Wir stehen kurz vor dem Jahreswechsel: Es ist kalt, früh finster, und das eignet sich besonders gut für einen ordentlichen Rückblick oder gar ein Resümee. Was ist dieses Jahr geschehen, nicht nur weltpolitisch, sondern auch privat? Welche Entscheidungen waren klug, welche mehr als dumm, auf wen habe ich mich eingelassen, auf welche Erfahrung hätte ich verzichten können? Wer darf im eigenen Leben bleiben, wer muss dringend raus? Es gab Demütigungen, Überraschungen, Wut, Trauer, Liebe und Verzweiflung. Was für ein guter Zeitpunkt, um in Erinnerungen zu schwelgen und kurz durchzuatmen.
Abschlüsse sind reizvoll, weil sie gleichzeitig einen Neuanfang versprechen, eine gewisse Ordnung und Struktur suggerieren – und nicht zuletzt Kontrolle (über das eigene Leben oder das eigene Narrativ). Sie vermitteln das Gefühl, dass etwas anderes möglich ist. Schließlich klammern sich nicht umsonst Millionen Menschen an Neujahrsvorsätze und an den hoffnungsvollen Veränderungswillen – um dann nicht selten einer Enttäuschung in die offenen Arme zu rennen.