Dennoch sagte Schlotterbeck beim TV-Sender Sky vor dem Rückspiel am Montag (20.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Relegation, bei Sat.1 und Sky) in Düsseldorf: „Ich glaube auf jeden Fall noch daran. Der VfL Bochum wird niemals untergehen.“ Runtergehen, in die zweite Bundesliga, aber wahrscheinlich schon. Nach dem äußerst unglücklichen Eigentor von Bochums Philipp Hofmann (13. Minute) legten Felix Klaus (64.) und Yannik Engelhardt (72.) für die Fortuna nach. Die Ausgangslage ist eindeutig.
Schlotterbeck wehrte sich dennoch gegen den vorzeitigen Abgesang des VfL. „Kopf hoch – heute hast du so eine Schelle bekommen, dass du im Endeffekt am Montag alles oder nichts spielen kannst. Entweder fährst du mit 0:6 nach Hause oder du versuchst, das Ding noch irgendwie zu drehen“, sagte der Bruder von Nationalspieler Nico Schlotterbeck. „Am Montag ist aber alles möglich. Der Fußball schreibt wilde Geschichten und wir werden alles in die Waagschale werfen, dass es dazu kommt.“
Düsseldorfs Tzolis bereitet alle Tore vor
Bei allem Pech, das etwa Stürmer Hofmann hatte, von dessen Oberschenkel der Ball nach einer Ecke der Düsseldorfer ins eigene Tor sprang, zeigte die Fortuna auf dem Feld ihre Klasse, die sie schon in der zweiten Bundesliga, vor allem im Saisonendspurt, bewiesen hatte. Christos Tzolis etwa, der Torschützenkönig wurde, traf zwar in Bochum nicht, bereitete aber alle drei Treffer vor. Der VfL wusste, was auf ihn zurollt, stoppen konnte er aber weder den schnellen Griechen noch dessen Mitspieler.
Beim 0:1 zog Tzolis die Ecke scharf auf den ersten Pfosten, von wo er Hofmann traf. Beim 0:2 hebelte der Düsseldorfer mit seinem Weltklassepass auf Torschütze Klaus bei einem Konter die ganze Abwehr aus; solch ein Zuspiel sieht man auch auf höherer Ebene im Fußball kaum besser. Beim 0:3 schoss Tzolis einen Freistoß listig und scharf um die Mauer herum, sodass Torwart Andreas Luthe, der statt Manuel Riemann spielte, den Ball nach vorne und mittig auf Engelhardt abwehrte.
Der 37 Jahre alte Luthe, der schon 2011 mit Bochum in der Relegation spielte und verlor, lief nach dem Abpfiff frustriert direkt in die Kabine. Überraschend war er in die Startelf gerutscht, weil der VfL Riemann zu Wochenbeginn aus dem Kader gestrichen hatte. Details nannte der Klub nicht, Trainer Heiko Butscher sprach vor der Partie nur von „Rahmenbedingungen“, die genannt wurden für die beiden Spiele der Relegation. „Manuel hat sich da nicht committed“, also sei er nicht dabei gewesen.
Das Thema Riemann bestimmte die Schlagzeiten vor dem Spiel, danach ging es um den Versuch, die minimale Hoffnung auf den Klassenverbleib am Leben zu halten. „Der Strohhalm ist natürlich jetzt wahnsinnig klein geworden“, sagte Butscher: „Auch wenn jetzt eine gewisse Leere da ist, sind wir es Verein und Fans schuldig, dass wir alles versuchen.“ Ähnlich klang Sportchef Patrick Fabian: „Egal, wie klein der Strohhalm ist, egal, wie klein die Hoffnung, werden wir nicht aufhören, bis zum Ende.“
Doch auch Fabian war die Wirkung von Ergebnis und Erlebnis im Ruhrstadion anzumerken. „Das ist ein brutaler Tag für uns alle“, sagte er. Mittelfeldregisseur Kevin Stöger fand: „Das hat Bochum nicht verdient. Es hört sich jetzt ein bisschen albern an, aber wenn Düsseldorf hier drei Tore machen kann, wieso sollten wir das nicht schaffen“, sagte er. Schlotterbeck strahlte zu später Stunde noch die größte Überzeugung aus. „Wir lassen die da drüben feiern – und machen am Montag den Gegenschlag.“
Unvorbereitet sind die siegreichen Düsseldorfer darauf nicht, bei aller Freude über das 3:0. „Ich glaube nicht, dass Bochum jetzt sagt, ‚Wir geben auf, wir sind schon abgestiegen‘“, sagte Torschütze Engelhardt. „Deswegen müssen wir dagegenhalten am Montag.“ Torwart Florian Kastenmeier warnte: „Wir haben oft genug erlebt im Fußball, dass ein 3:0 gedreht wird.“ Trainer Daniel Thioune sprach gar von einem „kleinen Vorsprung. Die Reise ist noch nicht zu Ende“. Doch die Fortuna ist auf einem guten Weg.