Der amerikanische Autovermieter Hertz hat einen Führungswechsel angekündigt. Nach nur rund zwei Jahren im Amt legt Stephen Scherr Ende des Monats seinen Posten als Vorstandsvorsitzender nieder. Sein Nachfolger wird Gil West, der bis vor wenigen Monaten als Chief Operating Officer das Tagesgeschäft von Cruise führte, der auf autonomes Fahren spezialisierten Tochtergesellschaft des Autoherstellers General Motors. West hatte früher die gleiche Position bei der Fluglinie Delta Air Lines.
Die Veränderung an der Spitze kommt kurz, nachdem der Autovermieter eingestehen musste, dass eine große Wette auf Elektromobilität in den vergangenen Jahren nicht aufgegangen ist. Im Januar teilte das Unternehmen mit, ein Drittel seiner Flotte von Elektrofahrzeugen, insgesamt 20.000 Autos, verkaufen zu wollen. Es begründete den Schritt mit einer schwächer als erwarteten Nachfrage seiner Kunden nach Elektroautos sowie mit hohen Reparaturkosten. Vorstandschef Scherr brachte die Entscheidung auch mit den jüngsten erheblichen Preissenkungen für Elektroautos von Tesla und daraus resultierenden niedrigeren Wiederverkaufswerten in Verbindung.
Hohe Verluste durch E-Auto-Verkauf
Im Zuge des geplanten Verkaufs von Elektroautos nahm Hertz eine Abschreibung von 245 Millionen Dollar vor, die maßgeblich dazu beitrug, dass das Unternehmen für das vergangene Berichtsquartal einen Nettoverlust auswies. Hertz hat gesagt, einen Teil des Verkaufserlöses in die Anschaffung von Autos mit Verbrennungsmotor stecken zu wollen. Auch Wettbewerber passen ihre Flotten an. Der deutsche Autovermieter Sixt hat seinen Kunden vor einigen Monaten mitgeteilt, vorerst keine weiteren Teslas mehr kaufen und die bestehende Flotte reduzieren zu wollen.
Hertz hat erst Mitte 2021 ein Insolvenzverfahren abgeschlossen. Wenige Monate später kündigte das Unternehmen eine Großbestellung von 100.000 Autos von Tesla an. Scherr setzte diese Wette auf Elektroautos nach seinem Antritt im Februar 2022 fort und bestellte Zehntausende weiterer Elektrofahrzeuge, unter anderem von Polestar. Die Ausweitung der Flotte kam aber langsamer voran als zunächst gesagt. Als das Unternehmen im Januar die strategische Kehrtwende ankündigte, hatte es rund 50.000 Elektroautos in seinem Bestand.
Der Aktienkurs von Hertz ist in den vergangenen zwölf Monaten um mehr als 50 Prozent gefallen. Der Autovermieter wird derzeit an der Börse nur noch mit etwas mehr als zwei Milliarden Dollar bewertet.