Das Strafgericht in Avignon hat den 72 Jahre alten Dominique Pelicot am Donnerstag der schweren Vergewaltigung sowie der Beihilfe zu Vergewaltigung für schuldig gesprochen und zur Höchststrafe von zwanzig Jahren Haft verurteilt. Die fünf Berufsrichter sahen die Schuld in allen Anklagepunkten als erwiesen. Das Urteil gegen Pelicot ist noch nicht rechtskräftig.
In dem Mammutverfahren in Südfrankreich stehen neben dem Hauptangeklagten 50 weitere Männer vor Gericht, die meisten wegen des Vorwurfs der Vergewaltigung. Die Urteilsverkündung gegen sie dauerte an. Einen von ihnen sprach das Gericht lediglich wegen versuchter Vergewaltigung schuldig, zweien legte es sexuelle Gewalt zulasten.
Alle anderen sprach das Gericht wegen schwerer Vergewaltigung schuldig. Die Staatsanwaltschaft hatte bis zu 18 Jahre Gefängnis für sie gefordert. Nebenklageanwalt Antoine Camus sagte: „Jeder hat in seinem Maß, auf seinem Niveau zu dieser Monstrosität, zu diesem Martyrium dieser Frau beigetragen.“
Er zeigte keine besonderen Emotionen bei der Urteilsverkündung
Dominique Pelicot hatte annähernd zehn Jahre lang die eigene Ehefrau heimlich mit Beruhigungsmitteln betäubt und sie bewusstlos vergewaltigt. Er warb zudem über eine inzwischen verbotene Internetplattform Männer an, damit sich diese kostenlos an seiner Ehefrau vergehen konnten. Pelicot filmte diese Taten. 51 Männer konnten aufgrund der Aufnahmen identifiziert werden, einer von ihnen ist flüchtig.
Bei der Verlesung des Schuldspruchs stand Pelicot auf, zeigte aber keine besonderen Emotionen. So berichtet es die BBC. Als kurz darauf das Strafmaß verlesen wurde, fing er demnach an zu weinen.
Seine gesamte Familie hatte im überfüllten Saal Platz genommen. Tochter Caroline weinte. Gisèle Pelicot war bei ihrer Ankunft im Gericht mit großem Applaus empfangen worden. Der Strafprozess und das außergewöhnliche Ausmaß der Straftaten hat Frankreich aufgewühlt. Die Staatsanwälte forderten Höchststrafen und ein Ende der „Kultur der Vergewaltigung“ in Frankreich.
Dominique Pelicot hatte „Bedauern“ ausgedrückt
In seinen abschließenden Worten vor Gericht hatte Dominique Pelicot „sein Bedauern“ und „seine Scham“ ausgedrückt. „Ich bitte meine Familie um Verzeihung“, sagte er. „Ich möchte meiner Familie sagen, dass ich sie liebe”, schloss er. Seine beiden Söhne und seine Tochter Caroline haben mit dem Vater gebrochen. Sie halten ihm vor, nicht die volle Wahrheit zu sagen. Caroline verdächtigt ihn, sie wie ihre Mutter mit Beruhigungsmitteln bewusstlos gemacht und sich an ihr vergangen zu haben. Es gibt Fotos, die sie in frivoler Unterwäsche und ungewöhnlicher Stellung zeigen, aber keine Beweise. „Du wirst allein verrecken wie ein Hund“, hatte Tochter Caroline Dominique Pelicot im Gerichtssaal zugerufen.
Jean-Pierre M., der unter Anleitung Pelicots seine eigene Ehefrau mit Medikamenten betäubt und vergewaltigt hatte, war ebenfalls geständig. „Ich bin für meine Taten verantwortlich, ich habe vergewaltigt, ich ekle mich vor mir selbst. Ein Mann muss seine Frau beschützen, ich habe sie beschmutzt, ich bitte sie um Vergebung“, sagte Jean-Pierre M..
Viele Angeklagte baten um Vergebung
Ein Dutzend Angeklagte baten zum Schluss Gisèle Pelicot um Vergebung. „Ich wünsche Ihnen, dass Sie von der Liebe Ihrer Kinder und Enkelkinder zehren, um weiterzumachen und entschuldige mich nochmals bei Ihnen“, sagte Cyrille D. „Ich werde meine Taten mein ganzes Leben lang bereuen, äußerte Mathieu D.. „Ich schäme mich für mich“, lautete das Abschlusswort von Abdelali D..
Aber die überwiegende Zahl der Angeklagten, 32 von ihnen, hatten auf Freispruch plädiert. Er habe „nie die Absicht gehabt, jemanden zu vergewaltigen“, sagte Mahdi D.. Husamettin D. wiederum bezichtigte Pelicot, ihn auf dem Gewissen zu haben: „Dieser Fall hat mich für mein Leben krank bemacht. Ich bin kein Vergewaltiger“.
Ahmed T. sagte in seinem Schlusswort: „Ich lebe wie in einem Alptraum. Ich beteuere meine Unschuld.“ Redouan F. wies unter Tränen auf sein soziales Engagement hin, er habe während der Pandemie Masken und Beatmungsgeräte für Covid-Patienten gespendet. „Ich bin voller Empathie, ich bin kein Monster“, sagte er. Cédric G. richtete sich direkt an das Opfer: „Frau Pelicot, ich habe Ihnen meine Scham mitgeteilt und ich weiß, dass eine Entschuldigung für Sie unvorstellbar ist. Es war Ihr Körper, dem ich diese Vergewaltigung zugefügt habe“.