Ausgerechnet am 11. September brach Frank Rubio den Rekord seines Landsmanns Mark Vande Hei. Rubio ist nun der Amerikaner, der den längsten einzelnen Weltraumaufenthalt absolviert hat. Das Datum ist in den Vereinigten Staaten emotional so aufgeladen, dass die amerikanische Weltraumbehörde (NASA) erst acht Tage später den Astronauten auf der Internationalen Raumstation (ISS) über diesen „Meilenstein“ in der NASA-Geschichte und seine Empfindungen berichten ließ.
Was Rubio durchaus auch kritisch tat. Denn der Siebenundvierzigjährige war nicht freiwillig mehr als ein Jahr auf der ISS. Seine Mission war auf 180 Tage angelegt, da es aber ein Leck im Kühlkreislauf des Raumschiffs gab, das auch ihn zurückbringen sollte, flog es im März unbemannt zur Erde zurück. Rubio musste, wie die beiden russischen Kosmonauten Sergej Prokopjew und Dmitri Petelin, im All bleiben. Erst am Mittwoch landeten sie nach exakt 370,6 Tagen wieder auf der Erde.
Wäre frühzeitig klar gewesen, dass die Mission ein ganzes Jahr dauern würde, er hätte sie nicht angetreten, sagte Rubio noch an Bord der ISS. Vor allem wegen seiner Frau Deborah und ihren vier Kindern: Rubio ärgert sich unter anderem, dass er den Abschluss seiner ältesten Tochter an der Marineakademie der Vereinigten Staaten verpasst hat. Auch wenn eine Mission nie zu 100 Prozent planbar sei, die psychologischen Herausforderungen, denen er sich seit März stellen musste, habe er unterschätzt.
Fast hätte er nicht losfliegen können
Francisco Carlos Rubio wurde in Los Angeles geboren, verbrachte seine Kindheit aber in El Salvador, der Heimat seiner Eltern. Als er sechs Jahre alt war, zog er mit seiner Familie nach Miami, wo er nach der Schule zum Militär ging und Medizin studierte. Seit 2017 bereitete er sich auf einen möglichen Flug zur ISS vor. Zu seiner Klasse gehörte auch Loral O’Hara, die ihn auf der Raumstation nun ablöste.
Fast hätten ihm der Ukrainekrieg und die kurzzeitigen Spannungen, die sich im Frühjahr 2022 daraus zwischen Amerikanern und Russen auch bei der Zusammenarbeit im All ergaben, noch einen Strich durch seine geplante ISS-Mission gemacht. Am 21. September 2022 aber konnte er schließlich mit Prokopjew und Petelin vom Kosmodrom in Baikonur starten. Zurück auf der Erde muss er sich nun erst wieder daran gewöhnen, zu stehen und zu laufen. Schließlich hat er gut zwölf Monate lang sein eigenes Körpergewicht nicht tragen müssen. Worauf er sich besonders freut? Auf ungestörte Ruhe in seinem Hinterhof.
Den Rekord nimmt Rubio auch weniger wichtig als die NASA. Er liegt ja mit Prokopjew und Petelin auch nur auf Platz drei, hinter den Kosmonauten Sergej Awdejew (379,6 Tage) und vor allem Waleri Poljakow, der in den Neunzigern 437,7 Tage ohne Unterbrechung in der Schwerelosigkeit verbrachte.