Vor dem mit großer Spannung erwarteten Darts-Aufeinandertreffen mit dem 40 Jahre jüngeren Luke Littler war Raymond van Barneveld in Redelaune. Fast eine Stunde sprach der Niederländer an diesem Freitag nach seinem Sieg über den Waliser Jim Williams in London vor der Presse. Williams war aber kaum Thema, stattdessen ging es fast nur um Littler als nächsten Rivalen. Barneys Botschaft war klar: Ich bin bereit für den Jungspund. „Ich bin einer der Unsterblichen in diesem Sport“, verkündete der 56 Jahre alte Niederländer stolz.
Als van Barneveld am 1. Januar 2007 seinen fünften und bisher letzten WM-Titel einfuhr, war Littler (16) noch nicht geboren. Das passierte genau 20 Tage nach dem denkwürdigen Finale zwischen Barney und Englands Legende Phil Taylor, der Littler nun berät. Das bevorstehende Achtelfinal-Duell zwischen Jung und Alt, das altersmäßig auch Opa gegen Enkel sein könnte, elektrisiert an diesem Samstag (21.30 Uhr bei DAZN und Sport1) auch deshalb die WM im Alexandra Palace.
„Michael ist ein toller Kerl“
Und der bisher so starke Debütant Littler heizt die Vorfreude von Fans und Experten weiter an. Am Freitag postete der Engländer bei X (früher Twitter) ein Video von sich im Alter von drei Jahren, als er seinen damaligen Helden van Barneveld bei dessen WM-Triumph im Ally Pally imitiert. „13 Jahre später treffe ich höchstpersönlich auf die Legende und das auch noch auf der größten Bühne der Welt“, schrieb Littler zu dem kurzen Video, bei dem er ein England-Trikot von Steven Gerrard trug.
Mit Teleshopping bei prächtiger Aussicht wird es unterdessen diesmal nichts für Michael Smith. Der entthronte Darts-Champion aus England muss sich nicht nur als Titelverteidiger bei der WM verabschieden, sondern wird am 4. Januar nach genau einem Jahr auch seinen Status als Nummer eins verlieren. „Michael ist ein toller Kerl. Aber es konnte nur einen Gewinner geben und ich bin froh, dass es mein Abend war“, sagte Chris Dobey nach seinem furiosen 4:0 über Smith am späten Freitagabend.
Im Vorjahr hatte dieser mit starken Doppelquoten den WM-Triumph geschafft und in der folgenden Nacht Teleshoppingsendungen in seinem Hotel angeschaut – in der Ecke war die riesige Sid Waddell Trophy zu sehen.
Diesmal ist der Abschied vom Alexandra Palace in London deutlich nüchterner ausgefallen. Die Achtelfinal-Klatsche gegen den exzellenten Dobey war höchstens in dieser Deutlichkeit überraschend. Schon gegen Kevin Doets (3:2) und Madars Razma (4:1) hatte der Bully Boy, wie Smith genannt wird, Schwächen offenbart. Der letzte Darts-Profi, der zweimal nacheinander Weltmeister wurde, bleibt damit der Schotte Gary Anderson (2015 und 2016).
Das Jahr seit dem WM-Titel verlief für den 33 Jahre alten Smith höchst durchwachsen. 13 Profis spielten im Kalenderjahr 2023 mehr Preisgeld ein als der Engländer, der auch deshalb nun als Nummer eins abgelöst wird. Kandidaten dafür sind der Niederländer Michael van Gerwen und Luke Humphries aus England. Die Rangliste beim Weltverband PDC berechnet sich über einen Zeitraum von zwei Jahren.