In Bayern sind bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Autobahn 94 mindestens sieben Menschen ums Leben gekommen, darunter ein sechsjähriges Kind. Weitere 16 Menschen wurden teilweise schwer verletzt, teilte die Polizei am Freitag mit. Der Unfall ereignete sich auf Höhe der Anschlussstelle Waldkraiburg/Ampfing.
Nach ersten Erkenntnissen der Polizei soll ein Schleuserfahrzeug in den Unfall verwickelt gewesen sein. In dem Van, einem Mercedes Vito mit neun Sitzplätzen, waren wohl mehr als 20 Geflüchtete, darunter auch Kinder. Einer Streife der Bundespolizei fiel das Fahrzeug in der Nacht gegen drei Uhr auf. „Der Fahrer des Mercedes Vito hatte daraufhin sein Fahrzeug stark beschleunigt und sich einer Kontrolle entzogen“, schreibt die Polizei in einer Mitteilung. An der Anschlussstelle Ampfing/Waldkraiburg verlor der Fahrer die Kontrolle über das Fahrzeug, das sich dann mehrfach überschlug.
Staatenloser Fahrer überlebt verletzt
Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeigte sich erschüttert von dem Unfall. „Wir haben überall an den Schleuserrouten an unseren Grenzen die Kräfte der Bundespolizei deutlich verstärkt“, sagte die SPD-Politikerin. „Wir müssen das grausame Geschäft der Schleuserbanden zerschlagen, die mit der Not von Menschen maximalen Profit machen und sie auf solch lebensbedrohliche Weise über Grenzen schmuggeln.“
Zur hohen Zahl an Toten und Verletzten dürfte laut Polizei auch die Überfüllung des Autos beigetragen haben. Viele der Insassen hätten daher gar nicht angeschnallt sein können. 23 Menschen hätten sich in dem Auto befunden, das für neun ausgelegt sei. Bei ihnen handle es sich um Syrer und Türken. Der Wagen selbst war demnach in Österreich zugelassen und hatte österreichische Nummernschilder. Bei dem Fahrer, der den Unfall verletzt überlebte, handelte es sich um einen Staatenlosen. Gegen ihn werde nun wegen eines Tötungsdelikts ermittelt, erklärten die Beamtinnen und Beamten weiter.
Sieben Personen kamen ums Leben, alle weiteren Insassen wurden leicht bis schwer verletzt und kamen in umliegende Krankenhäuser.
Weitere Einzelheiten waren nach Angaben eines Polizeisprechers zunächst noch unklar. Dazu gehörten etwa das Geschlecht des getöteten Kinds sowie das Alter des in ein Krankenhaus gebrachten mutmaßlichen Schleusers und Fahrers.
Zahlreiche Helfer der Rettungsdienste und der Feuerwehr befänden sich im Einsatz, hieß es. Ein Staatsanwalt übernahm am Ort die Sachleitung zu den Ermittlungen wegen eines Tötungsdelikts, die der Kriminalpolizei übertragen wurden.
Die Autobahn in Richtung München sei zwischenzeitlich voll gesperrt gewesen, sagte die Polizei auf Anfrage der F.A.Z. Eine Umleitung ab der Anschlussstelle Mühldorf-West wurde eingerichtet. Ebenso musste die Richtungsfahrbahn Passau zeitweise gesperrt werden.
Bayerns Innenminister Herrmann fordert mehr Grenzkontrollen
Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) betonte nach dem schweren Unfall seine Forderung nach stärkeren Grenzkontrollen. „Jedenfalls zeigt auch dieser Vorfall, wie wichtig es ist, die unmittelbaren Grenzkontrollen weiter zu verstärken, um Schleuser bereits an der Grenze aufzuhalten“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur in München.
„Der schreckliche Verkehrsunfall mit sieben Toten, darunter ein Kleinkind, und insgesamt 16 zum Teil Schwerverletzten ist eine schlimme Tragödie“, sagte Herrmann. „Mit meinen Gedanken bin ich bei den vielen Opfern des Verkehrsunfalls und bei den Hinterbliebenen. Das menschenverachtende Verhalten des durch den Unfall verletzten Schleusers, der sich der Anhaltung durch die Bundespolizei entziehen wollte, nur um seine eigene Haut zu retten, macht fassungslos.“
Die bayerische Polizei führe „die Ermittlungen zum Unfallhergang mit Hochdruck und unterstützt auch die Bundespolizei bei den Ermittlungen zur zugrundeliegenden Schleusung und zu den Hintermännern“, betonte Herrmann.
Der Unfallort ist rund 50 Kilometer von der Grenze zu Österreich entfernt. Seit Monaten steigt nach Informationen von Bundespolizei und bayerischer Grenzpolizei die Zahl der registrierten unerlaubten Einreisen. Die A94 gilt als typische Schleuserroute. Erst vor wenigen Tagen war ein mutmaßlicher Schleuser bei Burghausen mit vier Menschen im Auto vor der Bundespolizei geflohen und hatte dabei einen Unfall verursacht. Es gab zwei Schwerverletzte.