Die Vorfreude ist vielerorts riesengroß: Am Montag (8. April) können Millionen Menschen in Mittel- und Nordamerika – von Mexiko bis Kanada – eine totale Sonnenfinsternis am Himmel bewundern. Zumindest bei gutem Wetter. Von Europa aus kann das astronomische Spektakel nicht beobachtet werden. Lediglich am westlichen Rand des Kontinents – in Teilen Portugals, Spaniens, Irlands und Großbritanniens sowie in Island – ist eine partielle Sonnenfinsternis zu sehen. Ein Überblick:
Was ist eine totale Sonnenfinsternis?
Zu einer totalen Sonnenfinsternis kommt es dann, wenn der Mond zwischen der Sonne und der Erde durchzieht und dabei die Sonne – von der Erde aus gesehen – vollständig verdeckt. „Der Himmel verdunkelt sich, als wäre es Morgengrauen oder Abenddämmerung“, erklärt etwa die amerikanische Raumfahrtbehörde NASA. Da der Mond zwar 400 Mal kleiner ist als die Sonne, der Erde aber zufällig auch 400 Mal näher ist, erscheinen beide Himmelskörper von uns aus gesehen genau gleich groß. Dadurch wird bei einer totalen Finsternis die Sonnenscheibe verdunkelt, aber nicht ihr Strahlenkranz, die sogenannte Sonnenkorona. „Sonnenfinsternisse haben eine ganz besondere Kraft“, sagte NASA-Chef Bill Nelson bei einer Pressekonferenz. „Sie bewegen die Menschen und lassen sie einen tiefen Respekt für das Universum erfahren.“
Warum sind Sonnenfinsternisse so selten?
Der Mond umrundet die Erde im Monatsrhythmus, dennoch kommt es nicht jeden Monat zu Mond- oder Sonnenfinsternissen. Das liegt an der Neigung der Mondbahn gegenüber der solaren Erdumlaufbahn um etwa fünf Grad. Ihretwegen zieht der Mond, von der Erde aus gesehen, in den meisten Monaten oberhalb oder unterhalb der Sonne vorbei. Aus dem gleichen Grund wird der Vollmond auch nicht alle paar Wochen von der Erde in einer Mondfinsternis verdunkelt. Wenn das passiert, dann liegt der Mond aber jedes Mal, von der gesamten dem Mond zugewandten Seite der Erde aus gesehen, im Schatten. Bei der Verdunkelung der Erde durch den Mond hingegen fällt sein Schatten nur auf ein kleines Gebiet. Daher erlebt man an einem bestimmten Ort auf der Erde viel öfter eine Mondfinsternis als eine Sonnenfinsternis.
Insgesamt sind Sonnenfinsternisse aber gar nicht so selten. Mindestens zweimal im Jahr verdunkelt der Mond irgendwo auf der Welt die Sonne. Es gibt aber auch Jahre mit fünf Sonnenfinsternissen. Darunter fallen allerdings auch partielle. Dass die Sonne irgendwo komplett verdeckt wird, kommt nur etwa alle ein bis zwei Jahre vor – ist aber eben immer nur von einem kleinen Stück der Erde aus sichtbar. Im Durchschnitt kann man von einem bestimmten Ort der Erde aus nur etwa alle 375 Jahre eine totale Sonnenfinsternis erleben.
Die Chancen dazu sind allerdings ungleich über die Welt verteilt. Letztlich als eine Folge der nicht ganz kreisförmigen Form der Erdbahn um die Sonne werden Orte nördlich des Äquators doppelt so häufig verdunkelt wie solche auf der Südhalbkugel – im Durchschnitt über lange Zeiträume betrachtet und mit einer erheblichen statistischen Streuung. So erlebten die Einwohner von Carbondale im amerikanischen Bundesstaat Illinois zuletzt 2017 eine Sonnenfinsternis und sind auch jetzt wieder im Kernschatten. Im Gebiet um die heutige Stadt Christchurch in Neuseeland dagegen gab es zuletzt 69 n. Chr. eine Sonnenfinsternis. Und zur nächsten kommt es dort erst wieder im Jahr 2431.
Wie sieht das für Nordamerika aus – und wie für Deutschland?
Die letzte totale Sonnenfinsternis war vom Territorium der USA aus 2017 zu sehen, von Mexiko aus 1991 und von Kanada aus 1979. Die nächste – nach der am 8. April – für die USA und Kanada wird es erst wieder 2044 geben, für Mexiko 2052. In Deutschland war zuletzt im August 1999 eine totale Sonnenfinsternis zu sehen, die nächste findet am 3. September 2081 statt.
Von wo aus genau ist die totale Sonnenfinsternis am 8. April zu beobachten?
Beginnend über dem Pazifik, zieht sich der Kernschatten über den Norden Mexikos, überquert die USA über 13 Bundesstaaten von Texas schräg nordöstlich bis nach Maine und streift schließlich den Südosten Kanadas. Das Spektakel findet überwiegend am Nachmittag Ortszeit statt. In der Zone liegen Großstädte wie Dallas, Indianapolis, Buffalo und Montreal, insgesamt leben dort mehr als 30 Millionen Menschen.
Wie sehen die Vorbereitungen aus?
Seit Monaten planen Institutionen wie die NASA und Astronomie-Enthusiasten in Nordamerika für den Tag der Sonnenfinsternis. An vielen Orten sind Partys zum gemeinsamen Beobachten geplant, bei denen auch kostenlos spezielle Brillen zum Schutz der Augen verteilt werden sollen. Zahlreiche Schulen in Bezirken, von denen aus die totale Sonnenfinsternis beobachtet werden kann, haben angekündigt, an diesem Tag zu schließen. Zudem haben Millionen Menschen, die anderswo leben, Reisen gebucht. Hotels und Ferienwohnungen in den Gegenden mit totaler Sonnenfinsternis sind vielerorts ausgebucht, die Behörden warnen vor sehr hohem Verkehrsaufkommen.
Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador hat sogar sein tägliches Treffen mit dem Sicherheitskabinett um sechs Uhr morgens und seine übliche Pressekonferenz in die nordwestliche Küstenstadt Mazatlán im Bundesstaat Sinaloa verlegt – um sich danach eine Schutzbrille aufzusetzen und das Phänomen zu beobachten. „Das ist etwas, was man nicht jeden Tag sieht, und es ist wichtig für alle“, sagte López Obrador. Als Kind habe er fasziniert einen Kometen beobachtet. Das vergesse man nie.
Auch viele Wissenschaftler sind vorbereitet. Das Ereignis sei eine „wunderbare Chance für wissenschaftliche Forschung“, sagte NASA-Chef Nelson. Die amerikanische Raumfahrtbehörde beobachtet, nimmt auf und misst die Sonnenfinsternis unter anderem mit Flugzeugen, Ballons und Observatorien auf der Erde. Nach Angaben der NASA können auch die Astronauten auf der Internationalen Raumstation ISS das Spektakel beobachten.