Ob bei strahlendem Sonnenschein oder bei Regen unter Schirmen: Immer mehr Frankfurter treffen sich unter freiem Himmel. Die Ausgehkultur in der Stadt hat sich stark gewandelt. Am Mainufer, an den Kiosken in den Stadtteilen, auf einem Flohmarkt, der sich plötzlich in ein fröhliches Straßenfest verwandelt: Überall pulsiert das Leben.
Zum Beispiel auf dem Luisenplatz im Stadtteil Nordend. Immer mehr Menschen zieht es dorthin. Mit einer Pizzeria gegenüber und einem Kiosk an der Ecke ist der kreisrunde, mit Kopfstein gepflasterte Platz der ideale Ort, um sich an lauen Sommerabenden zu verabreden. Dort hat es sich auch eine junge Frau mit ihrer Freundin gemütlich gemacht. „Uns gefällt die urbane Atmosphäre hier“, berichtet die Studentin und klaubt ein Stück Pizza aus dem Karton.
„Dann treffen wir uns lieber direkt draußen“
Mehrmals in der Woche schaut die Sechsundzwanzigjährige, die seit acht Jahren in Frankfurt lebt, auf dem belebten Platz vorbei, trifft sich mit Freunden. Sich draußen zu verabreden sei günstiger als in einem Lokal, man holt sich seine Getränke am Kiosk, erzählt eine Frau aus ihrem Freundeskreis. Außerdem werde es immer schwieriger, an einem Freitagabend mit mehr als drei Leuten in einer Bar im Nordend einen Platz zu finden. „Dann treffen wir uns lieber direkt draußen.“
Aus dem Mainufer wird im Sommer eine einzige Festmeile. Man verabredet sich am Fischerplätzchen, wo es viele beliebte Bars gibt. Oder am Eisernen Steg, der Fußgängerbrücke, die von der Innenstadt über den Fluss in den Stadtteil Sachsenhausen führt. Im Osten der Stadt ist der Hafenpark bei gutem Wetter proppenvoll. Viele zieht es auch zum Sporttreiben dorthin. An den Samstagen ist die Kleinmarkthalle in der Innenstadt ein beliebter Ort, um gemeinsam ein Glas Wein zu trinken. Wem es dort zu voll wird, der zieht zum Picknick in den Grüneburgpark.
Der Trend zum Outdoor-Feiern entstand in der Pandemie
Lena Iyigün, die Vorstandsvorsitzende der Initiative Gastronomie Frankfurt (IGF), hat eine Erklärung dafür, warum sich das soziale Leben zunehmend auf der Straße abspielt: In dicht besiedelten Großstädten wie Frankfurt könnten sich viele Menschen wegen des begrenzten Wohnraums nur draußen treffen. Geburtstage und Abschlussfeiern werden in den Park oder ins Café um die Ecke verlegt.
Besonders spürbar sei das in Vierteln wie dem Nordend, dem Stadtteil mit der höchsten Bevölkerungsdichte Frankfurts, sagt Iyigün. „Dort, wo die Wohnräume eng sind, sehen die Menschen die Gastronomie als Erweiterung ihres Lebensraums“, erklärt die Restaurantbetreiberin, die das beliebte „Glauburg Café“ führt. Verstärkt entwickelt habe sich der Trend zur Outdoor-Feierkultur während der Corona-Pandemie. Sich draußen zu treffen sei zur Gewohnheit geworden – und habe sich etabliert.
Diese Entwicklung zeigt sich auch am Matthias-Beltz-Platz, der wie der Luisenplatz im Nordend liegt. Dort steht das „Gude“-Wasserhäuschen, das zu den besonders beliebten Treffpunkten in der Nachbarschaft gehört. Nicht nur am Wochenende drängeln sich hier die Menschen. Während des gesamten Jahres ist der Platz belebt – auch bei durchwachsenem Wetter. Im Sommer gibt es neapolitanische Pizza, im Winter heißen Apfelwein. Auch ein Kiez-Flohmarkt wird organisiert.
„Jeder ist willkommen“
„Es geht vor allem um den persönlichen Austausch“, meint Wasserhäuschen-Betreiber Felix Wegener. Seit gut zehn Jahren betreibt er den einfachen Kiosk, der sich schnell zum Szenetreff entwickelt hat. „Jeder ist willkommen, alle sollen sich in entspannter Atmosphäre wohlfühlen.“
Wegener is also addressing problems with residents. The conflict in the residential areas has been simmering for some time. “We live in a big city and a lot of people live there,” says Wegener. “It's important that we treat each other with respect. The music doesn't always have to be loud.”
Friedberger Platz attracts the party scene
It is particularly problematic at Friedberger Platz. During the week there is hardly anything going on on the green square, which is also in the Nordend. But on Friday evenings the “Friedi” turns into a magnet for partygoers. For more than ten years, friends, neighbors and work colleagues have been meeting there after the weekly market to celebrate wildly. But it is not without disruption: public urination, vandalism, noise and garbage are all getting on the nerves of the neighborhood.
The city has been trying to find a solution for years. They want to attract the party scene to the city center. This should relieve the pressure on residents in residential areas and at the same time revitalize the city center. However, various concepts such as a festival-like meeting place called “Nachtschicht Hauptwache” have only worked to a limited extent, says Lena Iyigün. A new attempt, the recently launched “Freitagskonsti” initiative, is intended to attract partygoers with food and drink stands and a varied program of sports, dance, music and culture. It is uncertain whether it will work better this time.
Problems with noise and garbage
The conflict is particularly aggravated in those places where the outdoor areas of bars and restaurants have to close earlier than elsewhere because residents have complained about too much noise, says Iyigün. This problem also occurs regularly at Fischerplätzchen near the banks of the Main. After the outdoor restaurants close at 10 p.m., very few people go home, “instead, people go to the kiosk next door and sit on the steps.” The noise remains, as does the garbage.
It would make more sense to use the infrastructure of the restaurants after 10 p.m., says the restaurateur, because that's where the garbage is disposed of and toilets are available. Finding a solution is inevitable – the trend cannot be reversed anyway.
“We are in the midst of climate change, it is getting warmer,” says Iyigün. In the future, activities will shift even more to the evening. “People will eat later and stay up later.” The city is becoming more and more Italian.