Bei einer AfD-Wahlkampfkundgebung in Ingolstadt hat es nach Angaben der Partei einen „tätlichen Vorfall“ gegen den Bundesvorsitzenden Tino Chrupalla gegeben. Chrupalla sei deshalb in ein Krankenhaus gebracht worden, hieß es am Mittwoch von der AfD-Bundesgeschäftsstelle auf Anfrage. Chrupallas Gesundheitszustand befinde sich „noch in der Klärung“. Die Polizei Ingolstadt schrieb am Abend in einem Pressebericht, dass Chrupalla gegen 16.30 Uhr, vor Beginn seines Redebeitrags, hinter der Bühne medizinisch versorgt werden musste. Eine „offensichtliche Verletzung“ sei zu diesem Zeitpunkt nicht erkennbar gewesen. Die weiteren Ermittlungen habe die Kriminalpolizeiinspektion Ingolstadt übernommen.
Die Zeitung „Donaukurier“ hatte berichtet, dass der Bundestagsabgeordnete kurz nach seiner Ankunft gestützt „zunächst zu einem Polizeiauto“ gebracht wurde. Später transportierte ihn ein Krankenwagen in die Klinik. Der Bayerische Rundfunk meldete, dass es aus dem Berliner Umfeld von Tino Chrupalla heiße, dieser sei mit einer Nadel verletzt worden und bleibe deshalb zur Beobachtung über Nacht im Krankenhaus. Der AfD-Bundesabgeordnete Peter Bystron sagte in einem Youtube-Video, dass eine Spritze gefunden wurde. Laut Bystron sei Chrupalla derzeit „nicht ansprechbar“.
Ob es sich um einen möglichen Angriff oder einen Schwächeanfall gehandelt hat, dazu äußerte sich der Sprecher der Partei nicht. Dem „Donaukurier“ zufolge habe Chrupalla ein paar Selfies gemacht, dann sei er zusammengebrochen. Diese Angaben stützen sich auf Aussagen der Polizei, die Beamten angeblich dem österreichischen Publizisten Gerald Grosz machten, wie er dem „Donakurier“ sagte. Der ehemalige FPÖ-Politiker war wohl bei der AfD-Veranstaltung eingeladen. In der Nähe der Wahlkampfkundgebung gab es laut der Zeitung eine Gegendemonstration. Oberbürgermeister Christian Scharpf von der SPD hatte sich demnach als Redner angekündigt.
Erst am Dienstag war bekannt geworden, dass AfD-Chefin Alice Weidel einen Auftritt bei einer Kundgebung ihrer Partei kurz vor den Landtagswahlen in Bayern aus Sicherheitsgründen abgesagt hatte. „Am vorletzten Wochenende gab es einen sicherheitsrelevanten Vorfall. Frau Weidel und ihre Familie wurden von Sicherheitsbehörden aus ihrer privaten Wohnung an einen sicheren Ort verbracht, da sich Hinweise verdichtet hatten, die auf einen Anschlag auf ihre Familie hindeuteten“, sagte ein Sprecher der Politikerin auf der Bühne der Kundgebung.
Aus Vorsichtsgründen habe sie daher auf öffentliche Auftritte verzichtet. Das für den Personenschutz von Politikern zuständige Bundeskriminalamt teilte auf Anfrage der Nachrichtenagentur AFP mit, die Absage von Weidels Teilnahme an der Veranstaltung am Dienstag sei „nicht auf Veranlassung oder Empfehlung des BKA“ erfolgt. Laut dem Magazin „Spiegel“ sei Weidel am Tag der Deutschen Einheit in einem Strandrestaurant auf Mallorca gesehen worden. Ihr Sprecher bestätigte der Zeitschrift den Aufenthalt in Spanien. Die AfD hatte Weidel als Hauptrednerin in Mödlareuth geladen – einen Ort, der sowohl in Bayern als auch in Thüringen liegt und durch den früher die innerdeutsche Grenze verlief. Der Termin sollte der Höhepunkt des AfD-Wahlkampfes in Bayern sein.