Seinen Tod hat er präzise vorausgesagt, deswegen sitzt Phra Khru Samathakittikhun, den sie Luang Pho Daeng Piyasilo nennen, seit über fünfzig Jahren nun im Lotussitz leblos da – hinter Glas. Tot, mumifiziert. Gläubige und auch viele Ungläubige kommen von weit her zum Wat Khunaram, einem eher kleineren Tempel im Süden der thailändischen Insel Samui, um dieses makabre Wunder der Askese mit eigenen Augen zu sehen.
Luang Pho Daeng genoss schon zu Lebzeiten große Prominenz am Golf von Thailand, denn nicht viele Mönche konnten 15 Tage lang durchmeditieren, ohne sich zu bewegen, zu essen und zu trinken. Er konnte es, und noch mehr: Die letzten zehn Jahre seines Daseins auf Erden verbrachte der ehrwürdige Mönch aller Wahrscheinlichkeit nach mit Sokushinbutsu, einer elaborierten und längst verbotenen buddhistischen Praxis der Selbstmumifizierung: 1000 Tage nur Samen aus der Gegend essen, dazu schmerzvolle Meditationen, gefolgt von 1000 Tagen mit Wurzeln von Nadelbäumen und dem giftigem Tee des Lackbaums, der den Körper zusätzlich dehydriert und auch für Maden ungenießbar macht; die letzten 1000 Tage eingemauert im Lotussitz, mit Luftschlitzen und einer Vorrichtung mit Glöckchen verbringen. Am Tag, an dem das Klingeln ausbleibt, beginnt der Weg ins Nirwana. Und wenn es funktioniert, wenn der Körper tatsächlich nicht anfängt, zu verwesen, wird er auf ausdrücklichen Wunsch des Selbstmumifizierers ausgestellt.