Ein Student aus dem Elsass kommt nach Paris, er liebt die Poesie, wird bei der Witwe eines berühmten Dichters zum Essen eingeladen, spricht mit ihr und ihrem Sohn bis tief in die Nacht, und diese Nacht verändert sein Leben. Das ist nicht der Anfang eines Balzac-Romans, der Student heißt Bertrand Badiou, die Dichterwitwe ist die Künstlerin Gisèle Celan-Lestrange. Badiou erzählte mir von ihrer Begegnung, als ich ihn vor zwei Jahren in Paris traf, um für meinen Roman über Celan zu recherchieren, kurz vor der russischen Invasion in die Ukraine und lange vor dem jüngsten Massaker in Israel.
Bertrand Badiou, einer der wichtigsten Herausgeber von Werken und Briefen Celans, erzählte mir damals von seinem neuen Buch, einer Biographie mit Bildern, viele noch nie veröffentlicht. Der Text darin stützt sich auf Celans Nachlass, den Badiou zusammen mit dessen Sohn Eric Celan verwaltet, auf seine Gespräche mit Zeitzeugen, vor allem aber, und das macht dieses Buch einzigartig, auf eine langjährige Beziehung zu Celans Frau und Sohn.