Vor vierhundert Jahren wurde Jürgen Ovens in Tönning an der Eidermündung geboren, der zu einem Maler werden sollte, dessen Begabung, seine Weltläufigkeit und vielfältigen künstlerischen Beziehungen niederländisches Weltniveau nach Norddeutschland brachten. In bemerkenswerten Porträts, Herrschaftsbildnissen und auch in Zeichnungen findet sich eine enorme Dynamik in der Bildkomposition und genaue Beobachtung individueller Gesichtszüge, seien es solche von historischen Personen, Allegorien, Archetypen oder Engeln.
Virtuos kombiniert Ovens das konkrete menschliche Gesicht mit einer zusätzlichen „Bedeutung“, etwa wenn er die Herzogin Maria Elisabeth von Schleswig Gottorf mit ihren Kindern in eine arkadische Szenerie setzt (1646) oder eine Kurtisane, die sich auf eine Balustrade lehnt und ihr freies Dekolleté anbietet, mit dem Gesicht einer Frau ausstattet, die seiner Frau Maria Ovens sehr ähnelt (1655). Den singenden Engel uneindeutigen Geschlechts im Gemälde „Allegorie der Musik“ positioniert Ovens so, dass er sich über die entblößte Schulter mit halb geöffnetem Mund zum Betrachter wendet, anstatt auf sein hochgehaltenes Notenblatt zu blicken; eine lebendige Momentaufnahme.