In Hamburg ist eine Demonstration gegen rechts am Freitagabend von den Organisatoren abgebrochen worden. Offenbar wurde die erwartete Teilnehmerzahl bei Weitem überschritten. Kazim Abaci vom Verein Unternehmer ohne Grenzen, der die Demonstration mitorganisiert hatte, sprach am Abend von 130.000 Teilnehmern. Erwartet wurden nur 10.000. Die Polizei hatte zu Beginn der Veranstaltung von 30.000 Menschen gesprochen.
Die Demonstranten versammelten sich am Jungfernstieg, wo ein breites Bündnis aus Gewerkschaften, Kirchen, Kulturschaffenden, Wirtschaftsverbänden, Parteien und Vereinen zu einer Kundgebung unter dem Motto „Hamburg steht auf – Gemeinsam gegen Rechtsextremismus und neonazistische Netzwerke“ aufgerufen hatte. Hintergrund der Demo war das Geheimtreffen von Rechtsextremisten unter anderem mit AfD-Funktionären in Potsdam.
Tschentscher: „Wir sind die Mehrheit“
Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) sprach auf der Kundgebung und attackierte die AfD dabei scharf. „Die Botschaft an die AfD und ihre rechten Netzwerke ist: Wir sind die Mehrheit und wir sind stark, weil wir geschlossen sind und weil wir entschlossen sind, unser Land und unsere Demokratie nach 1945 nicht ein zweites Mal zerstören zu lassen.“
Durch Bekanntwerden des Potsdamer Treffens habe man erfahren, „dass Rechtsradikale in Deutschland einen Umsturz und eine systematische sogenannte Remigration von Millionen Bürgerinnen und Bürgern unseres Landes planen“, sagte er. Das zeige, wie schnell Populismus in verfassungsfeindliche, Demokratie und Menschen verachtende Aktivitäten umschlagen könne.
Schon das Wort Remigration sei eine empörende Verharmlosung. „Sie wollen eine Deportation. Sie wollen die Zeit zurückdrehen, zurück in eine Zeit von Hass und Gewalt“, sagte Tschentscher.
Auch das Argument der AfD, dass es sich bei dem Treffen in Potsdam um eine „private“ Veranstaltung gehandelt habe, ließ der Bürgermeister nicht gelten. Dies sei ihm auch völlig egal: „Wer die Deportation von Menschen plant, ist ein rechtsradikaler Verfassungsfeind, und nichts anderes!“
Ursprünglich sollte die Demonstration auf dem Rathausmarkt stattfinden. Die AfD hatte dies mit der kurzfristigen Anmeldung einer Fraktionssitzung unmöglich gemacht, da in diesem Fall ein Bannkreis von 350 Metern rund um das Rathaus gilt.
Für den Samstag sind Kundgebungen unter anderem in Nürnberg, Dortmund, Hannover, Erfurt, Magdeburg und Frankfurt am Main angesetzt. Am Sonntag soll außer in München unter anderem auch in Berlin, Köln, Dresden, Leipzig und Bonn demonstriert werden.