Mehr als vier Stunden dauerte die Abendauktion bei Sotheby’s in London, auf der die spektakulärsten Objekte aus dem Nachlass des Queen-Frontmanns Freddie Mercury versteigert wurden. Sie geriet zum fulminanten Erfolg: Das Auktionshaus hat seine höchsten Schätzungen für diese erste von sechs Auktionen des umfangreichen Inventars aus der Londoner Villa von Freddie Mercury weit übertroffen. Die 59 Lose des Abends – von insgesamt 2349 Losen der Auktionsserie – spielten netto 12,2 Millionen Pfund ein. Das sind fast fünf Millionen mehr als die höchste Prognose. Indem das Auktionshaus am Schluss noch das einzelnes Los, das zuvor durchgefallen war, ohne Reserve verkaufte, gelang eine sogenannte „White Glove Sale“, wie Versteigerungen, bei denen alles unter den Hammer kommt. Damit hat Sotheby’s schon nach der ersten Mercury-Auktion die von sieben bis elf Millionen Pfund übertroffen, mit denen die Firma den Gesamterlös der Suite veranschlagt hatte.
Bei dem Hype rund um die Auktionsserie ist das keine Überraschung: 140.000 Besucher waren aus aller Welt gekommen, um die die Vorschau zu besichtigen. Vor der Abendauktion waren bereits 19.000 Online-Gebote für den Nachlass abgegeben worden, den Mary Austin, die ehemalige Lebensgefährtin und enge Vertraute Freddie Mercurys von ihm geerbt hatte. Mehr als dreißig Jahre hatte sie mit diesen Besitztümern in dem Haus gelebt, das der 1991 an Aids gestorbene Mercury ihr vermachte, weil er meinte, dass es ihr als der Frau zustehe, die er geheiratet hätte, wenn er nicht Männern zugeneigt gewesen wäre. Jetzt hat Mary Austin beschlossen, sich davon zu trennen. Mit 72 Jahren will sie den Nachlas regeln und eine neues Kapitel aufschlagen, bevor es zu spät ist.
Zu den Klängen von „We Will Rock You“ abwechselnd auf den Tisch und in die Hände klatschend, brachten die Sotheby‘s-Spezialisten die Abendauktion in Gang. Sie hatten sich mit Smoking und glitzernden Pailletten in Schale geworfen. Der Empfehlung, Abendgarderobe zu tragen, obwohl die Veranstaltung schon um fünf Uhr nachmittags begann, ist das Publikum an diesem heißen Spätsommernachmittag allerdings nicht gefolgt. Ein tätowiertes Freddie-Mercury-Double im weißem Unterhemd und eine Frau im Replikat der mit pfeilartigen Satinapplikationen in Regenbogenfarben versehenen Jacke, die der Sänger sich für Tournee von 1982 machen ließ, sorgten für Farbe. Das mit bis zu 15.000 Pfund taxierte Original der Jacke, das die Frau vergeblich zu ergattern suchte, erzielte 160.000 Pfund. Es war ein von mehreren Outfits aus dem Nachlass, die zum Aufruf kamen, darunter auch die Krone und der Königsmantel vom letzten Live-Auftritt Queens, die einen Hammerpreis von 500.000 Pfund erzielten gegenüber einer Höchstschätzung von 80.000 Pfund.
Ganze vierzehn Minuten dauerte es, bis der Hammer schließlich bei 325.0000 auf das Los fiel, mit dem die Auktion lanciert worden war: das mit Graffiti von Fans übersäte Gartentor, das die private Welt des flamboyanten Performers von der Außenwelt abgeschirmt hatte. Der Yamaha-Flügel,auf dem Mercury den Hit „Bohemian Rhapsody“ komponierte hatte, erwies sich zwar mit einem Hammerpreis von 1,4 Millionen Pfund als das teuerste Los, war aber mit dem Manuskript für „Bohemian Rapsody“, das es auf 1,1 Millionen Pfund brachte, eines der wenigen Lose, die hinter den Erwartungen zurückblieben.
93 Prozent der Lose haben die höhere Schätzung übertroffen. Fast sechzig Prozent der 2000 registrierten Bieter aus mehr als sechzig Ländern waren neue Kunden. Bei jedem Hammerschlaf klatschte das Publikum, es applaudierte sogar, als das sentimentale Bild von Eugen van Blaas durchfiel, das dann später doch noch einen Käufer fand. Der silberne Schlangen-Armreif, den Mercury im „Bohemian-Rhapsody“-Video trug, wurde trotz Verschleißerscheinungen einem Online-Bieter für 550.000 Pfund zugeschlagen.
Der Auktionator Oliver Barker, dessen Geschick maßgeblich zum Erfolg beitrug, sagte, die Welt habe durch die auf der Auktion erstmals der Öffentlichkeit präsentierte Seite Freddie Mercurys als Liebhaber schöner Dinge ein anderes Bild von ihm gewonnen.