Zwei Momente gab es, in denen die Sendung sich auf eine andere Ebene hätte schwingen, eine Ahnung hätte geben können von den Erzählungen, die Gesellschaften vielleicht brauchen, die sich so viel vorgenommen haben; die eine Quelle von Wohlstand und Fortschritt aufgeben müssen, weil sie sich als fatal für den Planeten erwiesen hat – doch die Momente verpufften.
Der eine war, als Meteorologe Sven Plöger seinen Eindruck formulierte, die Menschheit sei offensichtlich nicht reif dafür, das Problem der Erderwärmung konsequent anzugehen, wenn trotz der Fakten immer noch zu wenig passiere. s brauche eine ganz neue Haltung dem Planeten gegenüber. Der andere, als Carla Hinrichs von der „Letzten Generation“ aufforderte, zu hinterfragen, was Wohlstand eigentlich sei, mit welcher Bedeutung man das Wort noch füllen könnte.
Ein ziemlich diffuser Rundschlag
Doch diese Fäden griff Louis Klamroth nicht auf. Die Frage, was ein neues, vielleicht sogar mal visionäres Sprechen über die Herausforderungen bewirken könnte, gehörte nicht zum Konzept dieser „Hart aber fair“-Ausgabe zum Thema Klimaschutz. Eine Bilanz war naheliegend am Ende eines für den Kampf gegen die Erderwärmung jammervollen Jahres, in dessen Verlauf bei am Thema mäßig interessierten Menschen der Eindruck entstehen konnte, dass Klimaschutz einen sowieso nur ärmer macht und der Grund ist, dass man wegen festklebender Aktivisten wieder im Stau steckt und die Regierung nun auch noch in einer Haushaltskrise.
Es hätte aber nicht der arg diffuse Rundschlag sein müssen, als den Moderator Klamroth die Sendung schon ankündigte: ein Jahr der Hitzerekorde, eine Klimakonferenz ausgerechnet im Ölstaat, Milliarden fehlen für den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft. Und überhaupt: Wie wichtig ist das Thema den Menschen und der Regierung noch?
Ein bisschen Grundkurs Erderwärmung
Es war dann ein bisschen Grundkurs Erderwärmung (Sven Plöger musste erklären, was das 1,5-Grad-Ziel ist), ein bisschen Blick hinter die Kulissen (Werner Eckert, Klimakonferenzen-Urgestein und ARD-Redaktionsleiter „Klima und Ernährung“, analysierte erhellend aus Dubai, warum es schon ein Erfolg wäre, wenn die Vertragsstaaten im Abschlusspapier der COP 28 zusagen, den Einsatz fossiler Energieträger herunterfahren zu wollen), ein bisschen herumdeuten, warum das so schwer ist mit dem Kampf gegen den Klimawandel (ein globales Problem, das jeweils national angegangen werden muss, multiple Krisen und sich dadurch verschiebende Prioritäten, ein Zeithorizont, für den das menschliche Handeln nicht gemacht ist).
Trotzdem war es keine ärgerliche Sendung, sondern im Kleinen eine Illustration des großen Paradoxons: Die allermeisten wollen, dass mehr getan wird und doch passiert nicht annähernd genug. Ein unangenehmer Tweet des CDU-Politikers und Vorsitzenden des Wirtschaftsausschusses im Bundestag, Michael Grosse-Brömer, den der Schneefall veranlasste, zu fragen, warum drei Tage Sonne immer gleich als „Klima“ gälten, leitete eine erste von mehreren überraschend einvernehmlichen Antwortrunden ein.