Fast auf den Tag genau drei Monate waren zusammengekommen, in denen die Frankfurter Eintracht seit Mitte Mai kein Pflichtspiel zu bestreiten hatte. Der Klub nutzte die Zeit zu vielfältigen Veränderungen am und um den Kader, in der Hoffnung, dass sich Arbeit und Investitionen fortan in einer höheren Leistungsfähigkeit der Fußballmannschaft abbilden werden.
Der Aufbruch zu neuen Ufern gestaltet sich dabei am Montag schwierig, das Ergebnis fiel aus hessischer Perspektive aber annehmbar aus: Die Frankfurter setzen sich in der ersten Runde des DFB-Pokals nach einer klaren Steigerung in der zweiten Halbzeit bei Eintracht Braunschweig 4:1 Toren durch.
Sie lieferten nach einer Vorbereitung voller Höhen und Tiefen beim ersten wirklich wichtigen Termin in diesem Sommer, bei dem nicht mehr das Testen und Üben die Bemühungen kennzeichnete, eine Vorstellung ab, bei der sie den erwarteten Klassenunterschied in den entscheidenden Szenen zur Geltung bringen konnten.
Nur Kristensen in der Startelf
Auch ansonsten ließen sich die Hessen vom achtbaren Willen zum Widerstand, mit dem das Zweitliga-Schlusslicht antrat, nicht aus dem Konzept bringen ließ. So kamen sie auf nicht sonderlich spektakulär anzuschauenden Art und Weise ans Ziel, wobei schon auch ins Protokoll der Partie vor 21.201 Zuschauern gehört, dass sie nach Anlaufschwierigkeiten zielstrebig die Herausforderung absolvierten.
Der einzige von sieben Zugängen, den Toppmöller für die Startelf berücksichtigte, war Rasmus Kristensen. Mit dem Dänen als rechtem Abwehrmann setzten die Frankfurter auf eine Viererkette vor Torhüter Kevin Trapp, in der an zentraler Stelle Robin Koch und Tuta verteidigten, und links Niels Nkounkou auch seine Laufstärke nach vorne einbringen sollte.
Doch zunächst stand der Franzose erstmal schlecht postiert und kam zu spät in den Zweikampf mit Marvin Lee Rittmüller, so dass er sich nur mit einem Foul auf Höhe der Mittellinie zu helfen wusste und schon nach 93 Sekunden die Gelbe Karte sah; auch manche von den Kollegen initiierte Kombination blieb in den Füßen Nkounkous hängen, der, wenn er nicht rechtzeitig reagierte, schnell Gegenspieler auf sich zog.
Der Belgier Arthur Theate, der am Sonntag verpflichtet worden war und für den vom Deutschen Fußball-Bund (DFB) noch keine Spielberechtigung vorlag, stellt für Toppmöller erst an diesem Samstag bei der Liga-Ouvertüre in Dortmund eine zusätzliche Defensivoption dar. Einiges an Schwung nach vorne trug Kristensen bei, der, nachdem er seinen eigentlichen Auftrag erfüllt und mit Schneid die Bälle erobert hatte, die Kugel oft flott weiterleitete und sich selbst als Anspielstation anbot.
Ekitiké nimmt Vorreiterrolle ein
Ein Eckstoß von Farès Chaibi, der bei Koch landete, bescherte der Eintracht die erste nennenswerte Chance, doch der Kopfball war zu ungenau platziert, um Keeper Lennart Grill zu überwinden (11.Minute), gleiches galt für einen Versuch Hugo Larssons (45.). Ein Fernschuss von Johan Gómez verfehlte auf der anderen Seite das Frankfurter Tor (40.).
Unmittelbar nach dem Seitenwechsel kam der Angriff der SGE, in dem bis dahin vieles Stückwerk geblieben war, mächtig auf Touren. Hugo Ekitiké nahm dabei als Tempomacher die Vorreiterrolle ein, lief auf und davon, sah den im Rücken der Braunschweiger Aufpasser unbewachten Chaibi und servierte ihn mit einem technisch anspruchsvollen Außenristschlenzer die Vorlage, die der Algerier aus kurzer Distanz zur Frankfurter Führung vollendete (52.).
Und es kam für sie noch besser, abermals durch maßgebliches Zutun von Ekitiké. Auf das Konto des 22-Jährigen ging das 2:0, in dessen Entstehungsgeschichte er einleitend drei BTSV-Verteidiger narrte, dann mit Omar Marmoush hin und her passte, ehe er überlegt einschob (56.). Ekitikés nächster Streich folgte dann in der 61. Minute: Mit einem Linksschuss traf der Stürmer zum 3:0.
Damit war absehbar, zu wessen Gunsten sich die Dinge entwickeln würden. Braunschweig versuchte zwar, mit Wechseln für frische Energie im Schlussspurt zu sorgen, doch Toppmöllers Auswahl hielt mit Ruhe und einer im Vergleich zur ersten Hälfte deutlich spürbareren Entschlossenheit so dagegen, dass ihr Sieg nicht mehr in Gefahr geriet.
„Eine ganz reife Leistung“
Mit Ruhm haben sich die Frankfurter an diesem Abend nicht bekleckert, doch eine knifflige Aufgabe letzten Endes auch dank des Treffers von Igor Matanovic (87.), dem Braunschweig postwendend noch das 1:4 durch Levente Szabó anschloss (88.), so souverän gelöst, wie sich das für ein Team, das keinen Hehl um seine Ambitionen macht, gehört.
„In der ersten Halbzeit haben wir eine gute Kontrolle gehabt, sind aber nicht so gefährlich geworden, wie wir es wollten“, sagte Toppmöller in der ARD, „in der zweiten Hälfte haben wir mehr Zug und eine höhere Spielaktivität gehabt. Es war eine ganz reife Leistung meiner Mannschaft.“