In das Dorf Mezawan an der Nordgrenze Armeniens, so weit nördlich, dass man per SMS in Georgien begrüßt wird, wurden nach offiziellen Angaben 67 Flüchtlinge aus Arzach gebracht, wie der armenische Name von Nagornyj Karabach lautet. Verwandte von mir wohnen in dem Dorf, sie schrieben mir, sie hätten neue Nachbarn, eine Familie mit zwei Kindern, eines zehn, das andere zwölf Jahre alt. Beim Videotelefonat antwortete der zwölfjährige Arturik auf meine Frage „Wie geht es dir?“: „Babati“, in einem armenischen Dialekt, den ich nicht kenne. Arturiks Stimme klang kräftig, er schien zu sagen: „Mir geht es gut.“
Seine Mutter Lilith erzählte: „Wir lebten in Karabach im Dorf Aterk im Martakert-Bezirk. Am 19. September brachte ich morgens die Kinder zur Schule und ging zu meiner Arbeit als Putzfrau. Kurz nach Mittag hörte ich einen lauten Krach, alle weinten, irgendetwas passierte. Eine Krankenschwester sagte mir, sie hätten angefangen zu bombardieren, ich solle die Kinder wegbringen.