„Ein Schwarzbär!“, ruft mein Freund RL Goldberg, während wir durch Vermont fahren. Ich bin gerade am Dartmouth College zu Gast, und er hat sich freundlicherweise bereiterklärt, mir ein paar interessante örtliche Sehenswürdigkeiten zu zeigen, darunter ein Spielzeugmuseum und eine Kapelle für Hunde. Nahe der kanadischen Grenze ist die Szenerie spektakulär, scheinbar endlos erstrecken sich Hügel und Wälder, und vor dieser Kulisse scheint es gar nicht ungewöhnlich, dass ein junger Schwarzbär vor uns über die Straße läuft. Auch wenn ich vorher noch nie einen Bären in freier Wildbahn gesehen habe. Aber irgendwie erwartet mein europäisches Ich sowieso, dass in Amerika solche Sachen passieren. In einem Land, das wir uns als bescheuert und überdreht vorstellen, weil es mit unserer vermeintlich ernsthafteren, kultivierteren Alten Welt im Widerspruch steht. Gleichzeitig können wir nicht umhin, die Menschen hier um viele der Freiheiten zu beneiden, die man sich hier zugesteht.
Für mich als nichtamerikanische Schriftstellerin ist es eine große Ehre, in eine Ivy-League-Bildungseinrichtung eingeladen zu werden, und ich habe ohne zu zögern zugesagt, als ich gebeten wurde, eine Vorlesung zu halten und einem Seminar beizuwohnen, das RL unterrichtet. Meinem Außenseiterinnenblick erscheint das Leben auf dem Campus, das sich durch amerikanische Romane, Filme und Serien irgendwie vertraut anfühlt, auf überschwängliche Weise gemütlich und locker.