Auf einem Wiesenplatz stehen die Teilnehmer an diesem frühen Morgen in verschiedenen Gruppen zusammen und lassen sich im Zeltaufbau oder Kabellegen unterrichten. Sie sind uniformiert und halten die Hände gehorsam hinter dem Rücken verschränkt, nur hier und da verrät noch ein heller Turnschuh den Zivilisten. Beim Blick auf die jugendlichen Körper in Uniform und in die teils noch kindlich anmutenden Gesichter überkommt einen unwillkürlich ein pazifistischer Reflex. Legen sich Bilder aus antikriegerischen Büchern und Filmen über die Wirklichkeit, Szenen aus Bernhard Wickis „Die Brücke“ oder Remarques „Im Westen nichts Neues“. Auch ein Lied klingt einem im Ohr, ein pazifistischer Protestsong, der hier in der ostdeutschen Fläche gerade wieder hoch im Kurs steht, Handwerker zitieren ihn, und Mütter kleben Zeilen daraus auf ihre Heckscheiben: „Nein, meine Söhne geb ich nicht“ heißt das Lied von Reinhard Mey aus dem Jahr 1986, das jetzt, 2024, im Angesicht von „Kriegstüchtigkeit“, der Debatte um ein Wiederaufleben der Wehrpflicht und den zumindest hier und da erwogenen Einsatz von Bodentruppen eine neue bewusstseinsprägende Kraft entwickelt. Darin heißt es an entscheidender Stelle: „Keine Ziele und keine Ehre, keine Pflicht/ sind’s wert, dafür zu töten und zu sterben/ nein, meine Söhne geb ich nicht“.
Überzeugte Worte, die noch vor wenigen Jahren wohl eine Mehrzahl der Deutschen als Glaubensbekenntnis unterschrieben hätte. Zu leicht ließ sich bislang hierzulande ein verbindender Strich aus der kriegszerstörerischen Vergangenheit in seine kriegsverweigernde Gegenwart ziehen. Aber dann marschierte Putin in die Ukraine ein, ließ seine Truppen auf bestialische Weise foltern, vergewaltigen und morden. Nicht erst die Bilder aus Butscha stellten die deutsche Öffentlichkeit vor die Gewissensfrage, ob es tatsächlich keine Ziele gäbe, die es wert wären, „dafür zu töten und zu sterben“? Die ausweichende Antwort, die man bisher in Deutschland darauf gefunden hat, lautet: Wir geben euren Söhnen Waffen, damit sie den gemeinsamen Feind töten, aber unsere Söhne geben wir nicht. Darauf kann sich die regierende Politik insbesondere mit Blick auf die drei anstehenden ostdeutschen Landtagswahlen im Moment noch zurückziehen.
Die Militärs in diesem Land können es nicht. Denn sie müssen vorbereitet sein für das, was gerade als Szenario in jeder Bundeswehreinheit durchgespielt wird: den Bündnisfall. Also die Möglichkeit, dass russische Truppen etwa im Baltikum die NATO-Grenze überschreiten und die Bereitschaft der Verteidigungsgemeinschaft auf die Probe stellen. In so einem Fall würden Waffenlieferungen nicht mehr ausreichen, dann müssten „unsere Söhne“ in den Krieg. Um keinen Zweifel am neuen deutschen Verpflichtungsgefühl aufkommen zu lassen, wird durch die Bundeswehr gerade zusätzlich eine Kampftruppenbrigade in Litauen aufgestellt, als unmissverständliches Signal an die Bündnispartner, nicht nur mit Worten und Waffen bereitzustehen, wenn es ernst würde. Bislang sind erst ein paar Dutzend Soldaten dort, die Anwerbungen laufen auf Hochtouren – und zeigen deutlich, worüber öffentlich eher ungern gesprochen wird: Die Bundeswehr braucht nicht nur Geld, sie braucht auch Menschen. Ausgebildete Soldaten, die im Zweifelsfall bereit sind, ihr Leben für das einzusetzen, was sie als Diensteid schwören: „das Recht und die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen“. Das sagt und schreibt sich so leicht. Als wäre es etwas sehr Wichtiges, das im Ernstfall schon andere für uns und unsere „Werte“ erledigen würden. Aber wer sind diese anderen, wenn keiner seine eigenen Söhne dafür geben will? Gibt es Söhne ohne Eltern?
Zumindest gibt es junge Menschen, die gegen den Wunsch ihrer Eltern nach Prenzlau gekommen sind. Eine junge Teilnehmerin, gebürtig in der Uckermark, gibt offenherzig Auskunft über ihre Beweggründe: „Der Krieg in der Ukraine motiviert mich. Man weiß ja nicht, wie das Ganze sich entwickelt und vielleicht auch auf Deutschland rüberschwappen wird. Und wenn der Krieg dann hierherkommt, sind all die zivilen Berufe in der Bürokratie oder im Finanzwesen nicht mehr so entscheidend, dann würde die Bundeswehr plötzlich sehr wichtig.“ Angesprochen auf die nach wie vor nicht ins konventionelle Bild passende Vorstellung von einer jungen Frau beim Dienst an der Waffe („unsere Söhne“), kontert sie mit eindrucksvollem Enthusiasmus: „Meine Geschwister denken, das ist eine Phase, die vielleicht nur ein paar Wochen anhält. Aber ich bin wirklich überzeugt, dass ich das machen möchte. Ich weiß: Die fünf Tage hier sind nicht so ernst, wie das Leben eines Soldaten später sein wird. Aber ich denke wirklich, dass ich das rocken und mich gerade als junge Frau beweisen werde, um nicht irgendwie in den Hintergrund zu fallen nur wegen meines Geschlechts.“
Andere Teilnehmer berichten von der Skepsis ihrer Eltern mit Blick auf eine mögliche militärische Berufswahl. Ein junger Mann mit scheuem Blick spricht von der Angst seiner Familie davor, dass sich „seine Persönlichkeit verändern könnte“. Die Vorstellung, dass Disziplin und Duldsamkeit einen Charakter auch zum Besseren bilden können, scheint nach wie vor wenig verbreitet. Zu stark wirkt der antimilitaristische Gestus der Nachkriegszeit fort, ein Gestus, der 1995 in dem bundesverfassungsgerichtlichen Urteil, nach dem der generelle Ausspruch „Soldaten sind Mörder“ durch das Grundrecht auf Meinungsäußerung gedeckt sei, seine größte Erfüllung fand. Mit so einem Satz können die jungen Teilnehmer des „Discovery Days“ nichts anfangen. Genauso wenig wie mit dem kürzlich in einer Studie zum Gemütszustand junger Menschen festgestellten angeblich generationstypischen Pessimismus wegen Klima und Krieg. Das jugendliche Gemüt an diesem Morgen in Prenzlau klingt ganz anders: „In Anbetracht des Ukrainekrieges sehe ich die Verteidigung Deutschlands als eine Aufgabe der gesamten Gesellschaft an – das motiviert mich, der Bundeswehr beizutreten“, sagt ein junger Mann und zeigt sich damit realitätsbereiter als so manch einer seiner älteren Zeitgenossen.
Generell seien die freiwilligen Meldungen junger Menschen seit Ausbruch des Ukrainekrieges deutlich in die Höhe gegangen, berichtet ein Oberstleutnant aus dem Bundespersonalamt. Als Beweggrund für das Interesse am Soldatendienst werde beispielsweise angeführt, dass „so etwas wie in Butscha“ in Deutschland auf keinen Fall geschehen dürfe. Um dieses Verantwortungsgefühl ernst zu nehmen, werde den jungen Teilnehmern aber auch gezeigt, welche Entbehrungen der Alltag als Soldat mit sich bringe; es gehe darum, ein realistisches Bild zu zeichnen, damit die Bundeswehr „keine Blackbox“ darstelle. Für manche Teilnehmer scheint sie aber genau das noch zu sein. Eine junge Frau gibt unbekümmert ihre Abenteuerlust als Teilnahmegrund an: „Ich will später nicht im zivilen Leben arbeiten, ich will ein bisschen Abenteuer in meinem Leben haben. Deshalb will ich zur Bundeswehr“.
Das, wovon sie schwärmt, das Abenteuer, wird am anderen Ende des Wiesenplatzes gerade in seinem möglichen schlimmen Ausgang vorgeführt. Da übt nämlich ein Grundwehrdienstleistender die Bergung eines Schwerverwundeten. Mit dem wie leblos herabhängenden Körper eines Kameraden muss er im Zickzack über die Wiese rennen, neben ihm läuft ein Ausbilder mit der Stoppuhr und ruft ihm Befehle zu. Das altmodisch wirkende Szenario ist auch in der modernen Kriegsführung keinesfalls wirklichkeitsfremd. Schwerstverletzungen durch Minen sind etwa im Ukrainekrieg furchtbarer Alltag. Dazu kommen die Drohnen, die in diesem Krieg so massiv eingesetzt werden wie noch nie zuvor. Die Russen, so erfährt man, würden ihre Gegner damit erst nur gezielt verwunden, um dann die zur Hilfe eilenden Kameraden mitauszuschalten. Diese perfide Taktik habe zur Folge, dass Verwundete mitunter stundenlang allein im Feld liegen gelassen würden, weil sich ebenjener hier in Prenzlau trainierte Rettungslauf als zu riskant erweise.
Bei der taktischen Einhegung des Drohnenkampfes sei man erst ganz am Anfang. Zwar verfügt die Bundeswehr über eine eigene Truppengattung, die für die elektronische Kampfführung zuständig ist und sich fieberhaft um Möglichkeiten der Abwehr dieser immer lautloser und unsichtbarer werdenden Todeswaffen bemüht, aber die technischen Voraussetzungen würden nahezu täglich andere. Behalten im Angesicht dieser neuen Herausforderungen die alten Drill-Übungen, das Hindernislaufen und Robben im Schlamm eigentlich noch ihre Bedeutung?
Ein Hauptmann mit Vornamen Paul, dem kenntnislosen Besucher als fachkundiger Begleiter zur Seite gestellt, korrigiert sanft: „Robben sagen wir nicht mehr, wir sprechen von Gleiten.“ Und ja, so der Hauptmann, der selbst als ausgebildeter Fallschirmjäger auf Zeit dient, die alten Techniken behielten trotz Drohnenkrieg und Cyberattacken ihre Berechtigung. Die Orientierung in unwegsamen Geländen, das Transportieren von Gegenständen über lange Strecken hinweg, das Überwinden von Hindernissen – all das seien nach wie vor entscheidende Techniken für den Soldaten im Einsatz.
Leicht zusammen kriegt man das nicht mit dem, was das Fernmeldebataillon 610 an diesem Tag als seine Tätigkeitsschwerpunkte präsentiert. Da geht es nämlich in erster Linie um Kommunikation. Also das, was in jedem Krieg zur Vorbedingung für erfolgreiches militärisches Handeln wird. Das seit 2007 in Prenzlau stationierte Bataillon hat den Auftrag, im Einsatz und auf Übungen den Hauptgefechtsstand des Multinationalen Korps Nordost einzurichten. Dieses im nur 50 Kilometer entfernten Stettin stationierte Korps setzt sich vor allem aus Polen, Dänen und Deutschen zusammen und wird momentan vom deutschen General von Sandrart befehligt. Im Falle einer „Landes- und Bündnisverteidigung“ (abgekürzt LVBV) wäre das Fernmeldebataillon 610 ein entscheidender Baustein beim Abwehrkampf der NATO.
In den an diesem Morgen mit Tarnnetzen verhängten Zelten und Lkw-Aufbauten sind Prototypen von Kommunikationszentralen aufgebaut. Server blinken, Kabel hängen von der Decke, Laptops schnurren wie in jeder x-beliebigen IT-Abteilung. Allerdings gibt es bei genauerem Hinhören doch zentrale Unterschiede: Zum Beispiel werden in militärischen Zusammenhängen grundsätzlich nur Landleitungen und kein WLAN benutzt. Sind Mobiltelefone wegen ihrer gefährlichen Signalstärke innerhalb der Gefechtsstände strikt verboten. Als abschreckendes Beispiel erzählt Hauptmann Paul eine Geschichte von jungen russischen Soldaten, die zu Beginn des Ukraineüberfalls Fotos ihrer Eroberungen live in die Welt posteten und kurze Zeit später von einer ukrainischen Rakete ausgelöscht wurden. Der Blitz als Zeichen im Wappen des Fernmeldebataillons 610 steht eben auch für die potentiell scharfe Gefahr durch Signale und Frequenzen.
Der Kommandeur des Bataillons ist Oberstleutnant Philipp Riedel. Seit sechs Monaten ist er der neue Kommandeur in Prenzlau. Beim städtischen Neujahrsempfang zu Beginn des Jahres hatte er sich bei seiner Vorstellung selbst korrigiert, er sei „der Kommandeur, nein, der stolze Kommandeur“ des einzig noch bestehenden Fernmeldebataillons der Bundeswehr. Mitte vierzig ist der gebürtige Rheinland-Pfälzer und seit nunmehr fünfundzwanzig Jahren auf dem Weg von einer militärischen Station zur nächsten. Dienst in der Luftwaffe, im Deutschen Heer und im Cyber- und Informationsraum sowie zwei Afghanistan-Einsätze und jetzt hier in Prenzlau. Sicher ein Auslandseinsatz ganz eigener Art. Seit 1687 ist Prenzlau Garnisonsstadt, begründet durch die „Grands Mousquetaires“, einer Einheit aus französischen Einwanderern. Prenzlaus Geschichte ist stark geprägt von zehn verheerenden Tagen im April 1945, in denen Einheiten der auf Berlin vorrückenden Roten Armee die Stadt in Schutt und Asche legten – aus Rache, wie sich mittlerweile herausgestellt hat. Zu DDR-Zeiten musste die Geschichte noch anders erzählt werden, da durfte kein schlechtes Licht auf die sowjetischen Befreier fallen, und man machte die deutsche Wehrmacht für die apokalyptische Zerstörung Prenzlaus verantwortlich. Und doch wusste fast jeder von Familien, die sich in jenen Schicksalsnächten aus Angst vor den Besatzern das Leben genommen hatten, von Frauen, die von russischen Soldaten vergewaltigt worden waren.
Bis heute begegnet man den Russen in der Stadt mit einer Mischung aus Furcht und Respekt. Aus dieser Gemütslage heraus hat Prenzlaus Bürgermeister unlängst davor gewarnt, sich mit „dem Russen“ anzulegen (vgl. F.A.Z. vom 25. März). Waffenlieferungen an die Ukraine sieht er kritisch und spricht damit offenbar einer Mehrheit der Prenzlauer Bürger aus dem Herzen. Vor einigen Wochen fand diese Stimmung ihren Ausdruck in einem offenen Brief des Landkreises, den unterschiedliche Parteien von SPD bis AfD unterzeichneten und der Bundeskanzler Scholz zu diplomatischen Schritten statt Waffenexporten aufforderte. Wie wirkt so eine Forderung in den Augen eines erfahrenen Militärs?
Oberstleutnant Riedel zeigt sich zurückhaltend einfühlsam. Dass der Wunsch nach Frieden in der Bevölkerung und übrigens auch innerhalb der Soldatenschaft vorherrsche, sei verständlich. Aber dann müsse man „sich die Realitäten anschauen, und diese weichen eben manchmal ab von den Wünschen, die man hat“. Natürlich sei ihm bewusst, dass sich bei den Deutschen inzwischen „eine gewisse Müdigkeit“ beim Thema Krieg breitmache. Deshalb sei es umso wichtiger, der Bevölkerung bewusst zu machen, dass dieser Krieg „vor unseren Türen stattfindet, mitten in Europa“.
Das Verhältnis von Bundeswehr und Gesellschaft habe sich in den letzten Jahren zum Besseren verändert, stellt Riedel fest, viele Bürger, die vorher mit Skepsis auf die Truppe geschaut hätten, seien inzwischen dankbar für ihre Präsenz. Auch in Prenzlau. Und doch kehrt das Gespräch immer wieder zu dem sogenannten „scharfen Ende“ zurück, also den Angriff russischer Truppen auf die Ostflanke. In Polen, wo Riedel viel Zeit verbringt, herrsche ein anderes Bedrohungsszenario, da hätten die Soldaten die Möglichkeit eines Einsatzes von Leib und Leben schon verinnerlicht. Aber auch in seiner Einheit bereite man sich in Gesprächskreisen mental auf so einen Fall vor.
Spielen beim Nachdenken über eine Kriegsgefahr eigentlich die Kategorien Ost und West in seiner Einheit eine Rolle? Kurz leuchten die Augen des Kommandeurs auf: Die Bundeswehr sei wahrscheinlich der beste Einheitsmotor des Landes. Egal aus welchem Bundesland ein Kamerad komme, entscheidend sei einzig die Frage: „Funktioniert der Soldat?“ Der gemeinsame Auftrag ebne Unterschiede ein: „Beim nächtlichen Marsch interessiert nicht, ob mein Nachbar aus Ost oder West stammt, sondern dass er genauso viel schleppen muss wie ich.“
Das klingt nach vorbildhaften militärischen Tugenden. Allerdings scheinen nicht alle Prenzlauer Soldaten das Gleiche darunter zu verstehen. Es gibt einen lokalen Fall, der die Gemüter inzwischen weit über die Stadtgrenzen hinaus erhitzt. Es geht um den gebürtigen Prenzlauer AfD-Bundestagsabgeordneten und Vorsitzenden der Jungen Alternative, Hannes Gnauck, der als Zeitsoldat in einer benachbarten Einheit diente und vom Militärischen Abschirmdienst wegen Hetze gegen Asylbewerber als Extremist eingestuft wird. Noch während des Gesprächs mit dem Kommandeur blinkt eine Eilmeldung auf, nach der Gnaucks Immunität im Bundestag wegen eines gerichtlichen Disziplinarverfahrens aufgehoben werde.
Was für Missbrauchsgefahren bergen die von Riedel hochgehaltenen soldatischen Werte? Der Kommandeur macht deutlich, dass er sich zum konkreten Fall nicht äußern kann. Nur so viel: „Persönlich stelle ich mir die Frage, ob ich mit solchen Menschen zusammen mein Vaterland verteidigen möchte – und meine Antwort lautet: Nein, das möchte ich nicht.“
Und wie kontrolliert man die politische Gesinnung eines Soldaten? In seiner Rolle als Vorgesetzter verstehe er sich als eine Art Sensor, der „Auffälligkeiten sofort bemerkt“. Draußen im Vorzimmer liegt ein Buch über den „Hitlerputsch 1923“, das beschreibt, wohin Extremismus führen kann: zu jenem Gefühl von Orientierungslosigkeit, das politisch verheerende Folgen hat. Liest der Kommandeur das als Vorbereitung für seine Sensorentätigkeit? Die Frage kommt zu spät, der Standortälteste muss weiter.
Hinten bei den Wartungshallen wird den jungen Teilnehmern des „Discovery Days“ von einem Kraftfahrfeldwebel zum Abschluss noch der Fuhrpark gezeigt. Ein Junge fragt vorsichtig, ob auch Minderjährige in die von Rheinmetall umgerüsteten Lkw klettern dürfen. „Natürlich“, strahlt der Soldat, „bloß nicht schüchtern sein.“ Mit dieser Ermutigung endet der Entdeckungstag in fremdem Terrain. Einem Gebiet, das dem Bürger normalerweise verschlossen bleibt und das im Fall der Fälle doch zur Schaltzentrale der ihn verteidigenden Macht werden kann. Eine Einsicht, die gerade im Osten manchen nach wie vor schwerfällt. Draußen vor den Toren der Uckermark Kaserne hat die AfD wie zur Provokation ein Wahlplakat mit dem Konterfei von Hannes Gnauck aufgehängt, darunter suggeriert ein Slogan eine Wahl zwischen: „Krieg oder Frieden“. Hatte die politische Ordnungskategorie „rechts“ nicht einmal etwas mit Ehre und Tapferkeit zu tun? Mit Verteidigungsbereitschaft und Mut? Die Zeiten haben sich gewendet, auch hier – der Patriotismus ist aus dem Dunst der Burschenschaften ins abenteuerliche Herz einer jungen Frau hinübergewandert.