Kaum eine Nachricht per WhatsApp oder SMS wird heute ohne Emoji versendet. Aber wie hat alles angefangen? Seit wann gibt es sie und wie sind Emojis entstanden?
Der Ursprung von Emojis geht auf das Jahr 1982 zurück. Eine Gruppe von Informatikern stellte fest, dass sie sich in Online-Diskussionen oft missverstanden. Die Missverständnisse entstanden, weil Witze und Ironie in der schriftlichen Kommunikation nicht deutlich wurden. Zur Vermeidung dieser Fehlinterpretationen schlug der US-amerikanische Informatikprofessor Scott E. Fahlman vor, humoristische Aussagen mit der Zeichenkombinationen „Doppelpunkt, Gedankenstrich, runde Klammer zu“ zu kennzeichnen : – ).
Seither gilt er als Erfinder der elektronischen Smileys, auch Emoticons genannt, die in den 80er und 90er Jahren die digitale Kommunikation prägten. Erst 17 Jahre später, im Jahre 1999, entwarf der Japaner Shigetaka Kurita die ersten Emojis für ein japanisches Telekommunikationsunternehmen. Seitdem erfreuen sie sich großer Beliebtheit. Mittlerweile stehen uns über 3600 Emojis zur Verfügung; und jedes Jahr werden es mehr.
Laut einer Umfrage von Bitkom (2022) nutzen 74 Prozent der Deutschen regelmäßig Emojis in ihren Textnachrichten; einige kommen sogar gar nicht mehr ohne Emojis aus. Woran liegt das?
Die Vorteile von Emojis liegen auf der Hand: Zunächst spart ihr Einsatz Zeit und ist effizient. Warum soll man lange Texte verfassen, wenn derselbe Ausdruck durch ein Emoji vermittelt werden kann? Zudem fühlen sich viele Menschen von visuellen Inhalten mehr angesprochen als von reiner textbasierter Kommunikation. In diesem Sinne helfen Emojis eine Nachricht auf eine spielerische Weise aufmerksamkeitsstärker und unterhaltsamer zu gestalten und den Text zu strukturieren.
Interessant ist zudem, dass Emojis leichter im Gedächtnis abrufbar sind als Wörter. Man erinnert sich also an Emojis besser. Die Tatsache, dass sich durch Emojis Gefühle leicht vermitteln, ist sicherlich ein weiterer Grund, weshalb sie so beliebt sind. Denn sie sind nonverbale Stellvertreter in der Schriftsprache und übernehmen eine ähnliche Funktion wie Intonation, Gestik, Mimik und andere körpersprachlichen Elemente in der herkömmlichen face-to-face-Kommunikation. Emojis verdeutlichen damit, wie eine Nachricht gemeint ist und transportieren Stimmungen, Gefühle oder Ironie.
Helfen Emojis bei der Kommunikation oder begünstigen sie Missverständnisse?
Emojis helfen bei der Kommunikation und können gleichzeitig auch Missverständnisse begünstigen. Denn mittlerweile gibt es für jeden Gefühlsausdruck das passende Zeichen, so dass die Wahl des richtigen Emojis nicht immer einfach ist. Eine wichtige Voraussetzung für das Gelingen der Kommunikation mittels Emojis ist, dass Sender und Empfänger das Emoji in gleicher Weise interpretieren. Das ist nicht immer der Fall.
Einer Umfrage von Bitkom (2022) zufolge, gibt die Hälfte aller Deutschen an, dass Emojis manchmal auch zur Verwirrung beigetragen. Denn sie werden nicht immer einheitlich interpretiert, sondern rufen unterschiedliche Assoziationen hervor. In wissenschaftlichen Studien wurde daher über die Variabilität von Bedeutungszuschreibungen ermittelt, welche Emojis leicht respektive eher weniger gut verstanden werden. Demnach werden Piktogramme, Gesten (z. B. das Klatschen) und Smileys, die der menschlichen Mimik ähneln (z.B. überlegender Smiley) oft sehr einheitlich interpretiert, während unnatürlichere Smileys (z. B. wie Smiley mit zugekniffenen Augen) sehr unterschiedliche Assoziationen hervorrufen.
Zur berücksichtigen ist allerdings, dass Emojis nur in seltenen Fällen allein verwendet werden. Ihre Wirkung ist im Zusammenspiel verschiedener Faktoren zu sehen: die Passung des Emojis zum Text und Thema der Nachricht, der Kommunikationskontext (privat vs. beruflich) und Vertrautheitsgrad respektive Distanz der Gesprächspartner*innen sowie spezifische Kommunikationsmuster innerhalb einer sozialen Gruppe.
Für die Verständlichkeit eine Nachricht ist es notwendig, die Bedeutung bestimmter Emojis im jeweiligen Kommunikationskontext zu hinterfragen. Emojis sind dann richtig eingesetzt, wenn sie der Nachricht den passenden Klang verleihen und im Rahmen des Kontextes angemessen erscheinen. Es ist ratsam, darauf zu achten, nicht zu viele Emojis in einer Nachricht zu verwenden, da dies schnell kindisch und unprofessionell wirken kann. Daher gilt auch hier, wie bei vielen anderen Dingen: Manchmal ist weniger mehr.
Sagen Emojis auch etwas über das Alter aus? Und warum werden Emojis von älteren Personen oft falsch interpretiert?
Studien zeigen, dass bestimmte Emojis eher von Älteren respektive Jüngeren genutzt werden. Laut Washington Post (2022) sind bei der Generation Zoomer (der 16- bis 29-Jährigen) derzeit das laut weinende Emojis, das Totenkopf-Emoji und das Feuer-Emoji besonders beliebt, um positiven Gefühlen (wie „zum Totlachen“ oder „finde ich toll“) Ausdruck zu verleihen. Gleichzeitig scheinen die klassischen Emojis bei Jüngeren weniger beliebt zu sein, als „uncool“ und „veraltet“ zu gelten und somit eher den Älteren zugeschrieben zu werden. Dazu gehören beispielsweise bestimmte Emoji-Gesten (wie „Daumen hoch“ oder „Okay“) oder das „rote Herz“. Und was ist mit dem allgemeinen Smiley, der oft in einigen Apps nach der Eingabe eines Doppelpunkts und einer geschlossenen Klammer erscheint? Einige Zoomer sagen, dies könne passiv-aggressiv oder kalt wirken.
Wie lässt sich erklären? Von jeher unterscheiden sich Generationen in ihrer Sprache und in der Verwendung ihrer Zeichen. Nehmen wir das Beispiel Jugendsprache: Neue Wörter, Ausdrücke sowie sprachliche Muster entstehen mit dem Ziel, sich von der Sprache der Erwachsenen abzugrenzen und Gruppenzugehörigkeit zu signalisieren.
In ähnlicher Weise sehen wir dies bei Emojis, deren Verwendungshäufigkeit und Interpretation sich über verschiedene Altersgruppen hinweg unterscheidet. Denn Sprache ändert sich ständig, was die Kommunikation erschweren und behindern kann. Missverständnisse entstehen wieder einmal dann, wenn sich die Bedeutung von bestimmten Emojis in sozialen Gruppen unterscheidet. Denn während Jüngere oft eine hohe Kreativität und Variabilität bei der Auswahl und Deutung von Emojis an den Tag legen, orientieren sich Ältere bei ihrer Interpretation häufiger an menschlichen mimischen Expressionen oder bekannten symbolischen Bedeutungen. Am Beispiel des „Totenkopf-Emoji“ sehen wir, dass die Bandbreite von Interpretationen die von übertriebenen Lachen und Belustigung bis hin zu tödlicher Gefahr und Grusel reichen.
Emojis haben – genauso wie die Kommunikation im Allgemeinen – ein Potenzial für Fehlinterpretationen. Und gleichzeitig verraten sie etwas über uns selbst. Wer also nicht als altmodisch gelten will, sollte derzeit auf das ‚Daumen hoch‘-Symbol verzichten.
Was sollen wir beim Einsatz von Emojis beachten?
Emojis sind ein Gewinn für die Schriftsprache, weil sie Mimik, Gestik und Tonfall transportieren. Gleichzeitig bergen sie ein nicht unbeträchtliches Potenzial für Fehlinterpretationen. Damit die Kommunikation mit Emojis gelingt, sollte ihr Einsatz mit Bedacht erfolgen: Die ausgewählten Emojis sollten wenig Spielraum für Interpretationen bieten und sich nicht gegenseitig widersprechen. Auch von der Verwendung von Emoji-Ketten ist abzuraten, weil diese oft schwieriger zu entschlüsseln sind als ein einzelnes Bildzeichen.
Im Übrigen zeigen Studien, dass Emojis beeinflussen, wie wir jemand wahrnehmen. Verfasser*innen die in ihrem Text lächelnde Emojis intergieren, werden als deutlich sympathischer und emotional wärmer eingeschätzt, als Verfasser*innen die in demselben Text keine Emojis nutzen. Emojis können daher auch zur strategischen Eindruckssteuerung genutzt werden. Wer sympathisch rüberkommen möchte, sollte einen freundlichen und zugewandten Kommunikationsstil pflegen und durch Emojis etwas Wärme in die ansonsten doch recht kühle computervermittelte Kommunikation bringen. ❤️
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