Fast jeder dritte Jugendliche zwischen zwölf und 19 Jahren wurde im Netz schon einmal sexuell belästigt. Mädchen sind dabei mit 36 Prozent deutlich häufiger betroffen als Jungen mit insgesamt 24 Prozent. Sechs Prozent der Befragten gaben zudem an, dass sie sogar mehrmals pro Woche sexuelle Belästigung erleben. Weiteren 23 Prozent sind im vergangenen Monat zudem ungewollt pornografische Inhalte angezeigt worden. Das geht aus der repräsentativen JIM-Studie 2023 zum Medienverhalten von Jugendlichen hervor, die am Mittwoch veröffentlicht wurde. „Pornos sind kein Kinderprogramm“, sagte Marc Jan Eumann, Direktor der Medienanstalt Rheinland-Pfalz und Vorsitzender der Kommission für Jugendmedienschutz. Er forderte Anbieter von pornografischen Inhalten auf, verlässliche Alterskontrollen durchzuführen.
Mehr als der Hälfte der Jugendlichen sind zudem im Vormonat Fake News im Netz begegnet. Ihr Anteil ist im Vergleich zum Vorjahr leicht um zwei Prozentpunkte auf 58 Prozent gestiegen. Weitere 51 Prozent haben zudem beleidigende Kommentare gesehen, persönliche Anfeindungen gegen sich selbst haben 14 Prozent erlebt. 39 Prozent berichten von Hassbotschaften. Auch Verschwörungstheorien (40 Prozent), Hassbotschaften (39 Prozent) und extreme politische Ansichten (42 Prozent) gehören zu den Erlebnissen der Jugendlichen. Nur 27 Prozent gaben an, keine negativen Erfahrungen gemacht zu haben.
Youtube und Tiktok werden dabei immer wichtiger, um sich über das Weltgeschehen zu informieren. Youtube nutzen 33 Prozent, im Vorjahr waren es erst 22. Tiktok nutzen 30 Prozent, fünf Prozentpunkte mehr als im Vorjahr. Insgesamt dominieren aber Gespräche mit der Familie, knapp zwei Drittel informieren sich auf diese Weise, etwas mehr als die Hälfte nutzt zudem Fernsehen oder Radio sowie Gespräche mit Freunden.
Fast vier Stunden Online-Zeit pro Tag
Dabei verbringen Jugendliche täglich im Schnitt 224 Minuten im Netz – das sind knapp vier Stunden. Die Nutzungsdauer nimmt dabei mit dem Alter zu: Die Zwölf- bis 13-Jährigen sind 121 Minuten vor dem Bildschirm, bei den 18- bis 19-Jährigen sind es 261. Während bei den Jüngeren 58 Prozent angeben, sich bei der Smartphonenutzung an Regeln halten zu müssen, sind es bei den älteren nur noch vier Prozent. Die mit Abstand beliebteste App ist Whatsapp (94 Prozent), den zweiten Platz mit 62 Prozent belegt Instagram, Tiktok nutzen 59 Prozent.
Mehr als jeder Dritte hat zudem schon mal ein Produkt gekauft, weil es von einem Influencer empfohlen wurde. Das Vertrauen ist dabei groß: 64 Prozent der Jugendlichen nehmen an, dass Influencer ihre Werbung immer ordnungsgemäß kennzeichnen. Jeder Vierte hat zudem das Gefühl, Influencer seien wie gute Freunde. Jeder Zweite gibt dabei an, Influencern zu folgen, die über ernsthafte Themen sprechen. Immerhin 18 Prozent wollen später selbst Influencer werden.
Die JIM-Studie fand erstmals 1998 statt. 2023 wurden insgesamt 1200 Jugendliche im Alter von zwölf bis 19 Jahren befragt, 70 Prozent von ihnen telefonisch, 30 Prozent der Interviews wurden online durchgeführt. Die Befragungen fanden von Ende Mai bis Anfang Juli statt.