Das stürmische Wetter und eine niedrige Nachfrage haben am Weihnachtswochenende dafür gesorgt, dass der erzeugte Strom aus erneuerbaren Quellen größer war als der gesamte Verbrauch in Deutschland. Der Anteil der erneuerbaren Energien an der Last betrug an Heiligabend 105,6 Prozent. Schon am Donnerstag und Freitag hatte der Anteil bei mehr als 96 Prozent gelegen.
Am Wochenende waren Ausläufer von Sturmtief „Zoltan“ über das Festland gezogen und hatten für viel Windstrom gesorgt. Allein Windräder an Land deckten an Heiligabend drei Viertel (74,6 Prozent) der Last. Hinzu kamen 9,4 Prozent Strom aus Offshore-Windparks. Zu den hohen erneuerbaren Anteilen beigetragen hat auch die niedrige Nachfrage. An Sonn- und Feiertagen wird traditionell weniger Strom verbraucht, vor allem in der Industrie.
Industrielle Verbraucher können Geld verdienen
Auch auf den Strommarkt hatte der Überschuss Auswirkungen: 38 Stunden lang – vom 24. Dezember um 0 Uhr bis zum 25. Dezember um 14 Uhr – wurden am Spotmarkt durchgängig negative Preise gezahlt. Das dürfte eine der längsten Perioden jemals gewesen sein.
Wenn negative Preise auftreten, werden Erzeuger für den eingespeisten Strom nicht vergütet, sondern müssen dafür bezahlen – ein Signal für eine angespannte Situation im Stromsystem. Im Durchschnitt waren das an Heiligabend 3,37 Euro je Megawattstunde, umgerechnet 0,337 Cent je Kilowattstunde. Auch in Frankreich war der Strompreis mit 0,63 Euro je Megawattstunde außergewöhnlich niedrig.
Negative Preise treten an den Strombörsen seit 2008 immer wieder zeitweilig auf, zuletzt Anfang Juli. Damals war der Börsenstrompreis auf ein Rekordtief von minus 500 Euro gefallen – ein Preislimit, das äußerst selten erreicht wird. Im vergangenen Jahr fiel der Preis auf dem Day-Ahead-Markt an der Leipziger Strombörse EPEX Spot insgesamt zu 69 Stunden an 22 Tagen unter null.
Industrielle Verbraucher können dann Geld verdienen, wenn sie gezielt Strom konsumieren – ein Anreiz, um die Netze nicht zu überlasten. Privatverbraucher, die ihren Strom bei herkömmlichen Stromanbietern beziehen, haben diese Möglichkeit in der Regel nicht. Manche Energieversorger bieten jedoch auch Privatkunden dynamische Stromtarife an. E-Auto-Besitzer könnten in solchen Situationen dann zum Beispiel beim Laden Geld verdienen.