Wer Wein nicht nur für etwas hält, das zu Einladungen und Festtagen irgendwie dazugehört, wird sich unweigerlich mehr mit ihm beschäftigen wollen. Vielleicht, um eine Erinnerung an besonders gute Flaschen zu haben. Oder spielerisch zu verstehen, warum man aus roten Trauben auch Weißwein keltern kann. Oder um nachzuvollziehen, was Winzer eigentlich das ganze Jahr lang machen. Welche Angebote gibt es?
Sammelboxen für Korken
Viele Menschen bringen es nicht übers Herz, Korken einfach in den Müll zu werfen. Verständlich, denn jeder einzelne ist ein natürlich gewachsenes Unikat. Dazu kommen noch Unterschiede in Größe und Farbe, je nachdem, wie lange die geöffnete Flasche schon gelegen hat. Und natürlich der Korkbrand, mit dem Winzer diesem Stück Rinde der Korkeiche ihre persönliche Note geben. Statt diese Reminiszenz an eine gute Flasche erst mal in die hinterste Ecke des Küchenschranks zu schubsen, sollte man sich der Situation stellen: Sie mögen sich von den gezogenen Korken nicht trennen, dann stehen Sie dazu und geben diesen ein Zuhause! Ein solches herzustellen hat sich The Corkbox Company zur Aufgabe gemacht. In formschöne Boxen aus geöltem Holz werden die Korken einfach eingeworfen und dürfen dann hinter einer Scheibe bewundert werden. Die in vier verschiedenen Farben erhältlichen Gehäuse, die aber alle die Maserung des Holzes sichtbar lassen, besitzen einen sehr dekorativen Charakter und eignen sich als Eyecatcher im offenen Wohn- und Esszimmer. Für immer weggesperrt sind die Korken in den Schaukästen, die es für 250 oder 750 Korken gibt, übrigens nicht. Man kann sie öffnen und besonders gute Erinnerungen im Wortsinn wieder hervorkramen.
thecorkbox.co, ab 65 Euro
Weinpuzzles
Puzzles haben während der Corona-Zeit ein Comeback erlebt. Vielen Menschen wurde während des Spazierengehens beim gelassenen Ausschauhalten nach dem nächsten Stein klar, dass Achtsamkeit keine Erfindung der letzten Dekade ist. Und mnemotechnisch hat die Konzentration sowohl auf Feinheiten als auch auf das große Ganze ebenfalls einiges zu bieten: Wer erinnert sich nicht an nahezu jedes Detail eines facettenreichen Bildes, das er in vielen Mußestunden Stück für Stück selbst zusammengesetzt hat?
Diese Idee machen sich die Puzzles von Water & Wines zu eigen. Wer etwa die tausend Teile von Frankreich samt Weinregionen und den damit verbundenen Rebsorten zusammengesetzt hat, wird nicht so schnell vergessen, wo Tannat oder Roussanne angebaut werden. Einzelne Aromen – etwa Kirschen beim Cabernet Franc – werden daneben visuell dargestellt, ohne das Puzzle zu überfrachten. Wer vieles davon schon weiß, wird das Erfolgserlebnis haben, das Puzzle schneller zusammensetzen zu können. Und wer etwas Orientierung benötigt, findet ein Poster mit dem Lösungsbild in der Packung. Die Puzzles gibt es zu einer Reihe klassischer Weinländer und einigen berühmten Regionen, etwa der Champagne oder Kalifornien.
Weinwissen-Apps
Wer beim Warten auf die Bahn oder während der Werbeunterbrechung sein Weinwissen überprüfen und erweitern möchte, findet kurzweilige Möglichkeiten auf dem Smartphone. Die App „Weintrainer“ von vino mobile stellt etwa 50 Fragen kostenlos, der Topf kann für kleines Geld aber deutlich aufgefüllt werden. Das Benutzererlebnis ist nicht besonders elaboriert, aber wer Spaß dran hat, etwa nach der wichtigsten Rebsorte in Moulin-à-Vent gefragt zu werden, bekommt die Antwort und eine geographische Einordnung auf der Landkarte. Danach kann man die Frage wegklicken oder für eine spätere Wiederholung markieren.
Etwas ausgefeilter ist die App „VinoQuiz“, die teils auch nach Fun Facts fragt, etwa ob es stimme, dass der erste empfohlene Weinjahrgang der von 121 vor Christus sei (wüssten Sie’s?). Es gibt aber auch weniger abgefahrene Fragen, zum Beispiel zu einem unvollständig dargestellten Etikett, das einem Weingut zugeordnet werden soll. Die entgeltfreie App ist englischsprachig und kann mit verschiedenen Schwierigkeitsgraden genutzt werden, von Basic bis Torture.
Eigentlich für die Vorbereitung von Prüfungen vorgesehen ist die App „Cork Dork“. Aber wer ambitioniert ist, wird von der App ebenfalls gefordert. Dabei geht es in der Sektion „Quiz“ nicht nur um irgendwie Gelerntes, sondern um gesichertes Wissen, weil der Faktor Zeit eine Rolle spielt. Etwa wenn es in 19 Sekunden gilt, fünf Rebsorten fünf vorgegebenen Anbaugebieten oder fünf synonymen Bezeichnungen für die Trauben zuzuordnen. In der kostenlosen Version sind fünf Länder und Likörweine freigeschaltet, der Rest kann hinzugebucht werden.
Wein-Quiz
Wer lieber gemeinsam rätselt und den haptischen Reiz von kartonierten Quiz-Karten zu schätzen weiß, für den könnte „Das Wein-Quiz: 66 Fragen rund um den Rebensaft“ das Richtige sein. Eine Frage, drei Antworten zur Auswahl, und schon startet das muntere Raten und Diskutieren. Der Zusatz „rund um den Rebensaft“ bedeutet, dass es nicht nur um Anbaugebiete, Rebsorten und Ausbauarten geht. Man sollte also nicht nur wissen, ob Chablis eine Rebsorte ist, sondern auch, in welcher Weinlandschaft Spaniens die literarische Figur Don Quijote gegen Windmühlen kämpfte. Auf den meisten Karten-Rückseiten finden sich nicht nur der Buchstabe der richtigen Antwort, sondern auch sinnvolle, die Lösung einbettende Informationen.
Vor einzelnen Ungenauigkeiten ist man gleichwohl nicht gefeit. Etwa bei der Karte „Nach welchem Professor wurde die in Deutschland am weitesten verbreitete Weißweinrebe benannt?“ ist nicht nur die Frage eigenartig, ist doch die meistangebaute weiße Traube der Riesling. Sondern auch die angeblich richtige Antwort, denn die Kreuzung Müller-Thurgau stammt von Hermann Müller aus dem Schweizer Kanton Thurgau, nicht von „Prof. Hermann Müller-Thurgau“. Nicht unbedingt für einen ganzen Spieleabend, aber für nette Unterhaltung bei einem guten Glas Wein eignet sich das Quiz aber insgesamt durchaus. Wie Sie es spielen, also ob es etwa einen Quiz-Master braucht, müssen Sie allerdings selbst festlegen, denn eine Spielanleitung sucht man vergeblich.
„Das Wein-Quiz“, Verlag Ars Vivendi, ca. 15 Euro
Digitaler Weingut-Manager
„Mut und Dummheit sind nicht weit voneinander entfernt.“ Mit diesen Worten, gleichwohl auf Englisch, wird man bei dem digitalen Strategiespiel „Hundred Days“ empfangen. Starke Worte, die man natürlich einordnen kann, wenn man bereits grob weiß, worum es geht: Nämlich ein „aufgegebenes kleines Weingut“, wie es vom Spielentwickler heißt, zu leiten und wieder zum Laufen zu bringen. Die Idee erscheint super, denn sie verspricht mit einer Vielzahl von Entscheidungen konfrontiert zu werden, von denen man womöglich nicht geahnt hätte, dass man sie beim Winzern treffen muss. Und dass diese dennoch weitreichende Folgen haben können, was die Menge des Weins, seinen Stil oder das Image des Weinguts angeht. Der Name „Hundred Days“ macht einerseits klar, dass man nicht ewig Zeit hat, und ist angelehnt an die durchschnittliche Zeitperiode zwischen Rebblüte und Weinlese. Dass das virtuelle Weingut in Italien liegt, auch damit werden sich sicher alle User schnell anfreunden. Verschiedene Bediensprachen stehen zur Verfügung, unter anderem Deutsch.
Ob es an der Programmierung liegt oder an den mangelnden Fertigkeiten der testenden Person: Jedenfalls gelang es nicht, aus virtuellen Trauben virtuellen Wein zu keltern. Vielleicht kommt mit der Anwendung, die es für PC und für Mobilgeräte gibt, klar, wer mit digitalen Strategiespielen erfahrener ist. Bei der App sollte man aber schon zum Tablet greifen. Auf dem kleineren Smartphone-Bildschirm scheitert das erfolgreiche Winzern bereits daran, dass man kaum etwas erkennt.
Broken Arms Games: „Hundred Days“, als App ca. 7 Euro