Bedrohung für Demokratie: Fake News schneller unterwegs als Augen und Ohren bewerten können – so sehen Sie dennoch klar
Dienstag, 04.06.2024, 11:59
Deepfakes und KI bedrohen unsere Demokratie. Fake News verbreiten sich sechsmal schneller als echte Nachrichten. Digital-Profi Florian Buschmann erklärt, wie synthetische Videos von Barack Obama und Angela Merkel politische Desinformation nutzen und was wir dagegen tun können.
Die fortschreitende Digitalisierung stellt die Fähigkeit der Gesellschaft, zwischen Wahrheit und Fiktion zu unterscheiden, vor große Herausforderungen. Besonders bedrohlich ist dabei die Verbreitung von Fake News, die laut einer Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) aus dem Jahr 2018 sechsmal schneller zirkulieren als echte Nachrichten (MIT, 2018).
Diese hohe Verbreitungsgeschwindigkeit beruht darauf, dass Fake News emotionaler und sensationeller gestaltet sind und dadurch eher geteilt werden. Sie verstärken bestehende Überzeugungen und extreme Ansichten und führen zu einer höheren Interaktionsrate in sozialen Medien, die durch Algorithmen weiter begünstigt wird.
Über den Gastautor Florian Buschmann
Florian Buschmann, Gründer der „Offline Helden“, engagiert sich zur Prävention von Mediensucht. Einst selbst betroffen, weiß er um die Gefahren. Jährlich führt er mit seinem Team über 300 Veranstaltungen mit mehr als 10.000 Teilnehmern in Schulen durch. Die „Offline Helden“ setzen sich für Medienkompetenz, Mediensuchtprävention und den richtigen Umgang mit KI ein. Sie wissen: Die Zukunft beginnt bei unseren Kindern.
Politische Einflüsse durch Deepfakes
Synthetische Videos von Barack Obama und Angela Merkel zeigen eindrucksvoll, was mit den entsprechenden Trainingsdaten möglich ist. Im ersten Video beleidigt ein künstlich erzeugter Präsident Obama seinen Nachfolger Donald Trump. Im zweiten Video hält die Bundeskanzlerin eine Rede über das Verhalten der Bundesbürger in Coronazeiten in Versform.
Verbreitung und Auswirkungen von Deepfakes
Eine Studie von Deeptrace aus dem Jahr 2019 identifizierte weltweit über 14.678 Deepfake-Videos, von denen die meisten pornografischer Natur sind, aber der Anteil politischer Inhalte wächst stetig (Deeptrace, 2019).
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Bedrohung der demokratischen Prozesse
- Manipulation der öffentlichen Meinung: Deepfakes werden gezielt zur Verbreitung politischer Desinformation eingesetzt. Gefälschte Videos von Politikern mit kontroversen Aussagen können die Wähler stark beeinflussen und das Vertrauen in Kandidaten untergraben.
- Erosion des Vertrauens in Medien: Deepfakes verschärfen das schwindende Vertrauen in traditionelle Medien. Die Unsicherheit, ob Informationen echt sind, kann das Vertrauen in Nachrichtenquellen nachhaltig beschädigen und die gesellschaftliche Fragmentierung verstärken.
- Internationale Spannungen: Auf globaler Ebene können Deepfakes diplomatische Beziehungen destabilisieren. Gefälschte aggressive Aussagen von politischen Führern könnten internationale Konflikte auslösen oder verschärfen.
- Rechtsstaatlichkeit: Deepfakes stellen auch das Justizsystem vor Herausforderungen. Wenn gefälschte Beweismittel nicht erkannt werden können, wird die Integrität von Gerichtsverfahren untergraben.
Fact-Checking-Websites:
In Deutschland gibt es wichtige Fact-Checking-Websites wie Correctiv und Mimikama, die sich der Überprüfung von Nachrichten und der Aufklärung über Falschinformationen widmen (Correctiv, Mimikama).
Websites wie Deepware Scanner helfen Nutzern, Videos auf Deepfake-Anzeichen zu überprüfen (Deepware Scanner).
Förderung von Soft Skills und kritischem Denken
Um die Gefahren durch Deepfakes wirksam zu bekämpfen, ist die Förderung von Soft Skills und kritischem Denken essenziell. Bildungseinrichtungen sollten verstärkt auf die Vermittlung von Medienkompetenz setzen, um die Fähigkeit der Bürger zu stärken, Informationen kritisch zu hinterfragen und deren Glaubwürdigkeit zu beurteilen.
Fazit
Die Bedrohung der Demokratie durch Deepfakes ist real und erfordert entschlossenes Handeln. Technologischer Fortschritt, rechtliche Maßnahmen und gesellschaftliche Wachsamkeit sind notwendig, um dieser Herausforderung zu begegnen. Die Förderung von Medienkompetenz und kritischem Denken ist von zentraler Bedeutung, um die Resilienz der Gesellschaft gegenüber manipulativen Inhalten zu stärken.
Die fortlaufende Entwicklung und Implementierung von Technologien, die Fähigkeit zur internationalen Zusammenarbeit und die Unterstützung durch gesetzliche Rahmenbedingungen sind wesentliche Bausteine in diesem Kampf. Letztlich ist es die Aufklärung und Sensibilisierung der Bevölkerung, die den Unterschied machen wird, indem sie die Bürger befähigt, fundierte und kritische Entscheidungen zu treffen.
Dieser Text stammt von einem Expert aus dem FOCUS online EXPERTS Circle. Unsere Experts verfügen über hohes Fachwissen in ihrem Themenbereich und sind nicht Teil der Redaktion. Mehr erfahren.