„Remigration“ ist das „Unwort des Jahres“ 2023. Das gab die Jury der sprachkritischen „Unwort“-Aktion am Montag in Marburg bekannt. Wenn Rechtsextremisten den Begriff Remigration verwenden, meinen sie in der Regel, dass eine große Zahl von Menschen ausländischer Herkunft das Land verlassen soll – auch unter Zwang.
Bei der Jury der sprachkritischen Aktion waren dieses Mal 2301 Einsendungen eingegangen und damit deutlich mehr als im Vorjahr. Bis Ende Dezember konnten Interessierte ihre „Unwort“-Vorschläge einreichen. Dabei standen erneut brisante politische Themen des vergangenen Jahres im Fokus – von der Sozial- und Migrationspolitik bis zum Klimaschutz.
Nach Angaben der Sprachwissenschaftlerin und Jury-Sprecherin Constanze Spieß gehörte beispielsweise die Begriffe „Sozialklimbim“ als abschätzige Bezeichnung finanzieller Mittel und Fördermaßnahmen für Kinder in Armut dazu.
Auch „Gratismentalität“ als Bezeichnung für die Forderung nach einem für alle bezahlbaren öffentlichen Nahverkehr sowie „Stolzmonat“ als Gegenbegriff zum „Pride Month“ und somit als Diskreditierung der LGBTQ-Bewegung seien als Vorschläge genannt worden.
Kommt nich darauf an, wie oft Wort vorgeschlagen wurde
Unter den Einsendungen fanden sich zudem die Begriffe „Abschiebepaket“ als Bezeichnung für Maßnahmen für schnellere Abschiebungen abgelehnter Asylbewerberinnen und -bewerber, „Sozialhilfekarriere“ als Begriff für Menschen, die von Sozialleistungen leben oder „Abnutzungskrieg“ als Bezeichnung für den russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine.
Das „Unwort des Jahres“ wird seit 1991 gekürt. In Frage kommen Formulierungen, die aus Sicht der Jury gegen die Prinzipien der Menschenwürde oder Demokratie verstoßen, die gesellschaftliche Gruppen diskriminieren oder die euphemistisch, verschleiernd oder irreführend sind. Mit der sprachkritischen Aktion soll für einen angemessenen Sprachgebrauch sensibilisiert werden.
Bei der Entscheidung kommt es jeweils nicht darauf an, wie oft ein Wort vorgeschlagen wurde. Für 2022 war „Klimaterroristen“ zum „Unwort des Jahres“ gekürt worden. Der Begriff diene dazu, Klima-Proteste zu diskreditieren, hatte die Jury ihre Wahl begründet, Aktivisten würden mit Angst und Schrecken verbreitenden Terroristen „gleichgesetzt und dadurch kriminalisiert und diffamiert“.