vermeintliche 1:0 erzielte, stand knapp im Abseits.
Toppmöller präsentierte den Besuchern eine Mannschaft, die es in dieser Zusammenstellung noch nie gegeben hat. Neben Marmoush durfte sich beispielsweise der Amerikaner Paxten Aaronson in der Offensive austoben. Dass Abräumer Kristian Jakic für Hugo Larsson ausgewechselt werden musste (31.), war die Folge eines frühen Zusammenpralls (13.). Der Serbe hatte sich dabei einen Cut am Auge zugezogen.
Das Tor, das in der ersten Halbzeit gegen die unbequemen Bulgaren nicht fallen wollte, musste also im zweiten Spielabschnitt her. Junior Dina Ebimbe war der Erste, der es versuchte, doch sein Schuss strich am Tor vorbei (54.). Toppmöller erkannte, dass seine Mannschaft offensiv mehr Durchschlagskraft benötigte – und wechselte. Für Marmoush und Aurelio Buta kamen in der 70. Minute Ngankam und Jens Petter Hauge. Ngankam brauchte nur vier Minuten Anlaufzeit, um sich in eine exzellente Schussposition zu bringen. Doch auch er stand im Abseits. Besser machte es der Angreifer in der 79. Minute, als er nach Götzes Vorarbeit zum 1:0 einschoss. Ein Tor als Befreiungsschlag. Auf den Rängen brach großer Jubel aus, das Ziel Europa war zum Greifen nah. Keinen Zweifel am Weiterkommen gab es mehr, als Skhiri auf 2:0 erhöhte und mit seinem Treffer für kollektive Glücksgefühle sorgte.