Wenn es doch nur so einfach wäre. So einfach, wie es die Ratgeberliteratur auf ihren Titeln in wenigen Worten skizziert. „Entscheide dich und lebe!“, heißt es da. Oder „Entscheiden ist einfach“. Oder „Entscheidungen erfolgreich treffen“. Gute Sache. Aber nicht leicht umzusetzen. Gäbe es sonst zum Beispiel nicht immer wieder personelle Fehlentscheidungen in Unternehmen? Chefs, die sich als untauglich herausstellen. Kolleginnen, die nicht ins Team passen. Neu eingestellte Mitarbeiter, die schon nach kurzer Zeit wieder verschwinden.
Natürlich gibt es heftigere Fehleinschätzungen als diese. Zum Beispiel die Entscheidung jener Verlage in den Neunzigerjahren, eine damals unbekannte Autorin namens Joanne K. Rowling mit ihrem Buch über einen gewissen Harry Potter fortzuschicken. Ihnen entging ein Milliardengeschäft. Der Bonner Psychologe Harald Ackerschott erwähnt diese krasse Fehlentscheidung, um ein grundsätzliches Dilemma von Chefs und Chefinnen zu illustrieren, die Personaleinstellungen vornehmen: Sie sehen – anders als im Fall Rowling/Potter – im Grunde nie, wenn sich jemand großartig entwickelt, den sie abgelehnt haben. Sie sehen vielmehr diejenigen, die enttäuschen, nachdem sie an Bord geholt wurden. Übersehene Talente laufen einem selten wieder über den Weg, überschätzte Neukollegen schon eher. Deshalb sei es so schwer, in Personalentscheidungen aus Fehlern zu lernen, sagt Ackerschott. Entscheider, Manager und Führungskräfte tendierten daher dazu, „mit dem Alter immer strenger zu werden“. Fehlentscheidungen schöben sie dann darauf, zu milde gewesen zu sein.