Populisten verdrehen und verkürzen eine Tatsache so, dass sie zur Propaganda taugt, die den Volkszorn anstachelt. Ein neuerliches Beispiel ist im Internet geäußerte Kritik an der Videoreihe „Fake Train“.
Im Sommer 2024 wurden im Auftrag der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) sechs Ausgaben der Quizshow produziert. Das kostete 470.000 Euro. Abrufbar ist die vom Moderator Rezo moderierte Serie auf der Plattform „Amazon Freevee“, inzwischen bei „Amazon Prime Video“. Das ist der Hauptausspielweg, hier trifft man die jugendliche Zielgruppe. Zu Zwecken der Dokumentation sind die Folgen auch auf der Website der Bundeszentrale für politische Bildung, in der dortigen Mediathek, zu finden.
Jetzt fragten Abgeordnete der AfD nach den Abrufzahlen von „Fake Train“. Wahrheitsgemäß antwortete die Bundesregierung: „In der bpb-Mediathek wurden die sechs Folgen wie folgt abgerufen (Stand: 23. Dezember 2024): Folge 1: 6565 Mal, Folge 2: 1891 Mal, Folge 3: 1084 Mal, Folge 4: 1174 Mal, Folge 5: 717 Mal, Folge 6: 651 Mal. Die Aufrufzahlen einzelner Sendungen bei Amazon Freevee sind nicht bekannt.“
„Desaströse“ Aufrufzahlen?
Streamingplattformen machen grundsätzlich keine quantitativen Angaben. Wie viele Zuschauer „Fake Train“ hat, lässt sich also gar nicht feststellen, zudem werden die Sendungen weiterhin angeboten. Trotzdem äußert ein AfD-Politiker in der Wochenzeitung „Junge Freiheit“, die „desaströsen“ Aufrufzahlen legten „das mediale Scheitern des Formats für alle ersichtlich offen“. Weder der Politiker noch die Zeitung erwähnen den Hauptausspielweg Amazon; vielmehr heißt es, die Serie hätte „kaum Klicks“.
Die F.A.Z. hat bei Amazon angefragt. Ein Sprecher teilt mit, die Abrufzahlen bei „Prime Video“ seien deutlich höher als die einsehbaren Daten der Mediathek der Bundeszentrale für politische Bildung. Zuschauer können die Serie auch bewerten. Taxiert wurde „Fake Train“ bisher mit 3,9 von 5 Sternen, wobei 67 Prozent der Zuschauer die Serie mit fünf Sternen, sieben Prozent mit vier und 26 Prozent mit einem Stern benoten.
Ziel von „Fake Train“ ist es, Jugendliche zu sensibilisieren, falsche oder irreführende Informationen zu erkennen. Zur Bundestagswahl ist eine Spezialfolge geplant. Sie wird von der Comedienne Maria Ziffy und dem Tiktok-Creator Levi Penell moderiert und am 17. Februar veröffentlicht.