Nach der verrückten Schlussphase beim 4:3-Heimsieg über Holstein Kiel blickt der FC Bayern nicht unbeschwert richtungsweisenden Aufgaben im Februar entgegen. „Natürlich müssen wir die Sinne schärfen“, sagte Sportdirektor Christoph Freund nach dem Bundesliga-Erfolg gegen den Aufsteiger.
Das betonte auch Trainer Vincent Kompany. „Die letzten zehn Minuten werden wir mit dem Team analysieren müssen. Kiel hat nie aufgegeben und immer an sich geglaubt“, sagte der Belgier. Die Münchner hatten durch Jamal Musiala (19. Minute), zwei Mal Harry Kane (45.+3./46.) und Serge Gnabry (54.) 4:0 geführt, bevor der Tabellenvorletzte durch Finn Porath (62.) und zwei Treffer von Steven Skrzybski (90.+1/90.+3) spät aufdrehte.
„Wenn es dann wild wird, spart es auch keine Körner“, sagte Mittelfeldchef Joshua Kimmich. „Es hat uns vor allem in der Hinrunde ausgezeichnet, dass wir die Spiele über 90 Minuten durchgezogen haben, dass wir den Hunger 90 Minuten auf den Platz gebracht haben. Und das geht uns jetzt ein bisschen ab.“ Eine Spitzenmannschaft ziehe „ihr Ding“ 95 Minuten durch.
Freund: „Das ist dann schade“
Der Vorsprung des Spitzenreiters auf Doublesieger Leverkusen ist zumindest bis zum Sonntag (17.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga bei DAZN), wenn Bayer auf Hoffenheim trifft, auf neun Punkte angewachsen. Es war für das Team von Kompany der erfolgreiche Auftakt in sieben Spiele in 28 Tagen, Höhepunkte sind die Playoff-Duelle in der Champions League mit Celtic Glasgow und der Meistergipfel mit Leverkusen.
„Nach einem 4:0 geht man einfach anders raus“, sagte Freund. „Das ist dann schade, dass man gewinnt und dann eigentlich mit dem Gefühl rausgeht, das war jetzt nicht so gut die letzten 20, 25 Minuten und wir haben es noch mal sogar spannend gemacht.“ Kapitän Manuel Neuer hob die gewonnenen drei Punkte hervor. Man habe sich das Spiel ein bisschen „kaputt gemacht“, räumt er ein. „Das ist ein bisschen ärgerlich, aber es bleiben natürlich am Ende immer die drei Punkte stehen, und das ist das Wichtigste“, sagte Neuer.
So oft wie Kane traf noch nie ein Bundesliga-Profi in seinen ersten 50 Spielen. Nach seinen drei Treffern beim 6:1 im Hinspiel begnügte sich Kane beim Rückspiel vor 75.000 Zuschauern mit zwei Toren. Nach einer wohldosierten Flanke von Kingsley Coman köpfte der 100-Millionen-Euro-Stürmer ohne Mühe zunächst zur 2:0-Pausenführung ein.
Gleich nach dem Wiederanpfiff, als die Bayern-Granden um Ehrenpräsident Uli Hoeneß noch nicht richtig Platz genommen hatten, schlug der 31-Jährige nach Vorarbeit von Coman und Raphaël Guerreiro wieder per Kopf zu. Erstmals in einem Bundesliga-Spiel traf Kane damit zweimal per Kopf. Nach einer knappen Stunde holte sich Kane vor reichlich englischen Wochen bei seiner Auswechslung den verdienten Beifall der Fans ab – und durfte rein ins Warme.
Musiala trifft wieder zweistellig
Coman wirbelte auf links, auf dem rechten Flügel machte Michael Olise Druck. Dieser war maßgeblich an Musialas Führung nach einem One-Touch-Angriff beteiligt. Joshua Kimmich hatte das Auge für Olise, der legte für Musiala auf. Musiala erzielte sein zehntes Saisontor und trifft damit die dritte Spielzeit in Serie zweistellig.
Die Kieler hatten es ihrem reaktionsschnellen Torhüter Timon Weiner zu verdanken, dass sie nicht höher verloren. Der 26-Jährige war – unterstützt vom Pfosten – bei einem frechen Freistoß von Kimmich vom Flügel zur Stelle (25.). Mit einer herausragenden Parade lenkte er nach Distanzschuss von Aleksandar Pavlovic zur Ecke (34.). Auch in Durchgang zwei bewahrte er sein Team vor Schlimmerem.
Ärgern musste sich der Tabellenvorletzte, dass er in Durchgang eins nicht schon getroffen hatte. Beim Stand von 0:0 tauchte Phil Harres frei vor Bayern-Keeper Manuel Neuer auf. Nur knapp verfehlte er das Tor (12.). Nach einem Konter war Neuer wieder geschlagen. Doch beim Schuss von Lewis Holtby, der nach Rot-Sperre wieder dabei war, rettete Minjae Kim kurz vor der Linie (26.).
Nach der Pause durften dann auch die Gäste jubeln. Nach Kanes zweitem Tor schlug aber erst mal der für Olise eingewechselte Gnabry mit einem satten Volleyschuss zu. Nach Kims Fehlpass ging es dann auf der anderen Seite ganz schnell und Porath ließ Neuer keine Chance. Bayern verpasste es wiederholt, noch höher zu gewinnen. Und wäre am Ende fast noch von den Kielern um Skrzybski bestraft worden.