Clara Streit, 55, ist Vorsitzende der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex. Sie sitzt unter anderem in den Aufsichtsräten von Vonovia und Deutscher Börse.
Bild: Frank Röth
Multi-Aufsichtsrätin Clara Streit kritisiert den Ablauf deutscher Hauptversammlungen. Hier macht sie Vorschläge, wie es auch effizienter geht – und sagt, was die Frauenquote gebracht hat.
Frau Streit, Sie sind zwangsläufig auf vielen Hauptversammlungen zugegen. Die sind ja oft ein bisschen langweilig. Muss das eigentlich so sein?
Natürlich nicht, Hauptversammlungen sind ein wichtiger Teil der Unternehmensführung. Spannend ist eigentlich immer der Anfang, wenn der Vorstandschef berichtet und sich seriöse Investoren aus ihrer Sicht zur Lage des Unternehmens äußern. Diese mitunter kritischen Kommentare sind wertvoll und ein Feedback, das Manager und Aufsichtsräte sehr interessiert. Aber nach einer Stunde wird es dann häufig doch recht schwergängig. Dann wird die Hauptversammlung eher ein Forum von Interessenvertretern, die nicht in erster Linie als Aktionäre auftreten, sondern die Bühne für etwas anderes nutzen wollen. In Deutschland ist es dann oft sehr schwer, eine Hauptversammlung noch sinnvoll zu führen.