Nach der erschreckenden Bluttat in der Stadt Altavilla Milicia östlich von Palermo dauern die Ermittlungen der Behörden an. In der Nacht zum Sonntag hatte der mutmaßliche Täter, der 54 Jahre alte Maurer Giovanni B., selbst die Carabinieri alarmiert und zu seinem Haus gerufen. Dort fanden die Ermittler die vier und 16 Jahre alten Söhne des Mannes, die dieser nach bisherigen Ermittlungen am Freitag mit einer Eisenkette erdrosselt haben soll.
Auf einem Grundstück nahe des Hauses der Familie wurde wenig später die verkohlte Leiche der 41 Jahre alten Ehefrau des mutmaßlichen Täters unter einem Erdhaufen gefunden. Die Frau soll bereits einige Tage zuvor von ihrem Mann getötet worden sein. Die 17 Jahre alte Tochter wurde in einem Zimmer des Hauses der Familie aufgefunden, unter Schock und in verwirrtem Zustand. Am Montag wurde ein mit der Familie des Maurers befreundetes Ehepaar wegen des Verdachts festgenommen, den Mann zu der Tötung seiner Frau und seiner beiden Söhne angestiftet zu haben.
„Ein Familienvater wie alle anderen“
Hintergrund der Tat soll ein obskures Exorzismus-Ritual gewesen sein. Wie italienische Medien berichteten, gab die überlebende Tochter an, ihr Vater habe gesagt, er müsse aus der Familie und deren Haus „Dämonen austreiben“. Die Umstände des Todes der Ehefrau sind bisher ungeklärt. Die beiden Söhne soll der Mann mit der Eisenkette erdrosselt haben. Die Leiche eines der Jungen soll noch in Ketten gelegt gewesen sein, als die Carabinieri die Ermittlungen in dem Haus aufnahmen.
Offenbar wurden vor oder während des Tötungsdelikts auch mehrere Tiere zu Tode gebracht, um vermeintliche Dämonen auszutreiben. Die Kadaver der getöteten Tiere fanden sich in der Nähe der verkohlten Leiche der Ehefrau des mutmaßlichen Täters.
Der Pastor einer evangelikalen Kirche in Altavilla Milicia, welche die Familie des Maurers in den vergangenen Jahren frequentiert hatte, wies jede Verbindung zu der Bluttat zurück. Zwar habe die Familie früher regelmäßig den Gottesdienst der Freikirche besucht, der Kontakt sei aber abgebrochen, nachdem die Kirche auf Geheiß der Behörden im Jahre 2020 wegen Pandemieschutzmaßnahmen vorübergehend keine Gottesdienste mehr habe feiern dürfen. In dieser Zeit sei der Maurer über die sozialen Medien offenbar mit dem Ehepaar sowie mit einem selbst ernannten Prediger, Heiler und Exorzisten aus Bari in Apulien in Verbindung gekommen.
Diese Person habe niemals in irgendeiner Weise in Verbindung mit der evangelikalen Kirche in Altavilla Milicia gestanden, sondern habe „eine satanische Sekte geleitet“, heißt es in einer Mitteilung des Pastors der Freikirche, die am Montag von italienischen Medien verbreitet wurde. Der mutmaßliche Täter, der mit seiner Familie 2019 zu der evangelikalen Kirche gestoßen sei, habe bis zum Fortgang von der Freikirche während des Pandemie-Lockdowns niemals etwas Sonderbares gesagt und niemals die Hand gegen seine Kinder erhoben.
Giovanni B. sei „ein Familienvater wie alle anderen“ gewesen, der „seiner Arbeit nachgegangen“ sei, heißt es in der Erklärung des Pastors: „Die Verantwortlichen sollen nach den Gesetzen des Staates und den Gesetzen Gottes für ihre Taten bestraft werden.“ Die evangelikale Freikirche in Altavilla Milicia ist bisher offenbar nicht Gegenstand der Ermittlungen zu den Hintergründen der Bluttat.