Expertin Anabel Ternès: Eine unglaubliche Zahl zeigt das CO2-Problem unserer E-Mails
Sonntag, 06.08.2023, 20:42
Jeder von uns schreibt oder empfängt täglich Mails. Sei es beruflich oder per Newsletter. Doch machen wir uns Gedanken über die Umweltauswirkungen jener Mails? Kolumnistin Anabel Ternès ist der Thematik auf den Grund gegangen und hat sich angeschaut, welcher Ressourcenverbrauch dahintersteckt.
Digitale Kommunikation ist allgegenwärtig, aber ihre Umweltauswirkungen werden oft vergessen. Besonders E-Mails verursachen mehr CO2 als gedacht. Doch der gesamte digitale Lebensstil trägt zur Umweltbelastung bei. Der Beitrag, der durch das Posten von diversen Bildern in sozialen Netzwerken entsteht, ist im Vergleich dazu jedoch relativ gering.
E-Mails und ihr ökologischer Fußabdruck
Eine scheinbar harmlose normale E-Mail ohne Anhang verursacht etwa 10 Gramm Kohlenstoffdioxid – das entspricht in etwa der Klimabilanz einer Plastiktüte. Wird jedoch eine umfassende E-Mail mit Anhang versendet, verbraucht das bis zu 50 Gramm CO2-Äquivalente. Weltweit sind gigantische Rechenzentren mit insgesamt 45 Milliarden Servern ununterbrochen in Betrieb, um den Datenverkehr zu ermöglichen. Diese Server benötigen eine ständige Kühlung, was zusätzlichen Strom und Wasser verbraucht. Beim Versenden von E-Mails sparen wir zwar Porto, jedoch verbrauchen wir dafür eine Menge Strom.
Es ist interessant zu wissen, dass das Internet weltweit den sechsthöchsten Stromverbrauch aufweist, nach Ländern wie China, den USA und Indien. Und dieser Energiebedarf trägt zur Entstehung von CO2 bei, besonders wenn der Strom aus konventionellen Quellen wie Kohle oder Gas stammt.
Der ökologische Fußabdruck von E-Mails wird jedoch nicht nur durch den Energieverbrauch in den Rechenzentren beeinflusst, sondern auch durch die Nutzung unserer Geräte wie Smartphones, Laptops und PCs – die sogenannten „versteckten Emissionen“. Dieser Aspekt sollte nicht unterschätzt werden, denn er trägt maßgeblich zur Umweltbelastung bei. Allein in Deutschland wurden im Jahr 2018 unglaubliche 848,1 Milliarden E-Mails versendet.
Über die Expertin
Prof. Dr. Anabel Ternès hat sich einen Namen als Zukunftsforscherin gemacht. Die LinkedIn Top Voice für Nachhaltigkeit und Xing Insiderin für Nachhaltigkeit & Digitalisierung ist Präsidentin des Club of Budapest Germany, Beirätin von Plant for the Planet und engagiert sich in der UN Ocean Decade. In ihrer Kindheit als Umweltaktivistin gestartet trägt sie heute mit ihrem Fachwissen und Engagement in Organisationen, als Gründerin sozialer und nachhaltiger Start-ups und als Influencerin, Autorin und Keynote Speakerin maßgeblich zur Gestaltung einer nachhaltigen Zukunft bei.
Im Vergleich dazu verursacht ein herkömmlicher Brief, der auf Papier geschrieben und per Post verschickt wird, durchschnittlich nur etwa 20 Gramm CO2. Der größte Teil dieser Emissionen entsteht durch den Transport, der jedoch durch umweltfreundliche Maßnahmen wie den Einsatz von Elektroautos bei der Post reduziert werden kann. Der Rest des CO2-Fußabdrucks eines Briefes resultiert aus der Papier- und Tintenherstellung sowie dem Druckprozess.
Die Faktoren des CO2-Fußabdrucks von E-Mails
Ein bedeutendes Problem für den CO2-Fußabdruck von E-Mails ist Spam. Der Versand und Empfang unerwünschter E-Mails verschwendet absolut unnötig Energie. Glücklicherweise helfen Spamfilter dabei, den CO2-Ausstoß dieser Junk-E-Mails auf etwa 0,3 Gramm zu begrenzen, indem sie sie nicht dauerhaft im Posteingang speichern. Die Größe der E-Mails ist ein weiterer entscheidender Faktor. Je größer eine E-Mail, desto mehr Energie wird natürlich benötigt, um sie zu senden, umso höher der Fußabdruck.
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Aktuelle Schätzungen legen den CO2-Ausstoß pro Megabyte bei etwa 3,5 Gramm. Server und Netzwerke spielen ebenfalls eine Rolle bei den CO2-Emissionen von E-Mails. Doch im Vergleich zu anderen Faktoren ist ihr Beitrag eher gering. Große Serveranbieter bemühen sich zunehmend um emissionsfreie Datencenter, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden. Die Hauptquelle von Treibhausgasemissionen im Zusammenhang mit E-Mails ist die Herstellung der technischen Geräte. Mehr als 90% aller CO2-Emissionen, die beim Versenden einer E-Mail freigesetzt werden, sind mit Geräten wie Computern und Smartphones verbunden, mit denen E-Mails gelesen und versendet werden.
Social Media und ihr ökologischer Fußabdruck
Digitalminister Volker Wissing kritisiert das Hochladen von Food Bildern und deren Einfluss auf das Klima. Doch zumindest dabei gibt es Entwarnung: Der Stromverbrauch eines einzelnen Fotos auf Instagram ist vernachlässigbar gegenüber anderem. Laut Experten machen unsere Aktivitäten im Internet, einschließlich Social-Media-Nutzung, nur einen kleinen Teil unseres CO2-Fußabdrucks aus. Jährlich verursacht unser digitaler Lebensstil etwa 850 Kilogramm CO2 pro Person (Als klimaverträglich gelten zwei Tonnen.).
Zu Hause entsteht sogar ein Drittel des gesamten digitalen CO2-Fußabdrucks, wobei der Internet-Router allein mehr Strom verbraucht als ein kleiner Kühlschrank.
Andere digitale Geräte, wie Spielekonsolen, haben ebenfalls einen erheblichen Energieverbrauch. Die Produktion von Laptops, Fernsehern und Smartphones trägt zudem maßgeblich zu den Treibhausgasemissionen bei.
Wenn wir unsere Umweltbelastung reduzieren wollen, müssen wir den Fokus auf das Gesamtbild legen, von der Energieeffizienz unserer Geräte bis hin zu deren nachhaltigerer Herstellung.
Tipps für einen umweltfreundlicheren digitalen Informationsaustausch:
- Löschen Sie regelmäßig E-Mails, die Sie nicht mehr benötigen, um Speicherplatz zu sparen und den Energieverbrauch der Server zu reduzieren.
- Achten Sie darauf, Ihren Papierkorb regelmäßig zu leeren, um endgültig unnötige Dateien zu entfernen und Ressourcen zu schonen.
- Installieren Sie einen effektiven Spamfilter, um die Menge an unerwünschten E-Mails zu reduzieren, die sonst unnötigen Speicherplatz und Energie in Anspruch nehmen.
- Bevor Sie Fotos versenden, komprimieren Sie sie, um die Dateigröße zu verringern. Dadurch sparen Sie Speicherplatz und verringern die Datenmenge, die über das Internet übertragen werden muss.
- Melden Sie sich von Newslettern ab, die Sie nicht mehr benötigen. Dadurch wird die E-Mail-Flut reduziert und weniger Serverkapazitäten werden für die Zustellung unnötiger Inhalte genutzt.
- Deaktivieren Sie automatische Benachrichtigungen von sozialen Medien und anderen Webseiten, um den E-Mail-Verkehr zu reduzieren und Ihre Aufmerksamkeit bewusster zu nutzen.
- Versenden Sie nur relevante Bilder und Videos, um die Datenmenge zu begrenzen und die Serverbelastung zu minimieren.
Fazit: Jeder Klick zählt
E-Mails und Social Media sind aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Dennoch sollten wir uns bewusst machen, dass unsere Online-Aktivitäten einen sichtbaren ökologischen Fußabdruck hinterlassen. Indem wir unsere digitalen Gewohnheiten überdenken und auf Nachhaltigkeit setzen, können wir gemeinsam den CO2-Ausstoß reduzieren und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.