Sonia Heldt: Nächstes Wochenende kommt meine Neunzehnjährige, die zurzeit in Norddeutschland ein mehrmonatiges Praktikum absolviert, über die Feiertage nach Hause. „Gibt es etwas Besonderes, was du dir zum Essen wünschst?“, frage ich per WhatsApp und erhalte von Lara prompt eine lange Einkaufsliste. FaceTime, WhatsApp und Co. machen es inzwischen verdammt einfach, miteinander verbunden zu bleiben, selbst wenn man Hunderte oder gar Tausende Kilometern voneinander entfernt ist. Man sieht sich. Man hört sich. Man tauscht Bilder und Videos aus. Aber es ist dennoch nicht dasselbe. Weihnachten schon einmal gar nicht! Ich freue mich darauf, meine Tochter nach acht Wochen live wiederzusehen.
Meine Schlaflos-Kollegin Chiara ist vor ein paar Monaten mit ihrer Familie auf einen anderen Kontinent ausgewandert. Wie mag sich das für ihre Eltern anfühlen? Tochter und Enkelkinder so weit weg von zu Hause? Zum ersten Mal mache ich mir über so etwas Gedanken und kann nachvollziehen, welche Lücke ein fehlendes Kind, gerade an den Feiertagen, hinterlassen muss. Schließlich ist Weihnachten für die meisten Menschen das wichtigste Familienevent des Jahres, an das gewisse Erwartungen geknüpft sind: Harmonisch soll das Fest sein, geprägt von Wärme, Zuneigung, gutem Essen und intensiven Gesprächen mit den Menschen, die einem am nächsten stehen.