Mit der offiziellen Verkündung von Zielen hat sich die Eintracht in dieser Saison zurückgehalten. Mal wieder muss schließlich ein Umbruch bewerkstelligt werden, das halbe Team ist im Sommer neu gekommen, dazu mit Dino Toppmöller ein Coach, der kaum Cheftrainer-Erfahrung vorweisen kann.
Von einem „Entwicklungsjahr“ war früh die Rede, in dem der Blick nicht nur den Ergebnissen gelten soll. Einzig in einem Wettbewerb wollten die Frankfurter nichts von einer selbstauferlegten Zurückhaltung wissen: dem Europapokal. In der Conference League, das verkündete Sportvorstand Markus Krösche nach der Auslosung der Partien, existiert der Anspruch, auch nach der Winterpause, wenn es in der K.o.-Phase noch attraktiver zu werden verspricht, mit von der Partie zu sein.
Diesem Vorhaben kam der Klub am Donnerstag ein Stück näher: Toppmöllers Mannschaft setzte sich im eigenen Stadion 6:0 gegen HJK Helsinki durch. So verbesserte die Eintracht ihre Ausbeute nach drei Spieltagen auf sechs Punkte und wahrte die Chance, als Erster der Gruppenphase ohne Play-offs weiterzukommen. Aktuell liegt sie auf dem zweiten Rang, nachdem PAOK Saloniki (9 Punkte) in der Parallelbegegnung 3:2 in Aberdeen gewann.
Startelf verändert
Dass sie unter Zugzwang begannen, hatten sich die Frankfurter selbst zuzuschreiben. Durch die Last-Minute-Niederlage Anfang des Monats bei den Griechen (1:2) waren sie mit dem Druck konfrontiert, sich besser keinen weiteren Ausrutscher mehr zu erlauben. An diesem Abend war nichts davon zu spüren, dass sie diese Konstellation belasten würde. Gegen einen Gegner, der ihrer Einsatzfreude kaum Nennenswertes entgegenzusetzen hatte, bot die Eintracht eine Vorstellung, bei der viele von Toppmöllers Männern nach Lust und Laune das Publikum verzückten.
Der 42-Jährige machte vor 55.500 Zuschauern von der Möglichkeit Gebrauch, die Startelf umfangreich zu verändern: Hrvoje Smolcic, Dina Ebimbe, Niels Nkounkou und Mario Götze waren im Vergleich zum Bundesliga-Auswärtssieg in Hoffenheim (3:1) für Willian Pacho, Aurelio Buta, Philipp Max und Hugo Larsson dabei. Die Skandinavier erzeugten nur anfangs ein wenig Gefahr.
Ein nachlässig verteidigter Ball von Kapitän Robin Koch landete in den Füßen von Perparim Hetemaj, der Jens Grahl zum Eingreifen zwang (5. Minute). Dann aber übernahm die Eintracht das Kommando – und ging sogleich in Führung.
Der Videoassistent hatte sich eingeschaltet, um den ukrainischen Schiedsrichter Viktor Kopiievskyi auf ein von ihm nicht registriertes Handspiel Jukka Raitalas hinzuweisen. Nach Studium der TV-Bilder entschied der Referee auf Strafstoß, den Ebimbe zum 1:0 nutzte (12.).
Der Treffer bestärkte die Frankfurter in ihrem Selbstvertrauen. Entschlossen gingen sie die Zweikämpfe an. Im Mittelfeld füllte aufs Neue Ellyes Skhiri die Rolle des Leaders aus. Er schloss Lücken und gab darüber hinaus mit seiner Passpräzision den Nebenleuten Zeit und Raum, sich der Bewachung zu entziehen.
Sturm und Drang
Ebimbe verfehlte in der 22. Minute auf Vorlage von Omar Marmoush das Tor noch knapp, was als lässliches Versäumnis in die Bilanz einging, denn bereits fünf Minuten später schlenzte Koch die Kugel nach einem Eckstoß von Fares Chaibi sehenswert zum 2:0 über die Linie (27.).
Und die Eintracht ließ auch in der Folge in ihrem Sturm und Drang nicht nach, sondern nutzte den Platz, den Helsinkis Abwehr gestattete – und legte schnell nach. Marmoush wurde in zentraler Position mit seinen ersten beiden Versuchen noch geblockt, doch mit dem dritten und per Außenrist gelang ihm das 3:0 (30.).
Damit war klar, wie die Dinge hier und heute laufen würden, wobei HJK auch nichts zu bestellen hatte, als sie mit einigen harten Attacken probierten, die Frankfurter zu bremsen. Tuta erhöhte – wiederum nach einer Chaibi-Ecke – per Kopf noch vor der Pause auf 4:0 (45.).
Im zweiten Abschnitt änderte sich an den Kräfteverhältnissen nichts. Auf Skhiris Konto ging das 5:0 (55.), während Ebimbe mit seinem zweiten Streich das halbe Dutzend vollmachte (89.). Im Hinblick auf nächste Aufgaben, die schwerer werden dürften, machte Toppmöller von seinen Wechseloptionen zeitig Gebrauch: Marmoush, Chaibi, Tuta, Skhiri und Ansgar Knauff durften eher duschen, dafür rückten Paxten Aaronson, Makoto Hasebe, Jessic Ngankam, Kristijan Jakic und Timothy Chandler nach.
Sie fügten sich nahtlos ein und standen am Schluss, als die Leistung mit den Fans gefeiert wurde, mit auf dem Rasen. Für die Eintracht, die holprig in dieser Runde losgelegt hatte, war es der dritte Pflichtspielsieg in Serie. Oder mit anderen Worten: Borussia Dortmund kann an diesem Sonntag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei DAZN) kommen.