Bei der Rückkehr von Harry Kane hat Bundesliga-Primus Bayern München zum Jahresabschluss mit wiedergewonnener Offensivkraft noch einmal ein Torfest gezeigt. Der Rekordmeister festigte durch das unerwartet deutliche 5:1 (3:1) gegen RB Leipzig in einem nach dem Blitzstart beider Teams einseitigen Topspiel die Tabellenspitze. Das Starensemble von Trainer Vincent Kompany geht mit mindestens vier Punkten Vorsprung ins neue Jahr.
„Das ist ein sehr wichtiger Sieg gegen eine gute Mannschaft. Im Großen und Ganzen war der Sieg nie in Gefahr. So werden wir die paar Tage noch ein wenig mehr genießen“, sagte Laimer bei Sat.1. Der Bayern-Führungstreffer von Jamal Musiala nach 29 Sekunden und der Ausgleich von Benjamin Sesko nach 103 Sekunden sorgten vor 75.000 Zuschauern in der ausverkauften Arena im Norden Münchens für ein Novum in der Fußball-Bundesliga.
Erstmals trafen beide Teams in den ersten zwei Minuten. Nach dem schnellsten 1:1 in der Ligahistorie zeigten die Gastgeber eine Woche nach der ersten Niederlage beim 1:2 in Mainz die von Kompany erhoffte Sieg-Reaktion. Der frühere Leipziger Konrad Laimer (25. Minute), Joshua Kimmich (36.), Leroy Sané (75.) und Alphonso Davies (78.) trafen fast nach Belieben gegen erstaunlich lasche Leipziger, die schon in der Winterpause schienen.
Musiala war in Kiel noch schneller
Ein Kane-Tor war gar nicht nötig. Der Engländer unterstrich aber drei Wochen nach seinem Muskelfaserriss ohne Anlaufzeit gleich in den ersten Sekunden seine große Bedeutung. Den Ball von Kimmich leitete der Stürmerstar per Hacke auf Michael Olise weiter, der Musiala bediente. Der 21-Jährige traf im 13. Ligaspiel der Saison schon zum neunten Mal. Gegen Kiel hatte Turbostarter Musiala beim 6:1 im September noch früher getroffen – nach 14 Sekunden.
Im Gegensatz zum FC Bayern agierten die Gäste, die den Rekordmeister im Sommer 2023 beim Kane-Debüt im Supercup in München beim 3:0 demontiert hatten, zaghaft, schüchtern und am Ende fast ohne Gegenwehr. Von der früheren Leipzig-DNA war außer beim Ausgleich durch das sechste Saisontor von Sesko nach Vorarbeit von Loïs Openda nur sehr wenig zu sehen. Allrounder Laimer, der sich am Tag vor dem Spiel über die Geburt seines ersten Kindes freuen konnte, stellte die Zeichen nach feinem Zusammenspiel mit Olise wieder auf den nächsten Bayern-Heimsieg zum Jahresabschluss.
Symptomatisch für die mangelhafte Leipziger Defensivarbeit war das 3:1 durch Kimmich. Musiala spielte den ebenfalls einst für RB spielenden Münchner Mittelfeldchef an, der unbedrängt aus über 20 Metern für den Pausenstand sorgte. Die Bayern konnte es verschmerzen, dass Kane nach vier verpassten Pflichtspielen bei diversen Schussversuchen nicht selbst traf (16./39.). Mit Applaus des Münchner Publikums verließ Kane nach 86 Minuten den Platz.
RB-Coach Marco Rose, dem zuletzt durch zwei Siege am Stück der Umschwung in der Liga-Saison erstmal geglückt war, reagierte zur zweiten Hälfte mit einer Systemumstellung. Er stellte von Dreier- auf Viererkette um. Die Topchancen verbuchte aber alleine der FC Bayern, der durch Minjae Kim, Musiala, Sané und Olise die frühe Entscheidung zunächst mehrmals verpasste (50.). Den krassen Leistungsunterschied zwischen beiden Teams machten die Bayern dann aber doch noch auch im Ergebnis deutlich.
Einen zusätzlichen Schreck gab es für Leipzig kurz vor Ende des Spiels. Der 27 Jahre alte Benjamin Henrichs blieb kurz vor dem Schlusspfiff im Rasen hängen und ging ohne Gegnereinwirkung zu Boden. Als Schiedsrichter Daniel Siebert das Spiel nach wenigen Minuten Nachspielzeit abpfiff, wurde Henrichs noch lange auf dem Rasen behandelt. Später wurde er auf einer Trage abtransportiert. Trainer Rose befürchtet eine „schwere Sprunggelenksverletzung“, Ko-Trainer Alexander Zickler sprach vom Verdacht auf einen Achillessehnenriss. Henrichs war bislang in allen 15 Bundesliga-Spielen der Sachsen auf dem Rasen.
Nach dem spektakulären Jahresabschluss sagte der FC Bayern die geplante Weihnachtsshow auf dem Rasen ab. Klubchef Jan-Christian Dreesen sprach zu den Fans, der mutmaßliche Anschlag auf einem Weihnachtsmarkt in Magdeburg ließ auch das Showgeschäft Fußball-Bundesliga für einen Moment stillstehen, das 5:1 in den Hintergrund rücken. „Dass ich hier stehe, haben wir uns völlig anders vorgestellt“, sagte Dreesen, der von einem „grauenvollen“ Anschlag sprach. Die Spieler schauten betreten, der Tölzer Knabenchor sang „Stille Nacht, Heilige Nacht“.