Bei den Krawallen beim Zweitliga-Topspiel zwischen dem FC St. Pauli und Hannover 96 sind mindestens 15 Fans und 17 Polizisten verletzt worden. Zumindest einer der betroffenen Fußball-Anhänger habe in einem Krankenhaus behandelt werden müssen, teilte die Hamburger Polizei am Samstagmorgen mit. Ein Polizist habe mehrfache Brüche erlitten. Zur Zahl der Festnahmen könnten noch keine Angaben gemacht werden, hieß es. Die Kriminalpolizei hat demnach die Ermittlungen aufgenommen.
Die Ursache für die Ausschreitungen im Gäste-Fanblock am Freitagabend sei weiter unklar. Ein männlicher Fan wurde Polizeiangaben zufolge „erheblich attackiert“ und auch am Boden liegend noch getreten. Als die Polizei eingriff, kam es im Block zu heftigen Auseinandersetzungen zwischen Fans und Einsatzkräften. Die Partie war wegen der Vorkommnisse für etwa fünf Minuten unterbrochen und dann fortgesetzt worden.
Die Fanhilfen beider Klubs kritisierten das Vorgehen der Polizei in ersten Reaktionen bei X, vormals Twitter. Die Fanhilfe Hannover schrieb dort von einem „komplett unverhältnismäßigen Polizeieinsatz: Behelmte Einheiten stürmten ohne Grund den Gästeblock und sprühten Reizgas in die Menge.“ Die Organisation, die Fußballfans in genau solchen Fällen Rechtshilfe anbietet, kündigte eine detaillierte Schilderung der Vorfälle aus ihrer Sicht an.
„Gehören nicht ins Stadion“
Auch die Fanhilfe St. Pauli kritisierte den Einsatz der Polizei als „unangebracht und unverhältnismäßig“. Die Polizei selbst gab an, in den Block gegangen zu sein, um „Schlimmeres zu verhindern“. 96-Trainer Stefan Leitl und St. Paulis Coach Fabian Hürzeler verurteilten die Ausschreitungen. Teils waren heftige Prügeleien, Becher- und Stangenwürfe zu sehen. „Es sind Szenen, die nicht in ein Fußballstadion gehören“, sagte Leitl. „Natürlich ist es schwierig, dann wieder einen Spielfluss zu finden.“
Hürzeler befand ebenfalls, dass der Spielfluss unterbrochen war. „Es ist ja auch irgendwie menschlich, wenn dann neben Niko Vasilj auf einmal ein Fan auftaucht“, sagte Hürzeler über seinen Torwart, der sich in so einer Situation umdrehe und schaue, was dort passiert. Im Anschluss an die Partie seien Einsatzkräfte von Fans des FC St. Pauli im Stadtviertel mit Flaschen, Steinen und Pyrotechnik angegriffen worden, teilte die Polizei mit. Die Beamten hätten darauf mit dem Einsatz von Pfefferspray reagiert.
Das Spiel lieferte den Fans zuvor wenige Höhepunkte. Die Gastgeber waren nach einem ausgeglichenen Beginn das bessere Team. Johannes Eggestein verpasste die große Chance auf den Führungstreffer (16. Minute). Sechs Minuten später überwand Elias Saad zwar 96-Torwart Ron-Robert Zieler mit einem abgefälschten Schuss – der Treffer zählte wegen einer vorausgegangenen Abseitsstellung durch Flankengeber Oladapo Afolayan nicht.