Das angeschlagene Umfrageinstitut Civey aus Berlin ist weiter für Überraschungen gut. Am Freitag verbreiteten die Klick-Demoskopen in einer Pressemitteilung die frohe Botschaft: „Der neue Investorenkreis von Civey ist komplett.“ Ist es dem Start-up also tatsächlich gelungen, den erhofften reichen Nothelfer zu finden? Als Civey im Januar ein Schutzschirmverfahren nach Insolvenzrecht einleitete, weil es dringend frisches Geld brauchte, hieß es aus mit dem Unternehmen verbundenen Kreisen, als potenter neuer Investor stehe das Family Office HP Capital von Jovanka Porsche parat.
In einem Artikel des „Handelsblatts“ fand sich dieses schöne, Jovanka Porsche zugeschriebene Zitat: „Für mich als Investorin kommt es bei Beteiligungen vor allem auf zwei Dinge an: auf ein wegweisendes Geschäftsmodell und ein innovatives Team aus außerordentlichen Talenten.“ Das sei bei Civey gegeben. Alles schien darauf hinzudeuten, dass Civey auf porschemäßig-märchenhafte Weise gerettet werden würde. Aber daraus wird nun doch nichts, wie ein Sprecher des Family Office HP Capital Partners (HPC) der F.A.Z. mitteilte.
Zu viele Verluste
Das Family Office sei der größte Einzelinvestor des chinesischen Medienhauses Caixin, das bekannt sei für seine qualitativ anspruchsvollen Analysen und Berichte. „Deshalb sind wir auch interessiert an einem innovativen Marktforschungsinstitut in Europa.“ Nach kurzer Prüfung habe sich ein Einstieg bei Civey „aber als überhaupt nicht passend“ herausgestellt, so der HPC-Sprecher. „Wir haben nach einer für uns werthaltigen und innovativen Technologie gesucht, aber bei Civey nicht gefunden.
Die Tatsache, dass seit Gründung des Unternehmens vor neun Jahren immer Verluste eingefahren wurden und das Management überzeugt ist, alles richtig gemacht zu haben, hat uns entscheiden lassen, von dem möglichen Investment Abstand zu nehmen.“ Dem Civey-Team wünsche man alles Gute. Das „Handelsblatt“-Zitat habe im Übrigen gar nicht von Jovanka Porsche gestammt. „Das hat Frau Porsche nie gesagt“, so der Sprecher. „Zum Zeitpunkt der Verbreitung des Zitats lagen HPC keinerlei Informationen vor, die solche Äußerungen gerechtfertigt hätten.“
In der Mitteilung von Civey vom Freitag findet sich kein Wort zum geplatzten „Porsche“-Deal. Darauf angesprochen, teilte ein Civey-Sprecher mit: „Zu möglichen Investoren und den Spekulationen darüber haben wir uns nie geäußert.“ Aus der Mitteilung geht hervor, dass sich der „neue Investorenkreis“ aus alten Bekannten zusammensetzt. Das Management will nun also die Mehrheit des Unternehmens übernehmen. Externer Investor ist laut Mitteilung der Digital-Unternehmer Patrick Hable, der zu den Gesellschaftern der ersten Stunde gehöre.
Wie viel Kapital die Gründungsgesellschafter Janina Mütze und Gerrit Richter und die beiden anderen Managementmitglieder aufbringen werden, um die Insolvenz endgültig abzuwenden, wollte Civey nicht mitteilen. Wie im Geschäftsleben üblich äußere man sich „zu solch vertraulichen Sachverhalten nicht öffentlich“, so der Sprecher. „Die nun gefundene Lösung ist strategisch, aber auch wirtschaftlich die beste Lösung für das Unternehmen.“