Spiele der Türkei sind bei dieser Europameisterschaft in der Regel sehr laut, aber gegen die Niederlande war es vor allem der Sound vor dem Spiel, der den Geräuschpegel bestimmte. Auf der Tribüne saß Präsident Recep Tayyip Erdoğan, der vielleicht nicht gekommen wäre, wenn es die Debatte und anschließende Sperre von Merih Demiral nicht gegeben hätte.
Wenngleich der türkische Teammanager, der frühere Bundesligaprofi Hamit Altintop, diese Darstellung vor der Partie dementierte. „Das war schon vorher abgesprochen, dass unser Staatschef zu diesem Spiel kommen wollte. Das hat mit dem Vorfall oder der Entscheidung der UEFA gar nichts zu tun“, sagte Altintop dem Sender MagentaTV.
Demiral, der zweifache Torschütze gegen Österreich, hatte den Erfolg mit dem sogenannten Wolfsgruß gefeiert, einer Geste der nationalistischen türkischen „Ülkücü“-Bewegung, die auch „Graue Wölfe“ genannt werden und die in Deutschland vom Verfassungsschutz beobachtet werden.
Demiral verteidigte sein Handeln später, begründete es mit seiner türkischen Identität und wurde von der Europäischen Fußball-Union UEFA für zwei Spiele gesperrt. Der Verteidiger wäre in einem möglichen Finale wieder dabei gewesen, so weit kommt es aber nicht. Die Türkei fährt nach dem Viertelfinale nach Hause. Sie unterlag trotz Führung 1:2 der Niederlande, die im Halbfinale am Mittwochabend (21.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Fußball-EM und bei MagentaTV) auf England trifft.
Erdoğans Wunsch bleibt unerfüllt
Die Debatte um Demiral beschäftigte nicht nur Erdoğan, der laut der türkischen Nachrichtenagentur Anadolu Stellung bezog. „Sagt jemand etwas darüber, dass auf den Trikots der Deutschen ein Adler ist? Sagt jemand etwas darüber, dass auf den Trikots der Franzosen ein Hahn ist und warum sie sich wie Hähne aufspielen?“, wurde der Staatschef zitiert, was das Gefühl der Ungerechtigkeit auf türkischer Seite verstärkte. Bei einem Marsch vor dem Spiel solidarisierten sich Fans mit Demiral und zeigten den Gruß, die Polizei schritt ein.
Erdoğans Wunsch, die Türkei möge das Spielfeld als Sieger verlassen, ging nicht in Erfüllung, obwohl es lange Zeit gut aussah in dieser Hinsicht.
Akaydin köpft nach Gülers Flanke ein
Der Niederlande fiel zunächst wenig ein gegen die defensiv gut organisierten Türken. Die arbeiteten sich Zweikampf um Zweikampf hinein in dieses Spiel, bis es den Niederländern irgendwann entglitt. Erst ganz unbemerkt, dann mit einem lauten Knall in Form eines Gegentores.
Virgil van Dijk initially cleared a corner kick out of the danger zone, but to his detriment it went straight to the feet of Arda Güler, the technically strongest Turk. His precise cross was headed in by Samet Akaydin to give them the lead. Once again, the Italian Vincenzo Montella's team scored following a corner. They had already scored both goals in this way against Austria.
The lead suited Turkey well. It allowed them to pull further back, while the Netherlands had to invest more. This meant that the 1988 European champions took their time until the second period.
Koeman brings Weghorst
Coach Ronald Koeman brought on Wout Weghorst, the tall striker who scored the winning goal against Poland and who, throughout the tournament, was often the liveliest player to come on. Most of the passes went his way, but the task for him and his teammates almost became even bigger. Güler, the 19-year-old talent from Real Madrid, hit the outside of the post with a free kick.
The Netherlands then pressed harder and equalised with a header from defender Stefan de Vrij. In the moment of shock, they continued to push, making Turkey wobble and eventually fall.
Six minutes after the first goal, Cody Gakpo poked the ball over the line after a pass from Denzel Dumfries with the help of Turkish defender Mert Müldür to make it 2-1; the goal was counted as an own goal for Müldür.
Now the roles were reversed. Turkey stormed, and how. There were several chances to equalize. Mickey van de Ven blocked a shot from Zeki Celik on the line. Then goalkeeper Bart Verbruggen saved from Semih Kilicsoy. In the heated final phase, substitute Bertug Yildirim, who did not play in the European Championship, was shown the red card for complaining.
Then it was over. The Turkish players sadly went to the corner to their fans, the Dutch danced. “To the left. To the right.” To the semi-final.