Bis zum letzten Moment war nicht klar, ob es zu dem Treffen kommen würde. Doch am Freitag standen Wolodymyr Selenskyj und Donald Trump im Trump Tower in New York schließlich Seite an Seite und waren bemüht, die Meinungsverschiedenheiten nicht schon vor dem Gespräch zum Thema zu machen. Stattdessen sprach der ukrainische Präsident von „vielen Herausforderungen in der Ukraine und den Vereinigten Staaten“, die er mit Trump besprechen wolle. „Ich denke, wir sind uns darin einig, dass der Krieg in der Ukraine beendet werden muss“, sagte Selenskyj, und hob damit gleichsam den kleinsten gemeinsamen Nenner hervor.
Schon vor seiner Reise in die Vereinigten Staaten hatte der ukrainische Präsident gesagt, er wolle erst Präsident Joe Biden, dann aber auch den beiden Präsidentschaftskandidaten Kamala Harris und Donald Trump exklusiv seinen „Siegesplan“ vorstellen. Danach gefragt, äußerte Selenskyj am Freitag, es sei wichtig, die eigenen Pläne und Schritte zu teilen. Außerdem hoffe man, dass die Position der Vereinigten Staaten auch nach November weiterhin „sehr stark“ sein werde. Deswegen habe er sich mit beiden Präsidentschaftskandidaten treffen wollen.
Trump: Es gehören „immer zwei dazu“
Harris, die sich außenpolitisch allenfalls in Nuancen von Biden unterscheidet, versicherte dem Ukrainer vor dem Gespräch am Donnerstag abermals die bleibende Unterstützung Washingtons. Darin war auch eine Botschaft an Trump versteckt. Die Geschichte habe gezeigt, „dass die Vereinigten Staaten sich nicht vom Rest der Welt isolieren können und sollten“. Abschottung komme nicht Schutz gleich – eine Spitze gegen Trumps „America-First-Politik“.
Der Republikaner äußerte am Freitag, er werde „sehr hart daran arbeiten“, den Konflikt beizulegen, doch es gehörten „immer zwei dazu“. Es sei ein gutes Zeichen, dass Selenskyj und er sich nun zum Gespräch träfen. Es könne gut sein, dass es schon „lange“ vor seinem Amtsantritt am 20. Januar eine Lösung geben werde, sagte Trump weiter, nannte jedoch auch diesmal keine Details, wie er das erreichen will. Erst am Mittwoch hatte der Präsidentschaftskandidat Selenskyj auf einer Wahlkampfveranstaltung in North Carolina heftig angegriffen.
Er warf dem Ukrainer vor, dieser wolle keinen Frieden mit Russland. Selenskyj sei „wahrscheinlich der größte Geschäftsmann der Welt“: Er habe bei jedem Besuch Milliarden erhalten, ohne dass er ein Ende des Krieges zustande gebracht habe. Dabei sei ein „schlechter Deal“ besser als die fortlaufende Zerstörung in der Ukraine. Am Freitag dann ging Trump in einem Halbsatz noch einen Schritt weiter. Man werde einen Deal erreichen, sagte er, „der gut für beide Seiten ist“.