Nvidia wächst weiter rasant. Der amerikanische Halbleiterkonzern hat im vergangenen Geschäftsquartal seinen Umsatz fast verdoppelt. Die am Mittwoch nach Börsenschluss vorgelegten Zahlen lagen insgesamt über den Erwartungen. Allerdings liegt auch die Messlatte für Nvidia immer höher, und es wird schwieriger, das Wachstumstempo zu halten. Das vergangene Quartal war das erste seit einiger Zeit, in dem der Umsatz sich nicht mehr als verdoppelt hat. Und für das nächste Quartal sagt das Unternehmen ein Umsatzwachstum von knapp 70 Prozent voraus.
Der Aktienkurs notierte im nachbörslichen Handel zunächst leicht im Minus. Nvidia hat sich zuletzt an der Börse aber glänzend geschlagen, seit Jahresbeginn hat sich der Kurs mehr als verdreifacht. Nvidia ist derzeit mit einer Marktkapitalisierung von fast 3,6 Billionen Dollar das wertvollste Unternehmen der Welt, gefolgt von Apple und Microsoft. Erst im Frühjahr 2023 hat Nvidia mit seinem Börsenwert erstmals die Marke von einer Billion Dollar überschritten. Vor knapp zwei Wochen rückte Nvidia in den Dow-Jones-Index dreißig führender Industriewerte auf und ersetzte dabei den Wettbewerber Intel. Das war eine symbolträchtige Wachablösung, bis vor wenigen Jahren war Intel der wertvollste Chipanbieter der Welt.
Von Nvidias guter Entwicklung an der Börse profitiert auch Vorstandschef Jensen Huang, der das Unternehmen 1993 mitgegründet hat und bis heute ein größeres Aktienpaket hält. Auf dem „Bloomberg Billionaires Index“ wird sein Vermögen derzeit auf 128 Milliarden Dollar beziffert, damit ist er der elftreichste Mensch der Welt.
Dominanz im Markt für Chips
Nvidia verdankt sein rasantes Wachstum seiner bisher dominierenden Position im Markt für Chips, die für Anwendungen rund um Künstliche Intelligenz eingesetzt werden. Der Konzern beliefert alle großen Anbieter von KI-Technologien, dazu gehören der ChatGPT-Entwickler Open AI, Microsoft, Google, Meta und Amazon. Wettbewerber wie Advanced Micro Devices und Intel versuchen zwar, aufzuholen, und auch einige Nvidia-Kunden wie Amazon oder Microsoft entwickeln eigene KI-Chips. Bisher beherrscht Nvidia das Geschäft aber weiterhin klar.
Huang sagte jetzt: „KI transformiert jede Industrie, jedes Unternehmen und jedes Land.“ Die Nachfrage nach Nvidia-Chips sei „unglaublich“. Das Unternehmen ist gerade dabei, die neue Generation von KI-Chips namens Blackwell herauszubringen. Finanzchefin Colette Kress sagte, die ersten Exemplare aus der Massenproduktion sollen im kommenden vierten Berichtsquartal des Geschäftsjahres ausgeliefert werden, das bis Ende Januar läuft. Nvidia rechne jetzt damit, in diesem Zeitraum mehr Umsatz mit den Chips zu erzielen als noch vor drei Monaten gedacht. Es werde erwartet, dass die Nachfrage nach den Blackwell-Chips das Angebot noch mehrere Quartale lang übersteigen werde.
Erwartungen übertroffen
Für die vergangenen drei Monate meldete Nvidia einen Umsatzsprung um 94 Prozent auf 35,1 Milliarden Dollar, Analysten hatten im Schnitt mit 33,2 Milliarden Dollar gerechnet. Der Nettogewinn hat sich auf 19,3 Milliarden Dollar mehr als verdoppelt, damit kam das Unternehmen netto auf eine Gewinnmarge von 55 Prozent. Der Gewinn je Aktie von 81 Cent war um 6 Cent höher als erwartet. Für das nächste Quartal erwartet Nvidia einen Umsatz von 37,5 Milliarden Dollar voraus, ein Plus von knapp 70 Prozent. Das ist etwas mehr als bisher von Analysten erwartet.
Der Analyst Jacob Bourse von der Marktforschungsgruppe Emarketer sagte, Nvidia habe mit seinen Ergebnissen abermals seine Dominanz im Geschäft mit KI-Chips demonstriert. Angesichts verstärkter Konkurrenz von AMD und einiger seiner Kunden habe das Unternehmen aber im nächsten Jahr „wenig Spielraum für Fehltritte“.