In einem Vorort von Sydney hat ein Mann mit einem Messer in einem Einkaufszentrum fünf Menschen getötet und mehrere weitere niedergestochen. Das teilte die australische Polizei am Samstag mit. Die Polizei des Bundesstaats New South Wales bestätigt auch den Tod des Täters. Er sei von einer Polizeibeamtin im Verlauf einer Konfrontation erschossen worden.
Über den Angreifer machte die Polizei zunächst keine weiteren Angaben. Berichte über einen möglichen zweiten Angreifer bestätigten sich nicht. Den Einsatz- und Rettungskräften zufolge sind acht Personen in verschiedene Krankenhäuser Sydneys gebracht worden, darunter ein Kleinkind. Der australische Sender ABC hatte zuvor berichtet, dass es sich um neun Monate altes Baby handelte. Die Polizei schloss einen Terrorhintergrund nicht aus, konnte aber keine Angaben über das Motiv machen.
Kunden brachten Polizistin zum Tatort
Die Polizei berichtete, dass der Mann das Einkaufszentrum in dem Vorort Bondi Junction um 15.10 Uhr Ortszeit zum ersten Mal betreten und dann wieder verlassen habe. Er sei dann gegen 15.20 Uhr noch einmal zurückgekehrt und hatte seine Attacke begonnen. Die Polizeibeamtin habe sich in der Nähe aufgehalten und sei von Kunden zum Tatort in dem Einkaufszentrum geführt worden, sagte der stellvertretende Polizeichef von New South Wales Anthony Cooke bei einer Pressekonferenz. „Sie konfrontierte den Täter, der sich zu diesem Zeitpunkt bereits im fünften Stock befand. Als sie weiterhin schnell hinter ihm herlief, um ihn einzuholen, drehte er sich um und hielt ihr ein Messer entgegen. Sie feuerte eine Schusswaffe ab“, sagte Cooke. Der mutmaßliche Täter sei dabei verstorben.
Das Einkaufszentrum war umgehend evakuiert worden. Hunderte Menschen waren auf die Straßen gestürmt. Einige sollen dabei geweint haben. Ihnen zufolge habe ein Körper auf dem Boden gelegen. Augenzeugen berichteten dem Sender ABC, dass ein Mann mit einem Messer in das Einkaufszentrum gerannt sei und auf Kunden eingestochen habe. Der Sender „9 News“ zeigte ein Video, auf dem der mutmaßliche Täter zu sehen war, der mit einem Messer in der rechten Hand durch das Einkaufszentrum lief. Er trug ein Sport-T-Shirt mit einem Muster in der Form eines großen „V“ darauf. Die Menschen waren teilweise nur wenige Meter von ihm entfernt. Auf dem Video scheint er wahllos verschiedene Personen zu verfolgen. Ein weiteres Video zeigt denselben bewaffneten Mann auf einer Rolltreppe, der von einer anderen Person in Schach gehalten wird.
Keine Hinweise auf Motiv am Tatort
Australiens Ministerpräsident Anthony Albanese sprach am Samstag auf der Plattform X von „verheerenden Ereignissen“. „Tragischerweise wurden mehrere Todesopfer gemeldet, und die ersten Gedanken aller Australier sind bei den Betroffenen und ihren Angehörigen“, so der Regierungschef.
Die Polizei hatte die Bevölkerung zuvor dringend gebeten, die Gegend zu meiden. Ihren ersten Ermittlungen zufolge soll der mutmaßliche Täter allein gehandelt haben. „Ich bin davon überzeugt, dass keine anhaltende Bedrohung besteht“, sagte Vize-Polizeichef Cooke. Die Polizei wisse derzeit noch nicht, wer der Mann ist. An dem Tatort sei nichts gefunden worden, das auf ein mögliches Motiv oder eine Ideologie des bewaffneten Täters hinweise. Er rechne mit „langen und präzisen“ Ermittlungen, sagte Cooke.
Zwei Augenzeugen berichteten der Zeitung „The Sydney Morning Herald“, dass sie gerade einkaufen waren, als sie etwa 20 Menschen eine Rolltreppe herunterlaufen sahen. Jemand schrie: „Da ist ein Mann, der auf Menschen einsticht!“, berichteten Hannah Bodrozic und Guy Johnston. Es habe Chaos geherrscht und sie hätten nicht gewusst, wohin sie rennen sollten. Die Geschäfte um sie herum hätten die Rollläden heruntergelassen. Dann hätten sie drei Schüsse gehört.
Zeugin: „Das Schlimmste, was ich je erlebt habe“
Zahlreiche Kranken- und Einsatzwagen der Polizei standen auf den Straßen außerhalb des Einkaufszentrums. Die Westfield Shopping Mall liegt in der vor allem am Wochenende belebten Gegend Bondi Junction östlich von Sydney. Die Innenstadt Sydneys und der berühmte Bondi Beach sind nur wenige Fahrminuten entfernt. Die ABC-Reporterin Lia Harris berichtete, dass Dutzende, wenn nicht Hunderte Polizisten das Einkaufszentrum gestürmt hatten.
Auch auf den Dächern der umliegenden Gebäude hätten sich bewaffnete Polizisten versammelt. „Es wimmelt nur so von Einsatzkräften“, sagte die Reporterin dem Fernsehsender. Ein weiterer ABC-Mitarbeiter berichtete, wie er und weitere Kunden einen Laden durch eine Hintertür verlassen hatten. Er lobte das vorbildliche Handeln des Verkaufspersonals in der Notlage. Eine junge Frau bezeichnete den Vorfall als „das Schlimmste, was ich je erlebt habe“. Sie habe eine Frau in einem Geschäft für Luxuskleidung auf dem Boden liegen sehen. Sie habe große Angst gehabt und befürchtet, dass sie sterben werde. „Es ist einfach so, dass alles, jeder Moment in meinem Kopf abläuft“, fügte sie hinzu.