Die einstige Globalisierungsgegnerin Giorgia Meloni ist bald eine „Weltbürgerin“. Der amerikanische Atlantic Council dekoriert die italienische Ministerpräsidentin an diesem Montag in New York mit dem „Global Citizen“-Preis, unter anderem zusammen mit dem griechischen Ministerpräsidenten Kyriakos Mitsotakis.
Im vergangenen Jahr bekam Olaf Scholz die Auszeichnung und er durfte sich, wie üblich, aussuchen, wer sie überreicht. Der Bundeskanzler wählte die WTO-Chefin Ngozi Okonjo-Iweala. Meloni hat indes eine kontroversere Wahl getroffen: Elon Musk wird nach ihrem Wunsch den Preis verleihen, was nach einem Bericht auf dem Portal „Politico“ bei einigen Mitgliedern des Atlantic Council wegen Musks häufiger Provokationen und seiner Nähe zu Donald Trump für Bauchschmerzen sorgt.
Auch Melonis restriktive Immigrationspolitik, ihre ablehnende Haltung bei „LGBTQ+“- Themen sowie ihre früheren Sympathien zu Russland sorgen angeblich für Unbehagen. Freilich ist es gerade ihre Wende hin zu einer pro-atlantischen und pro-ukrainischen Politik, die der Preis honoriert.
Meloni und Musk trafen schon öfter aufeinander
So gibt ihr der Auftritt die Gelegenheit, ihre Treue zu den USA von Joe Biden zu unterstreichen, sich aber auch für eine mögliche Präsidentschaft von Trump zu positionieren. Dem Unternehmer Musk steht sie nahe. Der Tesla- und Space-X-Chef beklatschte kürzlich auf seiner Plattform „X“ ihre restriktive Migrationspolitik.
Im Juni des vergangenen Jahres hatten die beiden im Regierungspalast von Rom ihr erstes „sehr fruchtbares Treffen“, wie Meloni schrieb, und „einen sehr herzlichen Moment“. Im Dezember lud sie Musk dann zu dem Jugendtreffen ihrer Partei ein. Der Unternehmer hielt auf der Bühne eine Lobrede auf Italien, bemängelte allerdings die schwache Geburtenrate des Landes.
Meloni rückt sich gerne als Freundin von Unternehmertypen ins Licht. Auf der Jahrestagung des Industrieverbandes Confindustria erinnerte sie in der vergangenen Woche an Adriano Olivetti, den Erfinder von Schreib- und Rechenmaschinen als Vorläufer der heutigen Computer.
Bei einigen Themen sind sich Musk und Meloni jedoch nicht einig: Ein Teil seiner zahlreichen Kinder stammt aus einer Leihmutterschaft, was die katholisch geprägte Meloni ablehnt. Sie stemmt sich auch gegen den „selbstzerstörerischen“ europäischen Green Deal mit dem Aus des Verbrennermotors im Jahr 2035. Diese scharfe Regulierung dürfte Musk als Verkäufer von Elektroautos bisher in die Hände spielen; auch er hat sich als Anwalt libertärer Ideen allerdings gegen harte Staatseingriffe gewandt.