Die Deutsche Bahn will schlecht ausgelastete IC oder ICE auch durch Regionalzüge ersetzen. Man sei dazu in Abstimmung mit Vertretern der Bundesländer, sagte Bahn-Fernverkehrsvorstand Michael Peterson am Dienstag in Berlin. Es ergebe oft keinen Sinn einen leeren Fernzug auf einer Strecke fahren zu lassen, auf dem auch ein Regionalzug unterwegs sei.
Während die weiß-roten Fernzüge allein von der Bahn organisiert und finanziert werden, ist der Regionalverkehr anders organisiert. Hier bestellen die Länder über die sogenannten Aufgabenträger Züge, die meist von ihnen subventioniert werden, um die Regionen anzuschließen. Die Deutsche Bahn erzielt laut internen Papieren im Fernverkehr nur auf den Hauptstrecken Gewinn. Die übrigen 70 Prozent der Strecken im sogenannten Ergänzer- und Flächennetz schreiben überwiegend rote Zahlen.
Bisher war 2024 für den Konzern ein schweres Jahr. Der Fernverkehr sei zuletzt stark ausgebremst worden durch Streiks, Extremwettereignisse und die marode Infrastruktur, sagte Michael Peterson, im Bahn-Vorstand zuständig für den Fernverkehr. „Wir haben dadurch Vertrauen verloren bei unseren Gästen.“ Deshalb soll der Fernverkehr attraktiver werden. Die Deutsche Bahn weitet dazu nun unter anderem die Vorbuchungsfrist für Bahntickets aus. Statt bisher sechs soll künftig auch schon zwölf Monate vor der Reise der Fahrschein gebucht werden können, teilte der bundeseigene Konzern mit. In Kraft treten soll die Änderung am 16. Oktober. Dann steht der neue Fahrplan fest, nach dem die Züge von Mitte Dezember an fahren.
Aktuelle Pünktlichkeit „extrem bitter“
2023 sei die Nachfrageentwicklung „extrem stark“ gewesen. Die Probleme im laufenden Jahr hätten die Nachfrage nun belastet. Im August lag die Pünktlichkeit im Fernverkehr bei 60,6 Prozent – laut Peterson eine „extrem bittere Zahl“. Bis 2027 soll die Pünktlichkeit wieder auf mehr als 75 Prozent steigen. „Grundvoraussetzung dafür ist eine funktionierende Infrastruktur“, sagte Peterson.
Diese soll in den kommenden Jahren an vielen Stellen saniert werden, im Fokus stehen vor allem 41 besonders wichtige Korridore. Baumaßnahmen sollen darüber hinaus künftig mit mehr Rücksicht auf den Fahrplan eingetaktet werden. Um die Pünktlichkeit zu verbessern, dürfen ICE-4 Züge, die rund 60 Prozent der Sitzplätze in Fernzügen ausmachen, zudem künftig 265 Stundenkilometer statt bisher 250 fahren. So könnten Verspätungen auf manchen Trassen wieder aufgeholt werden.
Peterson versprach zudem in den kommenden Jahren eine Ausweitung des Fernverkehrsangebots. Es sei angesichts der knappen Kapazitäten auf dem hochbelasteten Netz keine Lösung, den Fernverkehr zusammenzukürzen, da er nur einen Bruchteil des Verkehrs auf den Schienen in Deutschland ausmache.
Im Fahrplan für das Jahr 2025 wird es laut Peterson bereits etwas mehr Sprinter-Verbindungen geben, also ICE-Fahrten mit nur wenigen Halten zwischen Start- und Endbahnhof. „Bis Dezember 2026 werden 20 deutsche Großstädte mit einem ICE-Halbstundentakt an den bundesweiten Fernverkehr angebunden sein“, sagte Peterson.
Fahrgäste wollen mehr internationale Verbindungen
Auch mehr internationale Fahrten sind mittelfristig vorgesehen. „Auch damit kommen wir dem Wunsch der Fahrgäste nach“, sagte Peterson. Ab Mitte Dezember gibt es zum Beispiel eine neue Direktverbindung von Berlin in die französische Hauptstadt Paris. Die Fahrzeit soll rund acht Stunden betragen. „Damit werden die beiden Hauptstädte erstmals über Tag im Hochgeschwindigkeitsverkehr miteinander verbunden“, hieß es von der Bahn. Angeboten wird die Direktverbindung demnach von der Deutschen Bahn und der französischen SNCF. Details wollen die beiden Unternehmen heute auf einer Fachmesse in Berlin vorstellen.
DB und SNCF betreiben seit Juni 2007 in Kooperation den deutsch-französischen Hochgeschwindigkeitsverkehr. Seitdem fahren ICE und TGV auf den Linien Frankfurt–Paris sowie Stuttgart–Paris. Ende 2007 wurde eine tägliche Verbindung über Stuttgart hinaus nach beziehungsweise von München erweitert. Im März 2012 wurde eine tägliche Direktverbindung von Frankfurt nach Marseille aufgenommen. Seit 2023 gibt es außerdem an Samstagen im Sommer durchgehende Züge zwischen Frankfurt und Bordeaux.
Seit Dezember 2023 gibt es zudem einen Nachtzug zwischen Berlin und Paris, betrieben von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB).