Ein Kind, das an Asperger-Autismus leidet, ist nach einem Schultag oft gestresst, da es sich permanent reizüberflutet fühlt.
Bild: Lucie Langston
Erfüllen Kinder nicht die Norm, kommt das Schulsystem an seine Grenzen. Bei Kindern mit Asperger-Syndrom und überdurchschnittlicher Intelligenz scheint es sogar zu kollabieren. Ein sehr persönlicher Erfahrungsbericht.
Wir sitzen im Raum 102 eines Gymnasiums in einer westdeutschen Großstadt. Es riecht, wie es nach einem Schultag mit 32 Kindern nun einmal riecht, und die Gesprächssituation ist – drücken wir es vorsichtig aus – etwas angespannt. Auf der einen Seite sitzen die Lehrer, auf der anderen Seite wir Eltern. Damit die Ausgangslage so richtig schön klar wird, vergrößert der eine Lehrer den Abstand zwischen den Tischen um einen weiteren Meter. „Sie wissen ja, Corona ist noch nicht vorbei.“
Wir bemühen uns trotzdem um einen freundlichen Auftakt; schließlich können neun Schuljahre recht lang werden, und wir stehen gerade erst am Anfang. „Schön“, sagt meine Frau, „dass wir uns endlich treffen.“ Das „endlich“ betont sie nicht, obwohl sie jedes Recht dazu hätte, denn im November hatten wir um den Termin gebeten. Jetzt haben wir Februar. Der Tischverrücker-Lehrer ist offenbar nicht ganz ihrer Meinung. „Sie müssen aufhören, mit Ihrem Sohn vorzuarbeiten“, entgegnet er. Dann eskaliert die Lage.