Der Börsenplatz in Amsterdam ist nicht der spektakulärste der niederländischen Hauptstadt – architektonisch bedeutend ist er allemal. Hendrik Petrus Berlage hat hier sein vielleicht bekanntestes Werk hinterlassen: die 1903 fertiggestellte „Börse von Berlage“, die dem Passanten auf dem Weg vom Hauptbahnhof in die Innenstadt imponiert. Sie gilt als Pionierwerk der modernen niederländischen Baukunst: „der erste große Bau, an dem sich die Architektur vom Historismus gelöst hat“, wie das behördliche Denkmalregister befindet. Trotz verspielter Details an den Fassaden dominieren klare Linien und Formen, der Backsteinbau wird die spätere „Amsterdamer Schule“ beeinflussen.
Zwei Tempel: des Kapitalismus und der Gewerkschaft
Berlages Erbe ist auch anderswo im Land zu finden und sogar im Ausland. Aber in Amsterdam setzte er einen besonders aparten Kontrast: Bot er am Börsenplatz dem Kapitalismus einen Tempel, errichtete er zwei Kilometer weiter östlich den niederländischen Diamantenschleifern ihre Gewerkschaftszentrale – mit prächtiger Eingangshalle, auch sie ein Juwel der Stadt, ein verstecktes darüber hinaus.