Unter strömendem Regen, aber bester Laune haben König Charles III. und Königin Camilla den zweiten Tag ihres Staatsbesuchs in Frankreich bestritten. Von der britischen Botschafterresidenz am Faubourg Saint-Honoré, in dem das Paar übernachtete, sind es nur wenige Schritte zum Elysée-Palast – wie es sich für beste Freunde gehört.
So jedenfalls stellten der König und Präsident Emmanuel Macron die manchmal komplizierten Beziehungen ihrer Länder bei perlendem Champagner Pol Roger (Churchills Lieblingschampagner) beim Staatsbankett im Spiegelsaal von Versailles dar. „Ich weiß, dass wir trotz des Brexits weiterhin gemeinsam einen Teil der Zukunft unseres Kontinents schreiben werden, weil das, was uns verbindet, von weit herkommt“, so Macron.
Charles III. erzählte in fließendem Französisch, wie er schon im Mutterleib seine Liebe zur französischen Kultur entdeckt habe. 1948 stattete die frisch vermählte und schwangere Prinzessin Elisabeth mit ihrem Ehemann einen offiziellen Besuch in Paris ab. Zum Abschluss der mehrtägigen Reise zog es das junge Paar in den damals beliebten Pariser Nachtklub „Chez Carrere“, in dem Edith Piaf ihre Chansons zum Besten gab. Erst morgens um 1.30 Uhr machte sich das Paar wieder auf den Heimweg in die Botschafterresidenz, was ihm den Tadel schottischer Kirchenorganisationen einbrachte. „Seither liebe ich ,La vie en rose‘“, sagte Charles, was vermutlich daran liege, dass er so früh schon Piaf lauschen durfte.
Charles sprach größtenteils Französisch
Im Senat vor Mitgliedern beider Kammern des Parlaments schlug er am Donnerstag ernstere Töne an. Wieder sprach er größtenteils auf Französisch und wieder bildete Königin Elisabeth II. „den goldenen Faden, der unsere beiden Nationen verbindet“. Er sei zutiefst gerührt gewesen, wie viel Wertschätzung Elisabeth II. nach ihrem Ableben zuteilgeworden sei. „Sie liebte Frankreich und Frankreich liebte sie“, sagte er. Und: „Der goldene Faden wird für immer glänzen“, ergänzte der König.
Von der in zwei Weltkriegen erprobten Waffenbruderschaft schlug er den Bogen zum Ukrainekrieg. Fast klang er von der Tribüne des Senats so, als seien seine Worte auch als Ermahnung an Polen gedacht. „Frankreich und das Vereinigte Königreich teilen eine unerschütterliche Entschlossenheit, die Ukraine zu unterstützen“, sagte er.
Er bot Frankreich eine erneuerte Entente cordiale zu Klimaschutz und Biodiversität an. Im April 1904 hatten London und Paris zu einem „herzlichen Einverständnis“ in den bisher strittigen Kolonialfragen gefunden. Fortan wünscht sich der König, dass die Regierungen mehr gemeinsam tun, um das Klima zu schützen. Auch die Unternehmer müssten ihren Beitrag leisten. Am Nachmittag wollte er sich mit französischen und britischen Unternehmern darüber austauschen. Viele Dinge, die uns teuer seien, seien fragil, sagte der König.
Das entdeckten die Franzosen, als die Kathedrale Notre-Dame am 15. April 2019 in Flammen stand. Charles schrieb damals Macron einen langen, anteilnehmenden Brief. Bei ihm weckte der Brand Erinnerungen an das Feuer, das im November 1992 in der Privatkapelle von Schloss Windsor ausgebrochen war und ein Fünftel der Gesamtfläche beschädigt hatte. Am Donnerstag ließ sich Charles in der Kathedrale Notre-Dame herumführen, die im Inneren zu neuer Schönheit zurückgefunden hat. Beim Staatsbankett hatte der König eigens die Handwerker aus seiner Heimat genannt, die mitarbeiten, um den Dachstuhl aus Eichenholz originalgetreu wieder aufzubauen. Er gedachte auch des kürzlich tödlich verunglückten Fünf-Sterne-Generals Jean-Louis Georgelin, der den Wiederaufbau geleitet hatte. Er habe große Dienste geleistet.