Nach tagelangen Debatten ist der Mörder Kenneth Eugene Smith als erster amerikanischer Todeskandidat mit Stickstoff hingerichtet worden. Laut den Justizbehörden des Bundesstaats Alabama starb der 58-Jährige am Donnerstag gegen 20.30 Uhr (Ortszeit) in der Holman Correctional Facility in Atmore südwestlich von Montgomery.
Nach Angaben von Alabamas Justizminister Steve Marshall dauerte Smiths Exekution weniger als eine halbe Stunde. Nur wenigen Journalisten war es gestattet, die Hinrichtung zu beobachten. Eine Reporterin des regionalen Fernsehsenders WHNT war eine der wenigen zugelassenen Berichterstatter. Laut ihrer Aussage sprach Smith folgende letzte Worte: „Heute Abend hat Alabama die Menschheit dazu gebracht, einen Schritt zurück zu gehen. Ich gehe mit Liebe, Frieden und Licht.“ Weiter berichtete die Journalistin, Smith habe sich zuerst gewunden und gezittert, als ihm der Stickstoff zugeführt wurde. Danach habe er mehrere Minuten schwer geatmet, bevor seine Atmung aussetzte.
Wie schon am Mittwoch hatte der Oberste Gerichtshof der Vereinigten Staaten einige Stunden zuvor einen Antrag Smiths auf Aussetzung der Hinrichtung abgelehnt. Seine Anwälte hatten vorgetragen, ein weiterer Gang in die Todeszelle verstoße gegen den achten Zusatzartikel der Verfassung, der „grausame und ungewöhnliche Strafen“ verbietet.
Im November 2022 war der erste Versuch, Smith hinzurichten, fehlgeschlagen. Da es damals nicht gelang, einen intravenösen Zugang für die Giftinjektion zu legen, wurde die Exekution aber nach einigen Stunden abgebrochen. Smith war 1996 zum Tode verurteilt worden. Zuvor hatten Geschworene ihn in zwei Strafprozessen schuldig gesprochen, 1988 Elizabeth Sennett im Auftrag ihres Ehemannes, eines Pastors, ermordet zu haben.
Kritik an Tötungsmethode
Smiths geplante Hinrichtung durch Stickstoff hatte die Debatte über die Todesstrafe und Hinrichtungsmethoden in Amerika abermals befeuert. Gegner der „Death Penalty“ lehnten Stickstoff in der Todeszelle als Verstoß gegen den achten Zusatzartikel der Verfassung ab. Der Hohe Kommissar der Vereinten Nationen für Menschenrechte (OHCHR) nannte den Erstickungstod eine mögliche Folter.
Gemeinsam mit seinem spirituellen Berater Jeff Hood hatte auch Smith am Donnerstag gefordert, eine „moralische Apokalypse“ zu verhindern. „Wir können es nicht für normal erklären, uns gegenseitig zu ersticken“, teilten Smith und Hood einige Stunden vor der Hinrichtung mit.
Stickstoffhypoxie zugelassen seit 2018
Das Protokoll der ersten Hinrichtung in den Vereinigten Staaten durch Stickstoff hatten die Justizbehörden in den vergangenen Wochen eher grob umrissen. In der Holman Correctional Facility sollte Smith eine Maske auf Mund und Nase gesetzt werden, um Stickstoff anstelle von Luft zu atmen. Die hohe Konzentration des Gases führt angeblich nach wenigen Atemzügen zu Bewusstlosigkeit. Durch die Unterversorgung mit Sauerstoff tritt einige Minuten später der Tod ein. Wie Oklahoma und Mississippi hatte Alabama die sogenannte Stickstoffhypoxie im Jahr 2018 als Hinrichtungsmethode zugelassen. Damals stellten viele Pharmaunternehmen die Herstellung von Barbituraten wie Thiopental und Pentobarbital ein, weil sie die Medikamente nicht als Tötungsgift einsetzen lassen wollten.
Alabama hatte schon Ende September 2022 die erste Hinrichtung durch Stickstoff geplant. Damals sagte der Leiter der Strafvollzugsbehörden die Exekution des wegen dreifachen Mordes zum Tode verurteilten Alan Eugene Miller aber einige Tage vor dem Termin mit der Begründung ab, der Bundesstaat sei noch nicht bereit für die umstrittene Methode. Wie Smith hatte sich auch Miller für Stickstoffhypoxie anstelle der Giftinjektion entschieden. Er gab damals an, Angst vor Spritzen zu haben.