In dem kleinen Stadion Bilino Polje in Zenica kann man etwas Besonderes entdecken, das man in den großen Stadien in Madrid und München nicht entdecken kann: einen Baum mit grünen Blättern. Er steht natürlich nicht im Stadion, aber doch so nah daneben, dass auch die Stürmer im Strafraum ihn sehen können. Und wenn die Stürmer im Strafraum ihn sehen können, ist die Wahrscheinlich groß, dass sie den Ball gegen den Baum schießen könnten.
Am Freitagabend, an dem die deutsche Fußballnationalmannschaft in der Nations League wegen ihrer Tore mit 2:1 gegen Bosnien-Hercegovina gewonnen hat, steht der Stürmer Deniz Undav in dem Stadion in Zenica und sagt ins ARD-Mikrofon, dass er sich dort „ein bisschen wohlgefühlt“ habe. Er meint „die Umstände“. Er meint „den Platz“, den Rasen, auf dem der Ball nicht so schön rollte wie auf dem in Madrid und auf dem in München. Er meint, dass er endlich wieder in einem Stadion spielen durfte, in dem man mit dem Ball gegen einen Baum schießen kann.
Es ist nämlich noch nicht so lange her, dass Undav in einem Stadion kickte, in dem das mit ein bisschen Pech wirklich passieren konnte (bitte googeln: Wilhelm-Langrehr-Stadion). Er, der in Bremen aus der Werder-Akademie fortgeschickt worden war, spielte danach für den TSV Havelse in der Regionalliga Nord, für 400 Euro im Monat. Er fürchtete, dass seine Eltern denken würden, dass sie ihm Geld geben müssen, weswegen er eine Ausbildung als Maschinenführer anfing, womit er weitere 600 Euro im Monat verdiente.
„Er ist zu jedem identisch lustig, selektiert da nicht“
Er kaufte sich damals, so erzählte er es später der „Sport Bild“, nur Krautsalat und Toast und, wenn noch genug Geld da war, Mayonnaise. Und dafür, dass er mit wenig Essen und wenig Schlaf durch die Regionalliga reiste, ist es eh schon eine wunderbare Geschichte, dass er in dieser Saison bereits im Estadio Santiago Bernabéu in Madrid auflief (und ein Tor schoss) und in der kommenden Woche sowohl mit der Nationalmannschaft (Montag) als auch mit dem VfB Stuttgart (Samstag) im Stadion in München auflaufen wird.
Es ist in diesem EM-Sommer immer wieder die These formuliert worden, dass die deutsche Fußballnationalmannschaft auf einmal deswegen so gut funktioniere, weil dort sogenannte Arbeiter und sogenannte Künstler Seite an Seite kickten. Doch wenn man sieht, wie die Mannschaft seitdem ohne ihren größten Künstler, ohne Toni Kroos, spielt, kann man diese These mittlerweile zuspitzen: Sie funktioniert selbst in einem Spiel mit komplizierten Umständen wie in Zenica (kein Musiala, kein Havertz) ganz gut, weil sich Spieler wie Undav selbst die Rolle als Arbeiter erarbeiten mussten.
Later that evening, the national coach sits on the small podium in the small press room in Zenica and talks about Undav, the soccer player, and Undav, the soccer character. As a player, Nagelsmann says, he is “smart […] Degree” and is “extremely difficult to defend” because it has a “low center of gravity.” And as a character? “He’s a good rag.”
It's this phrase that immediately spreads across the internet, but it's another that should be spread because it reveals more about Undav and his value to the team. Nagelsmann says: “He is just as funny to everyone, he doesn’t select.” So he also annoys those who most people wouldn’t annoy.
The value of artists
On Friday he ensured that his team didn't have to worry with his goals in the 29th and 36th minutes. But as much as this reminded Undav of his worth, one should not forget that he lives from the art of artists.
This was noticeable because the highlight of the game was not one of Undav's goals, but Florian Wirtz's first assist. He sprinted into the penalty area and as the ball flew into it, with a sensational movement of his foot he passed the ball back to Undav with contact against the direction he was running. This is art. This was also noticeable when Julian Nagelsmann referred to the “good competition in the positions” when a reporter wanted to know whether Undav could now permanently claim a starting place for himself.
But when the German national team plays against the Netherlands in Munich this Monday (8:45 p.m. in the FAZ live ticker for the Nations League and on ZDF), there is a good chance that Undav will be allowed to start. Because the national coach knows that his striker can do both one and the other: the small stadium, but also the large one.